Auch, wenn ich mich freue, das meine Recherchen in den "Corman-Drosten-Review" als hilfreich empfunden wurde.
Was aber die Diskussion um den Report, um den Test der Charité und auch die PCR-Tests an sich vermissen lässt: Sie ist irrelevant.
Das möchte ich versuchen einzuordnen.
Denn ganz ehrlich: ich bin pissed.
Wir verschwenden unsere Zeit und Energie mit Scheingefechten, mit Lügnern und mit Menschen die Lügnern glauben (wollen).
So viel Zeit, die gerade Journalist:innen und Wissenskommunikator:innen NICHT damit verbringen können GUT zu informieren.
Weil Zeit und Energie dadurch aufgefressen werden, dass man sich tagtäglich abstrampelt gegen immer neue Falschbehauptungen und direkte Lügen aufzuklären.
Das ist ein Kampf, den man nicht gewinnen kann.
Eine Lüge ist schnell in die Welt gesetzt. Sie aufzuklären dauert lange, braucht Sorgfalt und vor allem, die beste Aufklärung verteilt sich nicht so schnell und so weit wie eine Lüge.
Es ist ein Kampf, gegen Windmühlenflügel.
Okay, also warum ist die Frage, ob der Test der Charité funktioniert oder nicht und ob die Studie sauber war oder nicht irrelevant?
Weil dieser Test eine Krücke war.
Eine Krücke, damit die westlichen Länder, in denen es zu diesem Zeitpunkt noch keine oder wenige Möglichkeiten gab mit dem Virus direkt zu arbeiten, infizierte Menschen erkennen zu können.
Um dann Maßnahmen einleiten zu können, Personen isolieren zu können und - so die Hoffnung - ein Überspringen der Epidemie von China auf den Rest der Welt - also die Pandemie - verhindern zu können.
Ja, richtig, liebe Leute, die ihr glaubt, nur wegen dieses Tests hätten wir überhaupt eine Pandemie.
Er war ein frühes Werkzeug, das _erste_ Werkzeug, mit dem man hoffte, die Situation noch einfangen zu können.
Wir haben diese Situation nicht mehr. Das Virus ist seit Ende Januar zum ersten Mal in Deutschland aufgetaucht. Labore heute haben Zugriff auf das Virus und brauchen den Workaround, den das Team der Charité geschaffen hatte, nicht mehr.
Was den ersten SARS-CoV-2-PCR-Test so besonders macht, ist, dass das Team der Charié sich die in China veröffentlichten Daten angeschaut hat und dann auf Basis verwandter, nicht (aktuell) beim Menschen vorkommender Viren, eindeutige Erkennungsmerkmale einen Test gebastelt haben.
Das war ein Hack. Ein kleines, kreatives Kunststück. Die Leistung der Charité verdient Hochachtung. Sie war für eine gewisse Zeit eine Hoffnung, dass die Pandemie vermieden werden könnte. Leider hat die Natur des Virus plus menschliche Dummheit diese zunichte gemacht.
Inzwischen benötigt man den Workaround nicht mehr. Das Virus ist auf der gesamten Welt verfügbar. Leider.
Jedes Labor, jedes entsprechend eingerichtete medizinische Unternehmen kann eigene Tests entwickeln und viele tun das auch.
Ich habe mitgestoppt. Ich habe fast 30 Sekunden durch die Liste der in Deutschland zugelassenen SARS-CoV-2-Tests gescrollt: dimdi.de/dynamic/de/med…
Wenn also ein Hockertz behauptet, dass "alles an diesem Test" hinge, dann muss er wissen, dass diese Aussage nicht zutreffen kann.
Der PCR-Test der Charité ist weder der einzige Test, noch der maßgebliche, noch sind alle neuen Tests nach dem 'Rezept' der Charité gebaut. Ich wiederhole mich: es war ein Workaround. Eine Notlösung.
Die Diskussion, ob in dem Paper der Charité nun jedes Komma gestimmt hat und wer im Board des Journals gesessen hat, ist für die Frage, ob wir aktuell in einer Pandemie leben, irrelevant.
Ja, wir befinden uns in einer Pandemie.
