Sowas hier ist übrigens ein relativ gut erkennbares Warnsignal.
Achtet mal darauf. Verschwörungsmystiker verwenden oft in kleinen, unwichtigen und nicht überprüfbaren Details sehr konkrete Angaben. "Im geheimen Umschlag waren 351 Dollar",
"der Chip, der uns alle kontrollieren soll wird zwischen den Daumen und Zeigefinger der linken Hand injiziert", "es wurden 238 Straftaten von * begangen".
Gerade, wenn man die Information als Ottonormalsterblicher gar nicht besitzen kann, wird damit Insiderwissen angedeutet.
Und genaue Zahlen wirken automatisch zuverlässig.
Anders als, wenn ich sage, dass ich zwischen 90% und 100% sicher bin, dass ich damit recht habe.
D.h. nebenbei nicht, dass ihr bei allen genauen Zahlen nun eine Verschwörung wittern sollt. Nur, wenn nicht klar ist, wo sie herkommen und man sie auch nicht verifizieren kann.
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Auch, wenn ich mich freue, das meine Recherchen in den "Corman-Drosten-Review" als hilfreich empfunden wurde.
Was aber die Diskussion um den Report, um den Test der Charité und auch die PCR-Tests an sich vermissen lässt: Sie ist irrelevant.
Das möchte ich versuchen einzuordnen.
Denn ganz ehrlich: ich bin pissed.
Wir verschwenden unsere Zeit und Energie mit Scheingefechten, mit Lügnern und mit Menschen die Lügnern glauben (wollen).
So viel Zeit, die gerade Journalist:innen und Wissenskommunikator:innen NICHT damit verbringen können GUT zu informieren.
Weil Zeit und Energie dadurch aufgefressen werden, dass man sich tagtäglich abstrampelt gegen immer neue Falschbehauptungen und direkte Lügen aufzuklären.
Das ist ein Kampf, den man nicht gewinnen kann.
Tatsächlich müssen Menschen mit Behinderungen in der Pandemie nicht erst bei der Triage stärker als sonst um ihr Leben bangen.
Unser System ist strukturell behindertenfeindlich.
Ärzt:innen sind auch nur Menschen und dadurch geprägt.
MmB sind auch im Normalfall stärker gefährdet, dass man ihnen nicht zuhört, sie nicht ernst nimmt, sie verkindlicht, für inkompetent erachtet, Entscheidungen für das eigene Leben, die eigene Gesundheit zu treffen.
Das verschlechtert die Gesundheitsversorgung & verkürzt Leben.
Durch die Pandemie haben wir diese Situation auf Speed. Gestresste Ärzt:innen unter (Zeit)Druck, die jetzt noch weniger Zeit und Empathie für komplizierte Patienten haben als sonst. Und die nun noch möglicherweise noch offener für den Gedanken sind, dass MmB tot besser dran sind.
Ich werde in diesem Thread mal noch ein paar Beobachtungen zusammenfassen. Parallelen, die ich aus nun bald 8 Jahren Erfahrung mit Recherchen im Pseudomedizin-/Quacksalberbereich zu aktuellen Vorgängen ziehe.
Ich bitte aber, es als "Work in Progress" zu sehen, nicht als Beweise.
Ich sehe in der Corona-Rebellen-Bewegung ähnliche Narrative und Muster auftauchen, die bereits vorher etabliert waren. Massiv vor allem in der Impfgegnerszene.
Das ist nicht weiter verwunderlich, weil gegen das Impfen zu sein, ist sowas wie der kleinste gemeinsame Nenner vieler pseudomedizinischen und pseudowissenschaftlichen Strömungen.
Es ist auch die Einstiegsdrogen in pseudowissenschaftliches und auch verschwörunsmystisches Denken.
Für alle HaSt Du NiChTs BeSsErEs Zu TuN aLs LeUtE zU dIfFaMiErEn-Bärchen, die jetzt in meiner Timeline aufschlagen: Das zweiterlei Maß, mit dem ihr messt, merkt ihr schon selbst?
Natürlich haben die Mitglieder des "Consortiums" das Recht, >>
sich wissenschaftliche Arbeiten anzusehen, diese zu kritisieren und auch, bei ernsthaften Verstößen, einen Rückzug zu fordern.
Dieses Recht, wissenschaftliche Arbeit zu kritisieren, nehme ich mir selbst immer wieder heraus.
Aber ebenso ist es mein Recht - und das jedes anderen Menschen - mir anzusehen, wer es tut und warum.
Gerade, mitten in einer Pandemie, wenn eine solche Kritik geeignet ist, Unsicherheit zu verbreiten, Reputationen vielleicht sogar unrechtmässig zu beschädigen, und vor allem>
Warum tue ich das? Ich hab doch eigentlich anderes zu tun?
Aber ich musste jetzt mal schauen, wer da eigentlich hinter diesem "Corman-Drosten"-Review-Report steht.
Ein, "Internationales Consortium von Wissenschaftlern", so die Selbstbezeichnung. (1)
Da ist erst mal "Dr. Pieter Borger". Was ich auf die Schnelle über ihn finde, ist ziemlich fragmentiert. Laut seine, Profil auf Researchgate hat er für die Uni Groningen gearbeitet, für die University of Sydney, University of Basel und Zurich. (2)
Im Prinzip nicht der schlechteste Track-Record, aber er schreibt sonst sehr wenig dazu. Also er verschweigt, in welchen Funktionen er dort beschäftigt war. Aber er hat, laut Eigenauskunft, über 70 Artikel in "leading publications" veröffentlicht. (3)
Ich habe übrigens keinerlei Verständnis für Menschen, die dann, wenn sie eine Covid-19-Infektion im engeren Kreis erlebt haben, als geläuterte Sünder um die Ecke kommen. Gar keines. Ich bin da auch nicht bereit zu vergeben.
Auf Ängste und Unsicherheit reagieren sie mit Arroganz und der Hybris, es 'besser zu wissen'. Statt zu reflektieren, statt sich dem Problem zu stellen, dass sie mit der Pandemie und ihrer Akzeptanz haben, ignorieren sie nicht nur, sie schlagen um sich.
Das entläd sich in Drohungen gegen Drosten und andere Virologen oder Epidemiologen, die mit Gesicht und Namen in der Öffentlichkeit stehen. Es entläd sich gegen berichtende Journalisten.
Es entläd sich auch nicht zuletzt in Molotov Cocktails gegen das RKI.