Corona-Update 4.12.2020: Geringer Rückgang der Neuinfektionen, 7-Tage-Schnitt knapp 18.000 Neuinfektionen/Tag, R7 knapp ~0,99, Inzidenz ~153/100.000. Mit 2448 Toten neuer 7-Tages-Rekord.
Deutlich fallende Neuinfektionen in Hamburg, Berlin und Niedersachsen mit R7 ~0,9. Sachsen, Sachsen-Anhalt, Saarland und Bremen mit deutlichen Anstiegen. Inzidenzen außer in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein deutlich über 50/100.000.
In den Top30 jetzt Sachsen als Bundesland auf Platz 15! Unter den Top 30 auf pavelmayer.de/covid/risks/ finden sich Landkreise aus folgenden Ländern: 10 x Bayern, 9x Sachsen, 3 x Thüringen, 2 x Brandenburg, RLP, S-A und Bawü mit je einem Kreise vertreten.
Testzahlen haben sich stabilisiert; es gibt einen leichten Rückgang bei der Positivenquote von 9,34 auf 9,28%. Immer noch viel zu hoch, die Zahl der Test müsste fast doppelt so hoch sein, um unter die von der WHO empfohlenen 5% zu kommen. Probenrückstau auch rückläufig.
Berlin mit einem deutlicheren Rückgang der Neuinfektionen als im Bund, R7 ~0,91. Zahl der Toten stabilisiert sich auf hohem Niveau.
In vielen Bezirken deutlicher Rückgang, in Friedrichshain-Kreuzberg hat sich die Zahl der Neuinfektionen in den letzten 7 Tagen mehr als halbiert im Vergleich zu den 7 Tagen davor. Deutlicher Anstieg nur noch in Charlottenburg-Wilmersdorf.
Inzidenzen in Berlin in der Altersgruppe 15-34 (grau) stark zurückgegangen, in der Altergruppe 80+ (grün) leider weiter stark gestiegen. Rückgang auch in der Altersgruppe 5-14. Man kann sagen, dass für den Rückgang in Berlin praktisch nur unter 35-jährige verantwortlich sind.
Zahlen der Neuinfektionen in Europa fast überall rückläufig, außer Serbien und Kroatien. Rückgang in der den Ländern mit extrem hohen Wellen verlangsamt sich und stabilisiert sich in der Nähe oder über dem derzeitigen deutschen Niveau. ourworldindata.org/coronavirus-da…
Das bedeutet, dass R nicht umso schneller fällt, je niedriger die Inzidenzen sind. Lockdowns scheinen mit der Zeit an Wirksamkeit einzubüssen. Tschechien hat zudem am 3.12. den Lockdown gelockert, bei Inzidenz weit über den derzeitigen deutschen Werten. infranken.de/lk/hof/corona-…
Damit wiederholt Tschechien den Fehler aus dem Sommer; eigentlich legt das Land damit den Grundstein für eine 3. Welle. Andererseits hat der strikte Lockdown in Tschechien in den letzten Wochen an Wirkung eingebüßt. Ein echtes Dilemma. ourworldindata.org/coronavirus-da…
In Deutschland zeigt der Lockdown Wirkung, aber nicht überall; in Sachsen etwa boomen die Infektionen. Mit einem R von ~0,9, wie er in Berlin derzeit herrscht, wäre Deutschland Mitte Januar unter 50 - nur liegen wir in Deutschland praktisch bei 0,99.
Unter den Bedingungen ist eine Prognose, wann in Deutschland gelockert werden kann, völlig unmöglich. Nicht in absehbarer Zeit. Zudem steht zu befürchten, dass der Lockdown in Deutschland wie in anderen Ländern mit der Zeit an Wirkung verliert, auch wenn das nicht sicher ist.
Das würde die Regierungen in dasselbe Dilemma wie in Tschechien treiben mit der Gefahr, dass zu früh gelockert wird. Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt.
Zusammengefasst: Die Zahlen in Berlin und anderen Ländern würden, wenn sie so blieben, im Februar erste Lockerungen ermöglichen, regional sogar früher, in anderen Regionen sehr wahrscheinlich deutlich später. Die Zahl der Toten ist aber auf einem unerträglich hohen Niveau.
Ein Zusammenbruch des Gesundheitssystems in Berlin scheint abgewendet, aber wir sind noch immer viel zu nahe an der Grenze. Alles in allem sehr gemischte Signale, die von den Zahlen ausgehen, mit ein paar kleinen Lichtblicken.
Ihr könnt die Diskussion dieser Zahlen und einiges mehr morgen oder so im @me_ukw podcast nachhören. Passt weiter auf und bleibt gesund.
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Corona Update 27.11.2020: 7-Tage-Neuinfektionen seit 10 Tagen praktisch unverändert bei ~18.200/Tag, 7-Tage Inzidenz bei 154,2/100.000. Heute neuer Rekord bei Zahl der Toten (426) und schlimmste Woche überhaupt mit 1956 Todesfällen.
Ein Zoom in den Graphen zeigt, dass je nach Interpolationsmethode der 7-Tage-R-Wert seit 10 Tagen knapp über oder unter 1 liegt, ohne jegliche weitere Tendenz nach unten. Wir scheinen, was die Senkung von R betrifft, den maximalen Effekt der Maßnahmen vom 2.11. erreicht zu haben.
