Im Verlauf meiner Recherche ins "Consortium" hinein, bin ich ja auch über mehrere Artikel über Kämmerer und ihre Arbeit in Sachen Ketogene Ernährung gestolpert. Ich habe nur in einen reingelesen, aber der regt mich echt auf: archive.is/SCe0C
Und zwar nicht nur Kämmerer selbst, sondern die grenzenlose Nulpigkeit deutscher Medien in Sachen Medizinberichtserstattung.

Das fängt schon mit der Bildsprache an. Kämmerich, hemdsärmelig und strahlend an einen Baum gelehnt. Gesundheit, Natürlichkeit ... da klickt man gerne.
Die Einleitung lässt anklingen, dass es zwar auch Kritik an der ketogenen Ernährung gibt, aber in der Folge finden kritische Nachfragen in den Artikel nur soweit Einzug, dass sie genau das Gegenteil bewirken. Sie sind Stichwortgeber für Kämmerer.
Die einen Bedenken nach dem anderen beiseite wischen darf um dadurch dein Eindruck von Keto als gesundheitsförderlicher, rundherum glücklich machender Ernährung zu verfestigen.

Dabei tätigt sie auch solche Aussagen wie:
Sie sagt nicht mal "hatte ICH dann nicht mehr" sondern "hat man dann nicht mehr". Auch die Ich-Form wäre ein Problem gewesen, nachdem sie dieses Interview nicht als Privatperson gibt, sondern - immer wieder erwähnt - als Krebsforscherin. Mit welchem Ergebnis? Kämmerer: Ich habe festgestellt: Gele
Aber mit dieser verallgemeinernden Formulierung, ist das für mich bereits ein astreines Heilsversprechen. Juristen mögen das noch anders sehen.

In der Folge: Probleme bei hohem Cholesterinspiegel oder hohen Harnstoffwerten? Ach neiiiin.
Schäden an der Darmflora? Nur, wenn man was falsch macht.

Und auch damit haben wir einen gemeinsamen Nenner mit ALLEN Schwurbelanwendungen. Alles super und wenn mal nicht alles super ist, hat man was falschgemacht.
Die eingebaute Sollbruchstelle, mit der man das Verfahren, Konzept, Mittel der eigenen Wahl gegen jede Kritik immunisiert.

Nur um es zu erwähnen: Ich halte Keto nicht für universal schlecht. Ich halte es, wie jede Ernährungslehre, auch nicht für universal gut.


Und Keto hat leider schon sehr feste Wurzeln in everything Pseudo.
Weiter, wenn Kämmerer im Interview gefragt wird, für wen die Ernährung in Frage kommt, nennt sie lediglich eine Positivliste. Sie erwähnt mit keinem Wort Personen(gruppen) die vielleicht besser die Finger davon lassen sollten. Alles super in Ketohausen.
Außerdem behauptet sie, dass bei Krebspatienten der Stoffwechsel ein anderer sei und sie bei ketogener Ernährung sogar zunehmen würden, während andere Menschen abnehmen. Dazu kann ich nun gar nichts sagen, aber FYI @_Adora_Belle_.
Auch, unfreiwillig komisch: Krebspatienten klammern sich an jeden Strohhalm. Wieviel Hof
Nein, so unseriös eine Heilung bei Krebs zu versprechen, ist sie natürlich nicht!!!11!!. Sie sagt nur, dass Allergien und Heuschnupfen verschwinden. Aber zu sagen, Krebs würde geheilt, da zieht sie dann immerhin die Linie. 😏

Man muss ja schon für Kleinigkeiten dankbar sein.
Und hier wird es dann persönlich: "Was ich auch nicht wusste: der Einsatz bei Autismus, vorgestellt von einer Kinderärztin aus den USA "

