Corona-Update Freitag, 13.11.2020: Zunächst der Blick in die Welt: Inzidenz weltweit stagniert, weil in Europa immer mehr Länder die Ausbreitung gestoppt haben und im Rest der Welt eher Ruhe ist, außer in den USA, die die EU bald wieder übertreffen könnten ourworldindata.org/coronavirus-da…
Hier einige Länder in Europa, die ihren Ausbruch unter Kontrolle gebracht haben, plus Israel, das auch als warnendes Beispiel dienen kann: ourworldindata.org/coronavirus-da…
Israel hatte Anfang August einen Ausbruch scheinbar unter Kontrolle gebracht, der etwa dem derzeit bei uns entspricht, aber 3 Wochen, nachdem die Zahlen stagnierten, wurde es ab Anfang September noch um ein vielfaches schlimmer, bis am 18 Sept. der Lockdown erfolgte.
Es hat in Israel vom 18.Sept bis 10. Okt. gedauert, also über 3 Wochen, bis die Zahlen wieder auf dem Niveau vom Lockdownbeginn waren, und bis zum 10 Nov., also 7 Wochen, bis man unter 50/100.000/7 Tage war - mit Ausgangsperre.
In Tschechien hat ein superharter Lockdown vom 22.Okt. knapp 2 Wochen bis zum 4. Nov. gebraucht, um auf Zahlen wie bei Lockdown-Anfang zu kommen, und wird noch Wochen bis Monate brauchen, um unter 50 zu kommen.
In Belgien gab es regional unterschiedliche Verschärfungen am 6., 9., 10., 12., 13., 14., 15., 19., 23., 24., 25. und 27. Okt., die am 29. für ganz Belgien vereinheitlicht und ab 2. November noch mal verschärft wurden. Aktuell, nach 4 Wochen, sind die Zahlen auf Niveau Mitte Okt.
Irland hat einen Ausbrauch, der vom Inzidenz-Peak und im Anstieg dem ähnelt, was wir in Deutschland bisher sehen; allerdings verläuft er bei uns etwas flacher, und es bleibt abzuwarten und zu hoffen, dass es sich bei uns ähnlich weiterentwickelt.
Hier die Gruppe der meisten europäischen Länder, wo die Zahlen derzeit (noch) ansteigen: Österreich und Italien sehen schlimm aus, Littauen und Serbien mit starkem Anstieg, Deutschland mit ähnlichen Zahlen wie Griechenland und die Ukraine. ourworldindata.org/coronavirus-da…
Nun ein genauerer Blick auf Deutschland: Wie erwartet neuer Tages- und 7-Tages-Rekord bei Infektionen (23.542 bzw. knapp 19.000), 7-Tages-R auf Basis Veröffentlichungsdatum bei 1,05-1,08. Zahl der Toten um 160 im 7-Tages-Schnitt. Läuft Infektionen 12-13 Tage hinterher.
Dass wir Ende nächster Woche noch mal Inzidenz-Rekorde sehen werden ist möglich, wird aber hoffentlich nicht eintreten. Im Peak dürften wir aber im 7-Tages-Schnitt um die 200 Tote pro Tag erreichen, wenn alles gut läuft, wenn nicht, mehr. Derzeit liegt der Wer bei knapp 160.
Die Top-30 auf pavelmayer.de/covid/risks/ weiter dominiert von Bayern, wobei in Brandenburg gerade der Landkreis Spree-Neiße einen massiven Ausbruch auf hohen Niveau erlebt und die Tabelle anführt, und auch das sächsische Görlitz kommt nicht zur Ruhe.
Im Ländervergleich Sachsen vor Berlin, Bayern, Hessen, NRW, Saarland und Hamburg, die alle über dem Bundesschnitt liegen. Nur Mecklenburg-Vorpommern unter 50 und mit Bremen zusammen einziges Land mit fallenden Zahlen, aber insgesamt verlangsamt sich der Anstieg.
In Berlin jetzt Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln und Spandau mit fallenden Neuinfektionen, Mitte der mit Abstand gefährlichste Bezirk, und in Reinickendorf geht es auch noch stark nach oben mit den Neuerkrankungen.
Bei den 7-Tage-Inzidenzen geht die Altersgruppe 80+ zurück, alle anderen Altergruppen stagnieren, wobei sich in der Altersgruppe 15-34 ein stärker Anstieg bei Schülern versteckt, den ich mir aber zu anderer Zeit gesondert ansehen werde.
Zum Schluss noch Verweis auf meine Thread von vor 3 Tage, wo ich einen Blick auf die Frage geworfen habe, welchen Einfluss denn das Wetter in Berlin auf die Zahlen gehabt haben könnte:
Kurz gesagt: Es sieht so aus, als wenn warmes Wetter mindestens zweimal einen Ausbruch in Berlin gestoppt haben könnte, und die aktuelle Wettervorhersage für Berlin ist so, dass derzeit zumindest keine Verschlechterung gegenüber dem Wetter vor dem Lockdown erwartet wird.
Für die Jahreszeit ist es derzeit jedenfalls ziemlich warm und trocken, so daß der Lockdown light für Berlin reichen könnte, aber die große Gefahr ist, dass wenn es kalt oder feucht wird, die Zahlen in 3-4 Wochen wieder hochgehen.
Derzeit aber besteht Hoffnung, dass wir vorerst an einer Katastrophe wie in Tschechien oder Belgien vorbeischrammen, wobei Verläufe aus anderen Ländern zeigen, dass es keinen Garantien gibt.
Wenn das mit der Wetterabhängigkeit so stimmt, wie ich vermute, könnte es auch sinnvoll sein, Maßnahmen abhängig vom Wetter zu lockern oder zu verschärfen aber es ist wohl kaum zu erwarten, dass das vorerst passieren wird.
