Was wir wissen, wissen wir durch die/von den/in den Medien. Diese soziologische Basisbanalität erfährt eine Politisierung. Und diese ist eine Problematik. Wenn nichts zu sehen ist, das Item - Objekt des Bedarfs - nicht dargestellt wird, stehen Platzhalter am Platz. Kurz: Das
Display bildet den "Kanal" der Rezeption und Perzeption. Was da gezeigt wird, wird gesendet, wird kopiert oder zwischengespeichert prozessiert. Das Politische dieser zugleich technischen wie sozialen Technik und die Semantiken der politischen Inhalte gehen nicht
ineinander auf. Das hat zu tun mit dem Diktum vom _Sagen, was ist_. Das Gezeigte meint das, was ist und dies sei das Politische, ein Wahrheitsmoment, ein Umkämpftes (Terrain, System, Verhältnis), ein Image. Die stereotypen Wasserwerfer sind physisch keine Metaphern. Sie werden
zu "optischer Realität", wie ein abgeklärter Medienfunktionalismus definieren würde. Live oder "in Echtzeit", jedenfalls mit einer Latenz gegen Null, werden politische Bilder nicht nur von verteilten Autorinnen verteilt. Die Verteilung selber steht wieder zur Debatte und damit
die Bilderindustrie, die Produktion und Reproduktion der konsumierten Bilder, ihr Gebrauch und ihr "monetarisierter" Wert, ihre "Ökonomisierung". Christian Fuchs schlug einmal ein europäisches Facebook vor unter demokratischer Kontrolle, das der Ökonomisierung oder
"Kapitalisierung" paroli bieten könne, eine Art Indymedia für alle. Dieses Europaweb kommt nun in den Phantasmen der EU-Führung vor. Download bleibt darum aber trotzdem hoch, Upload klein. "Traffic von unten" ist ein altes Topic der gemäßigten Internetlinken. Im Rahmen
der medialen Instituionen und dem dispositif "sozialer" Netze blüht die reportierende Protestfotografie, auf sich gestellt, anti-journalistisch angegriffen von der Exekutive, unterfinanziert, heterogen und immer kurz vorm Crowdfunding oder Crowdworking. Sie ist
nötig, so wie es ein Staatssekretär in der c-base an der Spree in Berlin dem völlig unerstaunten Publikum aus mehrheitlich männlichen DIY-Radionerds einmal vom Pofium herab erklärte. Nämlich, dass die alternativen, nicht-kommerziellen Medien dann übernehmen sollen, wenn der
professionelle Journalismus versage. Dass der Staat sich seine Kritik schafft, wirkte so, als säßen dort duzende Hofnarren, die ihre Druckerpresse haben wollen. Mit Produktions- und Distributionsmitteln steht und fällt das Indymedia-Konzept. Die Bildgenerierung findet aber
am Netz (imaginiert als Raum, "im" Netz) statt. Nicht nur mit und an (!) der Kamera. Die Perzipierenden, soweit ist die Rezeptionstheorie, die Erforschung der metrischen Manipulation, die Automatismen-Philosophie, generieren - unsichtbaren Bedeutungsfiltern gegenüber, die
spätestens seit Google Bedeutung maschinell massiert zuweisen, das Bild. Der Diskurs einer Materialität der Medien und IT-Systeme ginge fehl, würde sie sich nur auf Hardware, in Absetzung zur Sprachmacht Algorithmus beziehen.
Das Bild der Ware sei counter media-mäßig gekontert mit dem der polizeilichen Vorgänge und des diversen Widerstands. Ein Anti-Spektakel könne transzendieren oder wenigstens zeigen, was ist. Ein Bulle tritt auf den am Boden Liegenden. Ein Auge wird vom Wasserstrahl des
Wasserwerfers zerstört. Ein Operator irgendwo löscht diese Bilder. Kopien im _"Gedächtnis" Netz_ multiplizieren "sich" "viral". Die "Ökologie" der adressierten Dateien trage die Beweise vor. Eine Klage mit oder gegen den Paragraphen des Gesetzbuches von Wort und Bild
ist erfolgreich. Das Politische löst sich auf in nicht-kollektive Einzelverfahren und -Sprüche. Eine Kollektivschuld wird konstruiert. Subjekte im Diskurs glauben an einen Konstruktivismus des Gesellschaftlichen. So als könne frau (niederländische "Piraten" hatten das
in den Nullerjahren so formuliert) das Soziale "hacken". Umprogrammieren. Die Einpunktbewegungen geraten in eine dümmliche Nähe dieses Techno-Behaviourismus, wenn sie auf authentisches Imaging setzen, ohne ihr Display dialektisch zu machen (!). Was ist, ist nicht das,
was gezeigt wird. Nicht der Überschuss der Bilder vom Protest interessiert, oder ihre "Offenheit", ihr Signifikant und ihre technische Signifikation im Metadatengeflecht und dem Ranking in Big Data-Wolken. Ihr Dialektikdefizit interessiert. Ihr Mangel an Reflektion. Die
ihnen ausgetriebene Totalität, ihr Spektakel des Richtigen, ihre scheiss Ikonizität, ihr reduzierter Beweismittelrealismus, der dringend ist und Baustellen zeigt, denen oft "das Politökonomische" implizit ist ohne explizit perfomiert zu sein.
(Bilder: Screenshot Saturn, Ende Gelände, Sitaria Thalia Ambrosia - alle sw.)
Korrekt.: dutzende

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