es wird immer so viel negatives über social media gesagt, da muss ich mal ne lanze für twitter brechen. bei spezielllen großereignissen, wie jetzt der pandemie ist es ein so unfassbar gutes informationswerkzeug, wenn man damit umgehen kann. nirgends werde ich besser informiert.
ich bin in den letzten monaten so vielen expert*innen gefolgt, die mich ständig mit news, einschätzungen und studien versorgen. keine redaktion kann da mithalten.
klar, es schwimmt auch viel müll rum. medienkompetenz besteht darin, die trottel auszusortieren.
das ist auch wahrscheinlich sogar das shortcoming der redaktionen. sie schaffen es einfach nicht, die trottel auszublenden. immer noch ein streeck-interview, eine fleischhauerkolumne und leute wie gabor steingart dürfen sogar chefredakteuer spielen. es gibt keine qualitätsfilter
wir sollten mehr über gute follow-praxis reflektieren und diskutieren. wie schaffe ich mir ein netzwerk aus verlässlichen quellen, unter der annahme, dass einzelne knoten immer nur bedingt verlässlich sind und es immer auch die möglichkeit der korrektur durch gegenposition gibt.
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es gibt dieses narrativ, auch bei linken u. liberalen, dass diese ganze post-truth-problematik auf die hegemonie postmoderner/poststrukturalistischer theorie zurückzuführen sei. das ist natürlich quatsch. aber ich würde sogar sagen, das gegenteil ist der fall. let me explain.
das narrativ geht so: durch das insistieren der poststrukturalisten, dass es keine objektive wahrheit gäbe, seien dem gesellschaftlichen diskurs gewissermaßen die ankerpunkte abhanden gekommen. jeder kann jetzt fröhlich alles als wahrheit deklarieren und sich darauf berufen.
doch abgesehen davon, dass es empirisch eine herausforderung sein düfte, unter trump-anhänger*innen und corona-leugner*innen versprengte derrida-leser*innen zu finden, macht es allein deswegen keinen sinn, weil niemand so felsenfest von der wahrheit überzeugt ist wie die spinner.
im grunde ist die neue @rezomusik-vorlesung (danke @NoisyNarrowBand) ein konstruktiver und ich finde durchdachter vorschlag zum umgang mit der medienkrise, insbesondere der vertrauenskrise der medien. thread.
medienkrise zusammengefasst: das internet beendete die 150 jährige monopolisierung des öffentlichen diskurses durch die massenmedien. jeder kann jetzt journalist sein, bzw. jeder kann sich jetzt in die journalistenpose werfen. ich gehöre zu den befürwortern dieser entwicklung.
aber auch ich musste verstärkt seit 2016 mit ansehen, wie das gesamtsystem erodierte und leute wie alex jones, jebsen, breitbart und politically incorrect alle standards erodierten und die grenze zwischen journalismus und verschwörungstheorie immer weiter verwischten.
die neuen erkenntnisse bezüglich dispersion, der rolle von superspreading events und clustern geben anlass nochmal das konzept der tracing-app zu bewerten. thread:
ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die api sich aufgrund der bevorzugten übertragungswege (innenräume, aerosol, dauer wichtiger als abstand) vom derzeitigen konzept verabschieden sollte und stattdessen tracken sollte, wann man sich mit menschen in innräumen aufhält.
das superspreading verschiebt den auftrag von contact-tracing ein weiteres mal. contact-tracing soll übertragungsketten durchbrechen, indem menschen gewarnt werden, dass sie mit kranken in kontakt waren, um sich zu isolosieren. das ist immer noch richtig, aber kommt etwas hinzu.
hans-georg maaßen gibt uns ein rätsel auf, mit dem es sich zu beschäftigen lohnt. vor seiner karriere als nazi-troll war er nämlich als verfassungsschutzpräsident weitläufig angesehen. seehofer, war nicht der einzige, der ihn mit dem verweis auf seine „kompetenz“ verteidigte.
da fragt sich doch: wie konnte maaßen sein rechtsradikales weltbild und sein hang zu rassistischen verschwörungstheorien so lange vor den leuten mit denen er täglich interagierte - internationale kollegen, polizisten, politiker, beamte, etc - verbergen?
je länger ich darüber nachdenke, scheint mir das unwahrscheinlich. aber die wahrscheinlichere variante ist leider die erschreckendere: er hat schon immer so geredet. doch im vertraulichen kontext wurde ihm das nicht als makel, sondern als ausweis seiner „kompetenz“ ausgelegt.
ich kann nachvollziehen aus welchen strageischen überlegungen sich die idee entspinnt, nuklear aufzurüsten.
es ist die frage: wem kann man noch trauen? deutschland hatte sich unterm nuklearen schirm der amerikaner immer sicher gefühlt. bis trump.
es gibt noch die französischen und die britischen kapazitäten. und dann kam brexit. und die franzosen? wer weiß, was mit denen in 5 jahren los ist.
also, nochmal: auf wen kann man noch vertrauen?
antwort: auf niemanden. also muss man selbst vorsorgen.
aber das ist falsch.
weil die analyse falsch ist. sie schaut auf die ebene der staaten und sieht überall nur noch wackelkanditaten.
das liegt aber daran, dass diese staaten innerlich zerrisen sind. nicht die staaten gehen ‚rogue‘ sondern große teile von deren bevölkerungen. die konflikte sind intern
mal ohne scheiß. leute wie morozov machen den vorschlag: kappt die kabel, schmeißt die apple hardware weg, verlasst facebook. stattdessen „digitale souveränität“ - „und wenn wir gras fressen müssen“ wie fidel castro anmerken würde.
und das kommt gerade bei vielen linken gut an.
ich versteh den affekt. „fuck nsa“, „fuck capitalism“. geil souveränität. hört sich erstmal toll an.
aber was ist die alternative? renationalisierte netze, weniger vielfalt, schlechtere services und hardware. und wofür? für „souveränität“? was ist das? wofür brauch ich das?
das ist halt so ein wagenknecht/lafontain-denken, das links blinkt, aber nationalistisch abbiegt. dass ressentiments schürt, angebliche unterdrückung imaginiert, gegen die wir uns - national- wehren müssen!
ich fühl mich aber gar nicht unterdrückt. ich weiß, ich sheeple, ich.