Und, oh, Scheisse, das wird wirklich persönlich. Ich hätte die Büchse der Pandora gar nicht aufmachen sollen.
Ich atme erst mal 5 Minuten in eine Tüte.
Triff mich, wie ich es schaffe über One-Degree-of-Separation vom "Corman-Drosten-Report" in die übelste Autismus-Schwurbel-Szene der USA zu kommen.
Bis ich es schaffe, mich soweit abgeregt zu haben, um meine Gedanken in Worte fassen zu können, hier schon mal der Link zu Kämmerers Symposium im Jahr 2019: evolution-medizin-gesundheit.org/wp/wp-content/…
Also, wen hat Kämmerer denn da zu ihrem Symposium eingeladen und wen hat die @Uni_WUE da unter ihrem Dach beherbergt? Wer ist diese Dr. Julie A. Buckley? "2:30–3:15 pm: Ketogenic diet: A useful tool in manag
Nun, die Dame hat u.a. ein Buch geschrieben. Das, wer sich ein bisschen mit der Autismus-Behandlungs-Szene auskennt, schon die erste 'red flag' im Titel trägt. Es wird nämlich davon gesprochen, Autismus zu heilen. Cover "Healing Our Autistic Children: A Medical Plan fo
Ich hole hier ein bisschen weiter aus als üblich, weil so viele Neufollower vermutlich noch nie etwas von den Zusammenhängen gehört haben und eher verwirrt sind und nicht von ollen Kamellen gelangweilt, wie Leute, die mir bereits lange folgen.
Zweite 'red flag' "Child with Autism". Autisten selbst, möchten mehrheitlich in der "Identity First", statt der "Person First" Variante genannt werden. Also "Autist" statt "Mensch mit Autismus" oder in diesem Fall "autistic child" statt "child with autism".
Klingt wie eine Kleinigkeit, aber Namen und Begriffe haben Macht. So trägt auch die Bezeichnung "'person with autism" in sich, dass der Autismus von der Person getrennt werden kann. Das kann er aber nicht.
Dritte 'red flag': Jenny McCarthy schrieb das Vorwort zum Buch. Damit wissen wir, in welchem Umfeld die Autorin sich bewegt. Nämlich im knallharten Anti-Vaxxer- und Quacksalber-Umfeld.
Schaut man sich den Blurb zum Buch genauer an findet man alte Bekannte: An excellent roadmap for planning a journey towards healing
Unsere alten Freunde vom "Autism Research Institute", das die Idee verfolgte, Autismus entstünde durch einen "Biofilm" aus Viren, Bakterien und Pilzen. Über das ARI und sein - für einige Kinder tödliches - Behandlungskonzept "DAN!" habe ich hier bereits geschrieben:
melaeckenfels.medium.com/die-h%C3%A4ssl…

Ihr findet Details unter der Zwischenüberschrift "DAN!".
Geht man weiter nach dem Blurb, glaubt die Dame nicht, dass Autismus eine psychiatrische Behinderung sei, sondern eine organische Krankheit. Siehe -> ARI.

Und wie könnte es anders sein, die nutzt auch die liebsten Mittel des ARI: Chelation However, the fact remains that in practice, careful chelatio
... und die Sauerstoffüberdrucktherapie: The positive effects of hyperbaric therapy for autistic kids
Bei der lebhaften Beschreibung der angeblichen Nach-Behandlungs-Bilder des Darms, frage ich mich, ob da Kinder einer unnötigen Kolonoskopie ausgesetzt wurden und wenn ja wie oft.
Die NICE Guidelines, also die Britischen Leitlinien, sagen zur Autismusbehandlung:
nice.org.uk/guidance/cg170…
Do not use the following interventions to manage autism in any context in children and young people:

secretin

chelation

hyperbaric oxygen therapy.
(Deutschland ist leider noch nicht so weit, Leitlinien für die Behandlung entwickelt zu haben. Da sich viele deutsche Behandlungszentren noch an einer veralteten Autismus-Definition und veralteten Methoden festklammern, kann das auch noch dauern.)
Aber was macht die Dame, wenn sie nicht gerade ein schlechtes Buch über aggressive aber wirkungslose Therapien schreibt? Nun, sie wendet aggressive aber wirkungslose Therapien an. archive.is/hRzF9
Dort wird auch DAN! explizit erwähnt. Screenshot http://www.hypertc.com/autism.cfm  Autism & Hyper
Das Copyright der Seite ist von 2016. DAN! wurde vom ARI offiziell im Jahr 2011 fallen gelassen.