Auch die Behauptung, im "Beipackzettel" des PCR-Tests stünde, dass dieser nicht zur Diagnostik zugelassen sei, ist an Absurdität nicht zu überbieten.
Ob sie von Menschen stammt, die es nicht besser wissen, oder von Menschen stammt, die es definitiv besser wissen (siehe Hockertz) und es dennoch Leuten erzählen, die es nicht besser wissen können: keine Ahnung.
Aber ein PCR-Test kommt nicht einzeln verpackt wie ein Schwangerschaftstest. Es ist ein Labortestverfahren, das bei dem größere Mengen von Tests zeitgleich durchgeführt werden. Es wird nicht jeder Test liebevoll von der Probenabnahme liebevoll einzeln durchgeführt.
Alleine der Gedanke an einen "Beipackzettel" wie man ihn von Medikamenten aus der Apotheke kennt, ergibt keinen Sinn und man kann ihn auch nur Menschen weis machen, die noch kein Labor von innen gesehen haben, schamlose Lügen nicht hinterfragen und Lügnern glauben _wollen_.
Auch die Behauptung, dass PCR-Tests per se unzuverlässig seien, per se nicht für die Diagnostik geeignet, sondern 'nur für die Forschung' ist, ist nicht nur unzutreffend und uninformiert, auch das ist eine Lüge und zwar eine sehr bösartige Lüge.
Selbst wenn es Tests gäbe, die 'nur für die Forschung' zugelassen wäre. Ich wiederhole mich. Die Zahl der verfügbaren Tests ist: 30 Sekunden Scrollen, oder auch 701 und sie sind zur Diagnostik zugelassen.
Korrektur: nicht alle dieser 701 Tests sind PCR-Tests. Es sind auch Antigen-Tests enthalten. Mit einer Suche finde ich "PCR" 213 Mal auf der Seite, aber der Begriff kommt in manchen Spalten mehrfach vor.
PCR-Tests gibt es seit den 80er Jahren und sie haben ihre Stärke wieder und wieder unter Beweis gestellt.
Mit PCR-Tests werden Erbkrankheiten und Mutationen aufgespürt - sprich: diagnostiziert.
PCR-Tests verdanken wir sichere Bluttransfusionen, denn sie werden verwendet, um Spenderblut auf HIV und Hepatitis zu untersuchen, bevor es einem Empfänger gegeben wird.
Mit PCR-Tests werden viele virale Krankheiten diagnostiziert, sie kommen bei Vaterschaftstests zum Einsatz, in der Forensik, in der Lebensmittelüberwachung.
Ohne PCR-Tests hätten wir HIV nicht mehr oder weniger im Griff und auch Tuberkulose nicht.
Zu sagen, dass PCR-Tests per se nicht funktionieren oder zu unsicher sind, ist ebenso gut wie zu sagen, dass die gesamte wissenschaftliche, kriminaltechnische und medizinische Zunft der letzten bald 40 Jahre in einem Fiebertraum gelebt haben. Nein, wir alle.
Denn wegen PCR-Tests können wir mit ruhigem Gewissen eine Blutkonserve empfangen und gehen kein tödliches Risiko ein.
Sich einreden zu lassen, dass PCR-Tests nicht könnten, _wozu sie entwickelt wurden_, ist, sich sehenden Auges an der Nase herumführen zu lassen.
PCR-Tests, also Polymerase-Kettenreaktion-Tests, sind kein jetzt hastig völlig neu entwickeltes einmaliges, fertig verkauftes Testkit, an dem sich eine Firma gesundstößt - wie Verschwörungserzählungen behaupten - es ist ein Verfahren.
Wie das PCR-Verfahren funktioniert, ist nicht mal so wahnsinnig schwer zu verstehen:
Wer also bisher den Verschwörungserzählungen glaubte, dass es nur einen Test gäbe, dass der unzuverlässig sei, dass im Beipackzettel dies und jenes stünde, der möge sich an Ängste erinnern, die er NICHT hat und nicht haben braucht - vor verseuchten Blutkonserven nämlich.
Und der möge dann mal hinterfragen, warum Menschen in der aktuellen Situation versuchen zu lügen und zu betrügen ... und warum er diesen Lügen bereitwillig zuhört.