Um R weiter zu senken, bräuchte es neue Maßnahmen. Die am Mittwoch verabschiedeten "Verschärfungen" sind geringfügig, könnten aber mit Glück einen senkenden Einfluss in der Größenordnung von 1-5% auf den R-Wert haben. Mehr dazu unten.
Heute ist ein Tag, an dem wichtige Weichen für die weitere Entwicklung der Covid-Epidemie in Deutschland gestellt werden. Hier ein Bild der bisherigen Entwicklung der Inzidenz bis heute und wie sie sich bei verschiedenen R-Werten entwickeln würde.
Seit über 2 Wochen pendelt der R-Wert nahe um 1. Damit wir bis März unter 50/100k kommen, müsste R im Schnitt unter 0,95 liegen. Um das noch in diesem Jahr zu schaffen, müsste R unter 0,85 liegen. Unter 0,8 wären wir vor Weihnachten so weit. All das läge im Rahmen des Möglichen.
Aber wie wahrscheinlich sind diese Szenarien? Es ist eher unwahrscheinlich, dass R deutlich weiter sinkt, ohne dass sich etwas ändert. Ein harter Lockdown könnte die nötigen 10-20% weniger R bringen, aber das ist offenbar heute nicht geplant.
Hier eine Studie, wie sich Maßnahmen in 131 Ländern während der 1. Welle auf die Ausbreitung des Corona-Virus ausgewirkt haben, mit zum Teil überraschenden Ergebnissen: So steigt R beim Lockern von Maßnahmen oft stärker, als die Einführung es gesenkt hat. thelancet.com/journals/lanin…
Hier der zeitliche Verlauf der acht untersuchten Maßnahmen (NPIs, nicht-pharmakologische Interventionen). Auf der vertikalen Achse der Faktor, um den sich R in den ersten 28 Tagen nach Einführung erhöht oder verringert hat, jeweils mit Mittelwerten und 95% Konfidenzintervallen.
Die wirksame Maßnahme scheint das Verbieten öffentlicher Veranstaltungen zu sein, mit -24 Prozentpunkten Rückgang bei Verbot und +21 Punkte Zunahme bei Lockerung zu sein. Schulschliessungen führten zu 15 Punkten Rückgang und 21 Punkten Anstieg bei Wiedereröffnung.
Corona-Update-Thread 20.11.20 für die Welt, Europa, Deutschland und Berlin: 7-Tage-Inzidenz in der Welt stagniert, fällt in Europa, steigt in den USA, das wieder vor der EU liegt. Rest der Welt unauffällig. Deutschland 3 mal so hohe Inzidenz wie die Welt. ourworldindata.org/coronavirus-da…
Viele europäische sehr stark betroffene Länder, etwa Belgien, Tschechien, Slovakei oder Holland scheinen die Oktoberwelle effektiv gebrochen zu haben, auch wenn sie noch auf deutlich zu hohem Niveau liegen. ourworldindata.org/coronavirus-da…
Bei den meisten Länder scheint der Anstieg gestoppt zu sein, aber der Rückgang reicht nicht aus, die Zahlen fallen nicht, auch in Deutschland nicht, wobei viele andere Länder deutlich höhere Neuinfektionsraten haben. ourworldindata.org/coronavirus-da…
Es gibt einige kleine Updates auf pavelmayer.de/covid/risks/ : In vier neuen Spalten findet sich zum Vergleich nun die 7-Tage-Inzidenzrechnung im RKI-Stil und der Prozentsatz, wie viele Fälle dadurch jeweils unter den Tisch fallen.
Zum Hintergrund: Die vom RKI ausgewiesenen Inzidenzwerte berücksichtigen nur Fälle, bei denen die Meldung beim Gesundheitsamt nicht mehr als 7 Tage zurückliegt, auch wenn der Fall erst gestern bei RKI und in die Fallstatistik eingegangen und Teil heute neuerkrankt Gemeldeten ist.
Das führt dazu, dass Kreise, die länger zum Testen und Melden brauchen, deutlich weniger Fälle und eine niedrigere 7-Tage-Inzidenz im RKI-Dashboard haben, als es den in den letzten 7 Tagen berichteten Fällen entspricht. Diese Fälle listet meine Risikotabelle jetzt getrennt auf.
Corona-Update Freitag, 13.11.2020: Zunächst der Blick in die Welt: Inzidenz weltweit stagniert, weil in Europa immer mehr Länder die Ausbreitung gestoppt haben und im Rest der Welt eher Ruhe ist, außer in den USA, die die EU bald wieder übertreffen könnten ourworldindata.org/coronavirus-da…
Hier einige Länder in Europa, die ihren Ausbruch unter Kontrolle gebracht haben, plus Israel, das auch als warnendes Beispiel dienen kann: ourworldindata.org/coronavirus-da…
Israel hatte Anfang August einen Ausbruch scheinbar unter Kontrolle gebracht, der etwa dem derzeit bei uns entspricht, aber 3 Wochen, nachdem die Zahlen stagnierten, wurde es ab Anfang September noch um ein vielfaches schlimmer, bis am 18 Sept. der Lockdown erfolgte.