Passt auf euch auf und bleibt bitte gesund!
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Es gibt einige kleine Updates auf pavelmayer.de/covid/risks/ : In vier neuen Spalten findet sich zum Vergleich nun die 7-Tage-Inzidenzrechnung im RKI-Stil und der Prozentsatz, wie viele Fälle dadurch jeweils unter den Tisch fallen.
Zum Hintergrund: Die vom RKI ausgewiesenen Inzidenzwerte berücksichtigen nur Fälle, bei denen die Meldung beim Gesundheitsamt nicht mehr als 7 Tage zurückliegt, auch wenn der Fall erst gestern bei RKI und in die Fallstatistik eingegangen und Teil heute neuerkrankt Gemeldeten ist.
Das führt dazu, dass Kreise, die länger zum Testen und Melden brauchen, deutlich weniger Fälle und eine niedrigere 7-Tage-Inzidenz im RKI-Dashboard haben, als es den in den letzten 7 Tagen berichteten Fällen entspricht. Diese Fälle listet meine Risikotabelle jetzt getrennt auf.
Kleines Corona-Deutschland-Update 10.11.2020: Die Zunahme der Neuinfektionen verlangsamt sich, 7-Tages-R knapp unter 1,1, Zunahme bei Sterbefällen auch verlangsamt, was entweder Zufall ist oder an Problemen bei der Datenerhebung liegt.
Im aktuellen Corona-Hotspot Görlitz scheint das Gesundheitsamt zusammengebrochen zu sein, hat gestern keine Meldungen abgegeben, wie 40 andere Landkreise auch. Ein Mittelwert von 5,2 Tagen und ein Median von 4 Tagen in Görlitz schlägt sogar das notorisch langsame Hamburg.
Das liegt sicher auch an Rückstaus beim Testen. Meine Eltern haben 7 Tage auf ein Testergebnis gewartet; angeblich geht ein Teil der Berliner Tests nach München. Zwar dauert es definitiv nicht überall so lange, aber nur rund die Hälfte der Ergebnisse ist am nächsten Tag da.
Corona-Update 6.11.2020: Neuer Tages- (21.056) und 7-Tages-Schnitt-Rekord (~17.000) in Deutschland, 7-Tages-R auf ~1,1 gesunken, aber Labore kommen nicht mit Testen hinterher.
Zahl der Tests bereits in der Vorwoche an der Kapazitätsgrenze, Positivenquote in KW44 nähert sich mit 7,26% weiter der Höchstmarke von 9,03% aus KW14 (Ende März), bei fast 4x Testanzahl und anderem Testregime.
Gemeldeter Probenrückstau bei 100.000 in KW44, aber "nur" bei 1/3 der Labore. Heisst: bei diesen Laboren fielen im Schnitt 1,5 Tage zusätzliche Wartezeit an. Tatsächlich vergehen vielen Fällen 4 Tage und mehr, bis ein Testergebnis vorliegt, bes. in HH, Sachsen, Bawü, Brandenburg
Gerade einen anekdotischen Bericht aus einem tschechischen Dorf bekommen. Jeder hat Freunde oder Verwandte, die infiziert sind, aber im Alltag verhalten sich die Leute, als gäbe es Ansteckung allenfalls unter Fremden.
Die Familie besucht munter übers Wochenende die Grossmutter, obwohl, obwohl die Freundin vom einen Enkel und Klassenkameraden vom anderen infiziert sind.
Die Großmutter besucht alle zwei Tage Freunde und Verwandte, um zu erzählen und zu hören, wer sich jetzt wieder alles angesteckt hat oder im Krankenhaus liegt oder tot ist.
Israel ist am 18. Sept. in den 2. Lockdown gegangen, am 29. stoppte der Anstieg der Neuinfektionen. Jetzt, knapp 5 Wochen später, nähern sich die Neuinfektionen wieder den 50/100.000/Woche und es wird gelockert. ourworldindata.org/coronavirus-da…
Tschechien hatte ab dem 5. Oktober den Notstand ausgerufen und Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht und Teilschliessungen von Schulen, Kultur- und Sporteinrichtungen verfügt, aber allgemeine Schul-, Betriebs- und Grenzschliessungen ausgeschlossen.
Am 21. Okt. wurden dann doch alle Schulen, Bars, Gastronomie, Hotels und Einzelhandel außer Lebensmittel dicht gemacht, nächtliche Ausgangssperre und Maskenpflicht im Freien und auch in PKWs verhängt; am 28. Okt. war dann der Höhepunkt erreicht, seitdem stagnieren Neuinfektionen.
Dass Flecktarn und Kampfstiefel am Schreibtisch albern ist und aussieht, geschenkt. Aber wie zusammengepfercht arbeiten die Leute da? Am Computer sitzend mit Maske, um zu telefonieren?Zusammen in einem Raum? Sind die nicht ganz dicht? Gesundheitsamt?! bz-berlin.de/berlin/mitte/l…
Schaut euch das Bild an. Mindestens einer von den Leuten auf dem Bild ist infiziert - oder wird es fast sicher in den nächsten zwei Wochen sein. Ich würde es ablehnen, unter solchen Bedingungen zu arbeiten, aber das sind ja Beamte und Soldaten, die kann man verheizen.
Die Masken bringen bestenfalls Faktor 10 - statt nach 1 Stunde ohne Maske steckt man sich mit Maske dann nach 10 Stunden an. Und überhaupt, das sind doch überwiegend Tätigkeiten, die man alleine aus dem Home-Office machen kann - wieso hocken die alle aufeinander?