Auch die Behauptung, PCR-Tests wären nicht aussagekräftig, weil sie nur die Infektion, aber nicht die Infektiosität nachweisen können, führt auf den Holzweg.
Ein PCR-Test ist nur ein Schnappschuss. Auch eine niedrige Virenlast sagt nur aus, dass der infizierte Mensch in dem Moment, in dem der Test abgenommen wurde, eine niedrige Virenlast im Rachenbereich trägt.
Der Test kann weder in die Vergangenheit, noch in die Zukunft schauen. Er kann nicht sagen, ob die Person ansteckend war oder ansteckend sein wird. Auch das kann nur vage an Hand von Symptomen und Symptombeginn über den Daumen gepeilt werden.
Oder eben, wenn man weiß, wo und wann eine Person sich angesteckt hat, halbwegs berechnen. Aber hier gibt es immer Unbekannte, die man nicht mit absoluter Sicherheit bestimmen kann. Der Verlauf von Covid-19 ist individuell.
Aber niedrige Virenlast kann auch daher rühren, dass der Test zu zaghaft abgenommen wurde.
Wenn man also einkalkuliert, dass in vielen Fällen der Test früh in der Inkubationszeit oder spät in der Inkubationszeit abgenommen wird und gerade ein Teil der Tests, der von ungeübtem Personal abgenommen wird, möglicherweise eine falsch-niedrige Belastung aufweist ...
... dann ist die Behauptung, dass die Tests massenhaft falsch-positive Ergebnisse zeigen würden, nicht nur lächerlich. Auch sie stellt die Situation bewusst falsch dar. Und das von Personen, die es besser wissen müssen.
PCR-Tests sind natürlich keine Rundrum-Glücklich-Lösung. Sie haben Limits. Es gibt Probleme. Die ausführende Person kann Fehler machen. Das Labor kann schlechte Materialien benutzt.
Aber zu glauben, dass die Personen, die PCR-Tests herstellen und anwenden, dass die Labors, die Mitarbeiter, diese Limits und Probleme nicht kennen, dass jedes 'Problem' das ein Verschwörungsmystiker ausgräbt, nun auch ein 'Beweis' für die Untauglichkeit sei:
dies zu Glauben ist an Arroganz nicht zu überbieten.
Das Menschen, die sich zum ersten Mal mit Viren oder Labordiagnostik beschäftigen, auf ein 'Geheimnis' stossen könnten, das man vor ihnen verborgen hat, spricht von einer unfassbaren Hybris.
Sie spricht vom Glauben, dass hochqualifizierte Berufe, von MTAs bis zum Professor für Virologie, lediglich die Erfüllungsgehilfen einer größeren Macht sind. Dass sie stur und stupide Dinge anwenden, deren Sinn und Hintergrund sie selbst nicht verstehen.
Sie überhöht die 'Einsicht' der Verschwörungsgläubigen in komplexe naturwissenschafliche Prozesse völlig und stellt eine unfassbare Missachtung von jahrelangem Lernen, Wissen und Expertise dar.
Ich muss mich wiederholen: Diese Hybris, zu glauben, man wisse es besser als Menschen, deren Beruf es ist, ist schwer auszuhalten und schwer zu begreifen.
Auch zu glauben, dass Labors eigentlich permanent pfuschen und Fehler machen, inkompetent sind und deswegen ständig Proben verschmutzt werden … falls das Spiegeln ist, dann möchte ich nicht wissen, wie die Menschen, die solche Behauptungen mittragen, ihren eigenen Job machen.
Natürlich kommen Fehler vor. Fehler sind menschlich. Aber einer ganzen Branche Pfusch zu unterstellen, ist - erneut - eine unfassbare Arroganz.
Genauso, sich isoliert deutsche Übersterblichkeitszahlen anzusehen, und zu behaupten, es gäbe ja gar nicht mehr Tote als üblich.
Wer sich auf einzelne 'Beweise' stürzt und das größere Bild nicht sehen _will_ der muss sich fragen lassen, was genau er damit bezweckt.
Denn Aufklärung, Wissensgewinn oder gar die Pandemie in den Griff zu bekommen, kann es nicht sein.
