Massives Problem in der Diskussion um #Klimaschutz:
Wir reden über sehr unterschiedliche Dimensionen von Gefahren, die es abzuwehren gilt - & entsprechend unterschiedliche Ansätze, was & wie viel & wie schnell zu tun ist.
1. Die ferne abstrakte Bedrohung: sind oft Menschen, die noch immer konsequent von ‚Klimawandel‘ sprechen. Denken, der ‚Wandel‘ vollziehe sich langsam & halte auch ein paar positive Überraschungen bereit. Haben Kipppunkt oft nicht verstanden, entsprechend auch nicht die Akutheit.
2. Die nicht ganz so abstrakte, aber immer noch ferne Bedrohung: „Schon alles schlimm, aber trifft ja frühestens meine Ur-Enkel. Und bis 2050 kriegen wir das schon hin, ne?“ Fliegt mit schlechtem Gewissen & beschäftigt sich lieber nicht zu genau mit den Auswirkungen.
3. Die sehr konkrete & akute Bedrohung der eigenen Lebensgrundlagen: kennt (& fürchtet) die Auswirkungen auf sein eigenes Leben in 10, 20, 30 Jahren. Wird von Typ 1&2 oft als Alarmist:in bezeichnet, obwohl seine/ihre Sicht die einzige ist, die von der Wissenschaft getragen wird.
Die Leugner:innen hab ich hier rausgelassen, ich halte ihren Einfluss für vergleichsweise gering. Das Problem sind vor allem Typ 1&2, sie verzögern & verhindern effektiven Klimaschutz. Weil immer etwas anderes wichtiger ist. Weil ihnen nicht bewusst ist, dass sich wohl fast alle
Leider ist der Anteil von Typ 3 extrem gering, auch & vor allem unter Politiker:innen & Journalist:innen, die den öffentlichen Diskurs über #Klimaschutz jedoch maßgeblich bestimmen.
Typ 3, etwa @sciforfuture & @FridayForFuture, nehmen sie nicht ernst nehmen. Bzw. so ernst, wie Typ 2 halt denkt, dass die Klimakrise sei. Typ 2 & 3 können stundenlang über Klima sprechen, ohne dass Typ 2 realisiert, dass es akuter sein könnte. Auch weil Typ 3 Gefahren oft nur
andeutet, aus Angst, sich zu sehr aus dem Fenster zu lehnen & als Apokalyptiker abgetan zu werden. Und so tanzen wir seit Jahren mehr oder weniger fröhlich umeinander rum & kommen nicht weiter 🤯
Deswegen trifft der @bundesrat solch unverantwortliche Entscheidungen. Deswegen
bleibt der mediale Aufschrei dazu ebenso aus, wie zum #Kohleausstieg 2038, dem #GAPgate oder den Plänen für das Corona-Finanzpaket der EU.
Entweder wir ändern den Diskurs. Oder Typ 1, 2 & 3 werden es zusammen in allerspätestens 30 Jahren bereuen, dass Typ 3 recht behalten wird.
Ps.: Hauptsächlich Typ 3 liest diesen Thread & nimmt die Aussagen ernst. Typ 1 scrollt eh weiter, Typ 2 verdrängt (aus gut erforschten & menschlich verständlichen Gründen, die die Situation aber letztlich verschärfen), dass das was mit ihm/ihr zu tun haben könnte ... #Klimakrise
Nachtrag: Das Krisenbewusstsein von Typ 1 und Typ 2 mag mit der Hochwasserkatastrophe in Deutschland, der Hitzewelle in Kanada & den Bränden in Südeuropa diesen Sommer gestiegen sein. Ich halte aber das nach wie vor für eine grundsätzlich passende Kategorisierung.
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Die Jury des @mediummagazin hat mich unter die Journalist*innen des Jahres 2022 im Bereich Wissenschaft gewählt.
Das ist eine schöne Anerkennung meiner Arbeit, aber um ehrlich zu sein: Es fällt mir schwer, mich darüber zu freuen 🧵 #jdj2022
Ich mache das hier jetzt seit zweieinhalb Jahren, und obwohl ich sehe, dass sich etwas bewegt – dass Kolleg*innen etwas bewegen –, ist das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Veränderung nicht ansatzweise da, wo wir es bräuchten.
