Wenn eine #Pflegedienstleitung einen Brief an die Belegschaft schreibt, in dem wortwörtlich steht, dass man mal überlegen solle, ob man evtl freie Tage oder Urlaub nicht benötigt und evtl arbeiten könnte sowie noch "Ideen zur Unterstützung" hat, dann steht die Uhr auf 10 nach 12.
Übersetzt heißt das:
Wir haben selbst keine Ideen mehr. Helft uns bitte. Wir sind am Ende.
Es ist ein verzweifelter Hilferuf und ein Appell an etwas, was ihnen, den Entscheidern vor Ort, seit langem verloren gegangen ist. Teamgeist. Respekt. Anstand.
Es wird Zeit, dass wir über die Rhetorik reden. Jene die uns vergiftet hat.
Teamgeist ist so ein Begriff. Mit ihm lobt und tadelt man gleichsam.
Hat man ihn, wird man gelobt. Es wird erwartet, dass man ihn behält.
Hat man ihn nicht oder nicht so wie gewünscht, wird man gerügt.
Aber was ist Teamgeist?
Es ist ein Zusammengehörigkeitsgefühl, welches durch die intrinsische Motivation der einzelnen Teammember entsteht. Unterschiedl. Fähigkeiten ergänzen sich. Man steht für Andere ein. Man hält sich. Man stärkt sich und kaschiert so individuelle Schwächen.
Teamgeist in der #Pflege wird aber oft falsch gedeutet. Für viele #Leitungen steht dieser Begriff für Aufopferung, Verzicht und Herzblut. Gemeint ist das #Pflegeteam der einzelnen Station. Wirklich gemeint ist der Arbeitgeber.
Und genau hier verliert man den Faden zur Begriffsdefinition. Viele Leitungen finden den Appell an den Teamgeist erst wieder, wenn er ihnen nützlich erscheint, er dienlich ist. Sie verlangen Teamgeist, haben ihn aber oftmals selbst nicht.
Zum Teamgeist gehört auch gegenseitiger Respekt. Das Aushalten von konstruktiver Kritik ohne nachfolgend ein "ernstes Gespräch" führen zu wollen, was nur signalisiert, wem hier eigentlich der Teamgeist abhanden gekommen ist.
Tone policing. Silencing. Bossing. Alles Begriffe aus dem Racherepertoire vieler Leitungen. Mit Teamgeist hat das wenig zu tun. Eher geht es um das kaschieren eigener Inkompetenzen oder das fehlen von Lösungen
#Pflegefachleute sind keine seelenlosen Lemminge, die einfach folgen.
Wir sind hochspezialisierte Experten in unserem Arbeitsbereich. Wir wissen genau was wir benötigen um unsere Arbeit gut bewerkstelligen zu können. Problem nur: Es will keiner hören. Hat man Ideen ist es auf einmal utopisch. Nicht machbar. Mitunter dreist.
Zuweilen wird einem Kompetenzüberschreitung vorgeworfen. Man soll still sein und funktionieren. Arbeiten solle man, nicht denken. Anliegen sind nicht gern gesehen. Schon gar nicht von persönlicher Natur.
Die Ideen der Pflegefachleute will man erst dann wieder hören, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, man merkt, wieviel Vertrauen und auch Teamspirit all die Jahre verspielt wurden. Dann erst findet man den Begriff des Teamgeists wieder.
Nur dann wollen WIR nicht mehr zuhören
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Wir gehen allen unseren Berufen nach.
Wir auf der Intensivstation. Auf den Normalstationen, dem OP, der Anästhesie, der Psychiatrie, in den Kinderkliniken, dem Labor und den vielen anderen Bereichen eines Klinikums.
Wir sind, wenn man es mit etwas Pathos sagen möchte, die letzte Instanz vor der Ewigkeit.
Und das stimmt wirklich.
Covid-Patienten sind einsam.
Sie sehen wochenlang kein bekanntes Gesicht.
Sie sehen eigentlich gar kein Gesicht.
Sie sehen nur vermummte Menschen.
Sie sehen nur Augen.
Augen die durch Schutzbrillen gucken.
Covid-Patienten sind einsam.
Und sie sterben einsam.
Das Letzte was sie in ihrem Leben sehen sind vermummte Menschen.
Und Augen die durch Schutzbrillen gucken.
Wenn ich von #Selbstverständlichkeitsberuf rede, dann meine ich das nicht positiv. Ich meine damit die unsäglich gleichgültige und verachtende Haltung der Menschen. Zu erwarten, das IMMER jemand da ist und nach ihren Vorstellungen funktioniert.
Ein Gedanken-Thread.
Die Care-Berufe sind so Selbstverständlichkeitsberufe. Es interessieren niemanden die Arbeitsbedingungen einer Pflegefachkraft, deren Bezahlung und deren Leben. Es interessiert sich auch niemand dafür wie sie ausgebildet wird. Ob studiert oder mindestens 3-jährig ausgebildet.
Pflege soll nicht klagen oder gar fordern. Andere hätten es auch schwer. Und überhaupt, man hats ja vorher gewusst. Und es sich selbst ausgesucht. Wenn man mal positiv reden würde, würden auch viel mehr Leute den Beruf ergreifen - und sich ausbeuten lassen. #twitternwierueddel
Sehr geehrter Herr Maskenbeschaffungsminister @jensspahn . Die Berufskranken- und altenpflege, die Rettungsdienste, Physiotherapeuten und Hebammen, die Ärzte haben den Eindruck, dass Sie sehr wenig Einsatz zeigen beim Kampf gegen das Ausbluten dieser Berufe.
Ist das nun eigentlich dieses "danach", was man bis heute als Synonym für angebliche Gesprächsbereitschaft eingesetzt hat? Ist das dieses "systemrelevant" welches man klatschend im Plenarsaal des Bundestags feierte? Ist das diese "Anerkennung", die politisch ausgeschlachtet [...]
[...] und bis zur Peinlichkeit gefleddert wurde? Oder ist es einfach ein: "Wir sind Politiker. Wir müssen so reden, damit ihr glaubt wir würden euch ernst nehmen, denn sonst hättet ihr ja keinen Bock gehabt, die ganzen Demütigungen zu ertragen, die wir vorbereitet hatten, [...]
Ich komme mir gerade vor wie ein Bettelmann. Arm und ohne einen Job, der mein täglich Brot sichert. Ihr müsst vor lauter Dankbarkeit, oder sei es Mitleid, für uns sammeln. Ist das nicht peinlich? Die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen wird nun offiziell zum Spendenfall.
Es bescheinigt uns eins. Wir waren nie systemrelevant. Wir werden es nur sein, wenn Ihr uns bitternötig braucht.
Wären wir es, müsstet Ihr nicht sammeln. Wären wir es, könnten viele von dem Gehalt leben, das sie in einer Vollzeitstelle verdienen.