Die lauten 'Corona-Rebellen' richten gerade enormen Schaden an. Ich zweifle nicht, dass ihr Wirken, die Skepsis bei Politikern erhöht hat, wem sie nun glauben sollen.
Ich zweifle auch nicht daran, dass sich schwache Politiker, die sich vor frühen und einschneidenden Maßnahmen und dem Ärger der betroffenen Branchen fürchteten, nur zu gerne den Einflüsterungen zugehört haben.
Von einigen Politikern im Osten Deutschlands wissen wir ja sogar von entsprechenden Treffen.
Diese scheinbare Ungewissheit (es gab keine, hat man _Experten_ zugehört) hat gerade jetzt im Herbst Initiative verzögert.
Der 'Shutdown-Light' der nichts anderes tut als eine unangenehme Situation in die Länge zu ziehen, wird gerade Gastrounternehmen und die Veranstaltungsbranche sehr viel härter treffen, als kurze und harte Maßnahmen.
Mit "The Hammer und the Dance" wären wir sehr wahrscheinlich mit nur leicht gerupften Federn durch die Pandemie gekommen. "The Wollpuschel and the Limbo" hat nicht den gleichen Effekt.
Wir befinden uns in einer Pandemie. Seit 10 Monaten. Man bemerkt es, sogar dort, wo man es nicht erwartet.
Gestern starben 432 Personen an Covid-19. In den ersten 4 Tagen des Dezembers starben 1785 Menschen.
Wir wissen noch nichts, gar nichts, was wir an Langzeitschäden zu erwarten haben, aber die Long-Covid-Fälle, die wir bereits haben, geben einen Vorgeschmack.
Covid-19 ist nicht binär.
Es ist nicht wie HIV, entweder infiziert oder nicht infiziert, entweder ausgebrochen oder nicht ausgebrochen.
Es ist: symptomatisch und dann lass uns mal schauen, welchen Teil aus dem großen Wunderkasten hat sich SARS-CoV-2 bei dir herausgepickt.
Und jetzt noch was in eigener Sache. 2009, als ich meinen ersten Vorgeschmack bekam, was es heißt, ins Visier von Trollen geraten zu sein, hatte ich mir einen Vorsatz genommen:
Ich lasse mich nicht durch Angstmacherei zum Schweigen bringen. Ich lasse nicht Angst bestimmen, was ich schreibe oder nicht. Was ich sage oder nicht. Wofür ich mich einsetze oder nicht.
Ich habe im Verlauf dieses Jahres viel nicht geschrieben, was ich gerne hätte schreiben wollen.
Weil ich andere Baustellen hatte. Weil es viel kompetentere Menschen zum Thema gibt.
Aber auch, weil ich keine Lust auf Menschen hatte, die nicht sich nicht mit der Realität abfinden wollen und glauben, wenn sie jene, die die Realität aussprechen, niederschreien, würde sich etwas an Tatsachen ändern.
Ich hatte keine Lust, tagelang Menschen zu haben, die sich auf meinem Account austoben, die gebetsmühlenartig 'Beweis' um 'Beweis' vorbringen, denen man versucht einen Punkt nach dem anderen zu erklären und die dann wieder mit dem nächsten 'Beweis' um die Ecke kommen.
Ich hatte keine Lust, auf Menschen, die glauben wollen, statt verstehen zu wollen, was abläuft.
Ich hatte keine Lust auf Trolle und vor allem keine Lust auf aggressive Trolle.
Das heißt, ich habe mich doch von dem Verhalten der 'Corona-Rebellen' in meinem Verhalten beeinflussen lassen.
Mir ist vorgestern anders geworden, als ich gesehen habe, wie die Mitglieder des "Consortiums" auf niederländische Journalisten und andere Twitterer losgehen.
Mit ist gestern ganz anders geworden, als ich gesehen habe, wie massiv Horden von Trollen und einige besonders aggressive Trolle auf niederländische Kollegen losgegangen sind, die über das "Consortium" berichtet haben.
Mir wird anders, wenn ich sehe, welchen Anfeindungen sich @KorinnaHennig ausgesetzt sieht. Nur weil sie tut, was sie kann: einen richtig guten Job machen.