Und natürlich ist Julie Buckley auch eine gern zitierte Quelle auf der notorischsten aller notorischen Autismus-Quacksalberseiten: Age of Autism.
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Kämmerer, die von ihr eingeladenen Speaker und deren Arbeit, bezahlt u.a. mit den üppigen Sponsorengeldern (20.000) des Herstellers glutenfreier Produkte @DrSchaer, genau angesehen hat.
Dann kann ihr die Nähe zur US-Antivaxx-Bewegung kaum entgangen sein und sie muss schon mit sehr viel Ignoranz an das Thema gegangen sein, wenn sie die Thesen der Dame nicht mal mit aktuellem Wissen über Autismus abgeglichen hat.
Oder, wenn hätte Frau Kämmerer denn noch so gefunden, hätte sie sich einmal ein bisschen genauer zu Autismus und Ketogener Ernährung umgesehen?

Ja, genau. "Keto Kerri".  WANT MORE? HEALTH – IMMUNITY – ENERGY Discover ketokerr
Oder in anderen Worten: Kerri Rivera. Bishop der "Genesis II Church of Health and Healing" und eine alte Weggenossin des ARI-Gründers Rimland: fierceautie.com/2019/09/autist…
Ehemalige Besitzerin einer Behandlungseinrichtung in Mexiko und begeisterte Anwenderin von Chlorbleiche rektal.
Das alles hätte Kämmerer herausfinden können, hätte sie ihre Hausaufgaben gemacht. Die sie aber entweder nicht gemacht hat, oder die Einladung kam dennoch zustande.

Die Person Dr. Kämmerer erscheint mir, selbst wenn ich den Covid-19-Kontext außen vorlasse, immer merkwürdiger.
Alleine schon von den Formulierungen im Artikel her, vertraue ich ihr nicht, dass sie Forschung betreibt, mit dem Willen Antworten auf offene Fragen zu finden.
Ich würde mir wünschen, dass sich die @Uni_WUE versichert, dass da nicht jemand unter ihrem Dach Forschung betreibt, die lediglich die Rechtfertigungen für längst gefasste Antworten liefern soll.
Auch fände ich es schön, von der @Uni_WUE, zu hören, was sie davon halten, dass eine Bühne für eine Frau geboten haben, die schädliche Behandlungen für autistische Kinder propagiert und wie sie solche Einladungen in Zukunft verhindern werden.
Und von der @BLAEK_P wüsste ich ganz gerne, ob man sich bei ihnen eigentlich die Vortragenden mal ansieht, bevor man Fortbildungspunkte mit solchen Veranstaltungen erwerben kann, oder ob Quacksalberei schon so okay ist.

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6 Dec
Denn, es ging ja nur um die "Anderen". Die namenlosen Alten und 'Schwachen', die man sich als nutzlos und überflüssig vorstellt.
Wenn diese "Anderen" auf einmal die Eigenen sind, und das Ferne auf einmal ganz nah ist, und das Gesicht der eigenen Kinder trägt, Eltern, ...
Geschwistern, Partnern ... dann sollte am Ende die Erkenntnis stehen, dass man einverstanden damit war, solange die "Anderen" keine Gesichter hatten und es für andere weiterhin okay ist, wenn "Andere" sterben. Hauptsache weit weg.
Die weitere Erkenntnis sollte dann sein, dass man ein Arschloch war und weiterhin ein Arschloch ist. Nur eben ein trauerndes Arschloch. Und dass auch die, die mit einem so gedacht haben, Arschlöcher sind.

Aber soweit wird es nicht kommen.
Read 5 tweets
4 Dec
Auch, wenn ich mich freue, das meine Recherchen in den "Corman-Drosten-Review" als hilfreich empfunden wurde.
Was aber die Diskussion um den Report, um den Test der Charité und auch die PCR-Tests an sich vermissen lässt: Sie ist irrelevant.
Das möchte ich versuchen einzuordnen.
Denn ganz ehrlich: ich bin pissed.
Wir verschwenden unsere Zeit und Energie mit Scheingefechten, mit Lügnern und mit Menschen die Lügnern glauben (wollen).
So viel Zeit, die gerade Journalist:innen und Wissenskommunikator:innen NICHT damit verbringen können GUT zu informieren.
Weil Zeit und Energie dadurch aufgefressen werden, dass man sich tagtäglich abstrampelt gegen immer neue Falschbehauptungen und direkte Lügen aufzuklären.
Das ist ein Kampf, den man nicht gewinnen kann.
Read 85 tweets
3 Dec
Sowas hier ist übrigens ein relativ gut erkennbares Warnsignal.