Mir ist schon klar, dass zweieinhalb Jahre nicht besonders lang sind, wenn man versucht, etwas grundlegend zu verändern; mir ist auch klar, dass viele andere schon sehr viel länger daran arbeiten.
Heute Abend wird mit dem #Reporterpreis einer der renommiertesten Preise der Journalismus-Branche verliehen, viele großartige Kolleg*innen sind nominiert, darunter einige wirklich gute klimajournalistische Beiträge.
Das freut mich, aber das reicht nicht 🧵
Eigentlich wollte ich einen langen und elaborierten Thread dazu schreiben, aber ich habe keine Energie dafür, und ich habe das alles hundertfach erzählt.
Falls es interessiert, hier ein paar Beiträge von mir, die nichts an Aktualität verloren haben:
{Vorab ein paar andere Tipps: Gutes Sammelwerk mit Beiträgen von tollen Kolleg*innen gibt es hier. @uebermedien scheint zuletzt auch aufgewacht. @wblau folgen lohnt sich sowieso, der twittert mit einer Kraft und Ausdauer, die ich gerade nicht habe 😅} oekom.de/buch/medien-in…
Mehr Faktenchecks würden den Meinungsbeiträgen @tagesschau wirklich gut tun. Ich finde Meinungspluralismus wichtig, und natürlich kann man die Proteste der Letzten Generation kritisieren.
Aber in dem Beitrag gibt es zwei grundlegende Logikfehler – die sind keine Meinung:
1. Nur weil man schon mal dachte, es gäb keine Zukunft, ist das heute nicht falsch.
Politische Proteste haben dafür gesorgt, dass damals u.a. die Ursachen des Waldsterbens gestoppt wurden. Genau das versuchen die aktuellen Proteste: Die Ursachen der Klimakatastrophe zu stoppen.
Die Bedrohung eines Atomkrieges war damals eine - extrem reale - Gefahr. Auch sie wurde u.a. aufgrund des politischen Drucks aus der Öffentlichkeit eingehegt.
Die Ängste davor waren nicht unsinnig, die Proteste dagegen nicht übertrieben. (Kurze Google-Suche: Präventionsparadox)
Als ich den Text veröffentlichte, war mir noch nicht lange klar, wie akut unsere Lage eigentlich ist. Das war mir erst 8 Wochen vorher bewusst geworden, und es hatte mich damals wie ein Schlag erwisch, denn schließlich war ich zu dem Zeitpunkt seit 10 Jahren Journalistin.
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Wie konnte es sein, dass ich nicht wusste, was die Klimakrise mit meinem Leben zu tun hat? Und das nachdem @FridayForFuture das Thema seit 2 Jahren in dem Mittelpunkt gerückt und ich fast täglich dazu gelesen hatte?
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Hallo #Klimatwitter, hallo #AcademicTwitter, bevor sich alle in den hart verdienten Urlaub zurückziehen: Ich brauche eure Hilfe.
Ich habe etwas geschrieben, was langes, und bevor das veröffentlich wird, würde ich mich freuen, wenn ein paar Expert:innen entsprechende Stellen ...
gegenchecken könnten. Ich würde dann sehr viel besser schlafen in den kommenden Wochen. Und der Sache wäre es auch zuträglich, wenn ich keine vermeidbaren Fehler, veralteten Daten oder unzulässigen Zuspitzungen drin habe. Mal geht es um 2 Absätze, mal um 10, mal um 1 Kapitel.
Alles in diesem Text ist richtig (soweit ich das beurteilen kann) & natürlich kann es nicht unsere Aufgabe sein, klimapolitische Maßnahmen immer zu bejubeln. So jedoch werden sie vor allem zerredet, das Verständnis für die (erwiesenermaßen) notwendigen Maßnahmen wird geschmälert.
Hier fehlen zwei wichtige Dimensionen:
1. Das Ziel ist nicht "Klimaneutralität bis 2050, weil die EU das will", sondern das Ziel ist es, unser aller Lebensgrundlagen zu schützen. Gebäude zu dämmen ist ein unsexy aber extrem notwendiger Teil davon.