Mir wird anders, wenn ich sehe, was jeder Journalist abbekommt, der über die Pandemie berichtet, solange nicht nur die genehmen 'Experten' gehört werden. Und wie viel aggressiver das nochmal gegen Journalisinnen ist.
Das muss aufhören.
Wer mit Aggression, wer mit Anfeindungen und Drohungen gegen Journalist:innen vorgeht, der weiß, dass er nichts in der Hand hat. Der weiß, dass er die Realität nicht auf seiner Seite hat. Der weiß, dass sein Phantasiegebilde auf Sand gebaut ist.
Denn nur dann braucht man Drohungen und Hass, um zu verhindern, dass man die Realität vor Augen gehalten bekommt.
Und das ist schwach. Das ist klein. Das ist jämmerlich.
Wer es nötig hat, das Berichten über Tatsachen zu verhindern, in dem er Menschen Angst macht oder schlicht deren Leben zu Hölle, der hat auf jeden Fall nichts Gutes im Sinne.
Der will nicht, das wir gut durch die Zeit kommen.
Der will nicht, dass die Phasen die wir uns einschränken müssen, möglichst kurz bleiben.
Der will nicht, dass wir das Virus verstehen und beherrschen.
Der will, dass das Virus uns beherrscht. Der will, dass mehr Menschen sterben, als nicht zu verhindern ist.
Und jedes neue Gerücht verhindert und will verhindern, dass Menschen gut informiert sind. Weil es Kräfte bindet. Wie auch der Corman-Drosten-Report nichts mehr tun soll, als Kräfte zu binden und mit sinnloser Arbeit von wichtiger Arbeit abzuhalten.
Corona-Rebellentum ist menschenfeindlich, wissenschaftsfeindlich, wirtschaftsfeindlich und informationsfeindlich.
Es reicht.
P.S. Ich gehe nicht davon aus, dass ich nochmal weiter an den Hintermännern und -frauen des Corman-Drosten-Reports recherchiere. Nicht, weil ich Angst vor den Folgen hätte, sondern weil es mich schon zwei Tage gekostet hat.
Es ist Arbeit, die mir niemand zahlt*, mich aber von Arbeit abhält, die Geld reinbringt.
*Ich möchte mich aber nochmal bei den Personen bedanken, die mir etwas ins Spendenkässchen geworfen haben. Das federt das etwas ab. Danke!
Für jemanden der was mit 'with history' studiert hat, ist zunehmend schwerer auszuhalten, dass das Jahr 2020 in einigen Punkten ähnlich abläuft, wie das Jahr 1349, das Jahr 1832 oder das Jahr 1918.
Das jetzt, wo wir alle Möglichkeiten hätten, mit Wissen und Verstand gut informiert gegen eine Pandemie vorgehen zu können, nicht nur Gesundbeter und Seelenfänger aus der Versenkung auftauchen, sondern ihnen zugehört und geglaubt wird.
Wir haben nichts aus der Vergangenheit gelernt. Gar nichts. Und wir haben als Gesellschaft lediglich eine technologische Revolution hingelegt, aber keine gesellschaftliche.
Denn, es ging ja nur um die "Anderen". Die namenlosen Alten und 'Schwachen', die man sich als nutzlos und überflüssig vorstellt.
Wenn diese "Anderen" auf einmal die Eigenen sind, und das Ferne auf einmal ganz nah ist, und das Gesicht der eigenen Kinder trägt, Eltern, ...
Geschwistern, Partnern ... dann sollte am Ende die Erkenntnis stehen, dass man einverstanden damit war, solange die "Anderen" keine Gesichter hatten und es für andere weiterhin okay ist, wenn "Andere" sterben. Hauptsache weit weg.
Die weitere Erkenntnis sollte dann sein, dass man ein Arschloch war und weiterhin ein Arschloch ist. Nur eben ein trauerndes Arschloch. Und dass auch die, die mit einem so gedacht haben, Arschlöcher sind.
Im Verlauf meiner Recherche ins "Consortium" hinein, bin ich ja auch über mehrere Artikel über Kämmerer und ihre Arbeit in Sachen Ketogene Ernährung gestolpert. Ich habe nur in einen reingelesen, aber der regt mich echt auf: archive.is/SCe0C
Und zwar nicht nur Kämmerer selbst, sondern die grenzenlose Nulpigkeit deutscher Medien in Sachen Medizinberichtserstattung.