Achtet mal darauf. Verschwörungsmystiker verwenden oft in kleinen, unwichtigen und nicht überprüfbaren Details sehr konkrete Angaben. "Im geheimen Umschlag waren 351 Dollar",
"der Chip, der uns alle kontrollieren soll wird zwischen den Daumen und Zeigefinger der linken Hand injiziert", "es wurden 238 Straftaten von * begangen".

Gerade, wenn man die Information als Ottonormalsterblicher gar nicht besitzen kann, wird damit Insiderwissen angedeutet.
Und genaue Zahlen wirken automatisch zuverlässig.

Anders als, wenn ich sage, dass ich zwischen 90% und 100% sicher bin, dass ich damit recht habe.

#InformationenBewerten
Read 4 tweets
3 Dec
Tatsächlich müssen Menschen mit Behinderungen in der Pandemie nicht erst bei der Triage stärker als sonst um ihr Leben bangen.
Unser System ist strukturell behindertenfeindlich.
Ärzt:innen sind auch nur Menschen und dadurch geprägt.
MmB sind auch im Normalfall stärker gefährdet, dass man ihnen nicht zuhört, sie nicht ernst nimmt, sie verkindlicht, für inkompetent erachtet, Entscheidungen für das eigene Leben, die eigene Gesundheit zu treffen.
Das verschlechtert die Gesundheitsversorgung & verkürzt Leben.
Durch die Pandemie haben wir diese Situation auf Speed. Gestresste Ärzt:innen unter (Zeit)Druck, die jetzt noch weniger Zeit und Empathie für komplizierte Patienten haben als sonst. Und die nun noch möglicherweise noch offener für den Gedanken sind, dass MmB tot besser dran sind.
Read 4 tweets
2 Dec
Ich werde in diesem Thread mal noch ein paar Beobachtungen zusammenfassen. Parallelen, die ich aus nun bald 8 Jahren Erfahrung mit Recherchen im Pseudomedizin-/Quacksalberbereich zu aktuellen Vorgängen ziehe.
Ich bitte aber, es als "Work in Progress" zu sehen, nicht als Beweise.
Ich sehe in der Corona-Rebellen-Bewegung ähnliche Narrative und Muster auftauchen, die bereits vorher etabliert waren. Massiv vor allem in der Impfgegnerszene.
Das ist nicht weiter verwunderlich, weil gegen das Impfen zu sein, ist sowas wie der kleinste gemeinsame Nenner vieler pseudomedizinischen und pseudowissenschaftlichen Strömungen.
Es ist auch die Einstiegsdrogen in pseudowissenschaftliches und auch verschwörunsmystisches Denken.
Read 102 tweets
1 Dec
Für alle HaSt Du NiChTs BeSsErEs Zu TuN aLs LeUtE zU dIfFaMiErEn-Bärchen, die jetzt in meiner Timeline aufschlagen: Das zweiterlei Maß, mit dem ihr messt, merkt ihr schon selbst?

Natürlich haben die Mitglieder des "Consortiums" das Recht, >>
sich wissenschaftliche Arbeiten anzusehen, diese zu kritisieren und auch, bei ernsthaften Verstößen, einen Rückzug zu fordern.

Dieses Recht, wissenschaftliche Arbeit zu kritisieren, nehme ich mir selbst immer wieder heraus.
Aber ebenso ist es mein Recht - und das jedes anderen Menschen - mir anzusehen, wer es tut und warum.

Gerade, mitten in einer Pandemie, wenn eine solche Kritik geeignet ist, Unsicherheit zu verbreiten, Reputationen vielleicht sogar unrechtmässig zu beschädigen, und vor allem>
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