Das fängt schon mit der Bildsprache an. Kämmerich, hemdsärmelig und strahlend an einen Baum gelehnt. Gesundheit, Natürlichkeit ... da klickt man gerne.
Die Einleitung lässt anklingen, dass es zwar auch Kritik an der ketogenen Ernährung gibt, aber in der Folge finden kritische Nachfragen in den Artikel nur soweit Einzug, dass sie genau das Gegenteil bewirken. Sie sind Stichwortgeber für Kämmerer.
Sowas hier ist übrigens ein relativ gut erkennbares Warnsignal.
Achtet mal darauf. Verschwörungsmystiker verwenden oft in kleinen, unwichtigen und nicht überprüfbaren Details sehr konkrete Angaben. "Im geheimen Umschlag waren 351 Dollar",
"der Chip, der uns alle kontrollieren soll wird zwischen den Daumen und Zeigefinger der linken Hand injiziert", "es wurden 238 Straftaten von * begangen".
Gerade, wenn man die Information als Ottonormalsterblicher gar nicht besitzen kann, wird damit Insiderwissen angedeutet.
Und genaue Zahlen wirken automatisch zuverlässig.
Anders als, wenn ich sage, dass ich zwischen 90% und 100% sicher bin, dass ich damit recht habe.
Tatsächlich müssen Menschen mit Behinderungen in der Pandemie nicht erst bei der Triage stärker als sonst um ihr Leben bangen.
Unser System ist strukturell behindertenfeindlich.
Ärzt:innen sind auch nur Menschen und dadurch geprägt.
MmB sind auch im Normalfall stärker gefährdet, dass man ihnen nicht zuhört, sie nicht ernst nimmt, sie verkindlicht, für inkompetent erachtet, Entscheidungen für das eigene Leben, die eigene Gesundheit zu treffen.
Das verschlechtert die Gesundheitsversorgung & verkürzt Leben.
Durch die Pandemie haben wir diese Situation auf Speed. Gestresste Ärzt:innen unter (Zeit)Druck, die jetzt noch weniger Zeit und Empathie für komplizierte Patienten haben als sonst. Und die nun noch möglicherweise noch offener für den Gedanken sind, dass MmB tot besser dran sind.
Ich werde in diesem Thread mal noch ein paar Beobachtungen zusammenfassen. Parallelen, die ich aus nun bald 8 Jahren Erfahrung mit Recherchen im Pseudomedizin-/Quacksalberbereich zu aktuellen Vorgängen ziehe.
Ich bitte aber, es als "Work in Progress" zu sehen, nicht als Beweise.
Ich sehe in der Corona-Rebellen-Bewegung ähnliche Narrative und Muster auftauchen, die bereits vorher etabliert waren. Massiv vor allem in der Impfgegnerszene.
Das ist nicht weiter verwunderlich, weil gegen das Impfen zu sein, ist sowas wie der kleinste gemeinsame Nenner vieler pseudomedizinischen und pseudowissenschaftlichen Strömungen.
Es ist auch die Einstiegsdrogen in pseudowissenschaftliches und auch verschwörunsmystisches Denken.
Für alle HaSt Du NiChTs BeSsErEs Zu TuN aLs LeUtE zU dIfFaMiErEn-Bärchen, die jetzt in meiner Timeline aufschlagen: Das zweiterlei Maß, mit dem ihr messt, merkt ihr schon selbst?
Natürlich haben die Mitglieder des "Consortiums" das Recht, >>
sich wissenschaftliche Arbeiten anzusehen, diese zu kritisieren und auch, bei ernsthaften Verstößen, einen Rückzug zu fordern.
Dieses Recht, wissenschaftliche Arbeit zu kritisieren, nehme ich mir selbst immer wieder heraus.
Aber ebenso ist es mein Recht - und das jedes anderen Menschen - mir anzusehen, wer es tut und warum.
Gerade, mitten in einer Pandemie, wenn eine solche Kritik geeignet ist, Unsicherheit zu verbreiten, Reputationen vielleicht sogar unrechtmässig zu beschädigen, und vor allem>