Ich wollte Sie ja damit verschonen. Dieser Dame keine weitere Bühne bieten, habe ich doch mit meinem mittlerweile legendären Thread diesen Geist exzorziert. Aber sie liefert und liefert. Ich kann nicht anders. Es tut mir leid. Danke, @Buchimpression !
Keine Sorge, das bekommt hier noch mehr Substanz. Denn ich werde ebenfalls noch erklären, warum ziviler Ungehorsam sehr wohl seinen Platz in der Demokratie hat. Denn die Frage kam anderweitig auf. Aber eines nach dem anderen. Und alles wohl überlegt, Ehrenwort.
Liberalismus bedeutet eine freiheitliche Weltanschauung. Ganz grob gefasst. Ich stelle das Individuum in den Mittelpunkt, sein Recht, innerhalb einer Gesellschaft (und ihrer Regeln) ein selbstbestimmtes, freies Leben zu führen. Können wir uns da erstmal drauf einigen?
Politisch heißt das konkret, dass "der Staat" vor allem dazu da ist, diese Freiheit zu erhalten- und dass bei der Einzelperson seine Befugnisse enden. Tatsächlich soll das soziale Leben und Interagieren selbstständig geregelt werden, Mensch zu Mensch. Auch erstmal d'accord?
Es ist selbstredend, dass ich diese Freiheit ganz unverholheln erstmal für mich beanspruche. Egoismus ist eine ganz natürlich menschliche Regung, und per sé nicht schlecht (nur in der Übertreibung, der Egozentrik). Was nicht heißt, dass ich anderen das nicht auch zugestehe.
Also, ja: Ich will Freiheit für mich selbst- und auch für andere. Genau so wie ich meine Eigenverantwortung einfordere, verlange (und erwarte) ich das für andere. "Eigenverantwortung" ist ein ganz zentrales Konzept. Denn ohne diese ist Freiheit eigentlich nichts wert.
Womit wir zu R.s Tweet kommen: Man möge mir erklären, was es mit "Freiheit für andere" zu tun hat, wenn ich geradezu verlange, dass diese sich in "freiwillige" Isohaft begeben- wenn ich fordere, dass diese ihre Freiheit aufgeben.
Kurzum: Wenn ich fordere, dass andere sich so verhalten wie ich, denn "ich bin ja vernünftig". Oder, wie in diesem Falle; Sich kritiklos an staatliche Verordnungen (nicht Gesetze!) halten, obwohl deren Wirkung eher...umstritten ist. Sonst ist man "egoistisch".
Nun könnte ich hier wieder den beliebten Psalm bringen, dass R. gar nicht weiß, was "Liberalismus" bedeutet, und Staatsskepsis für Rechtspopulismus hält. Aber darum soll es gar nicht gehen, sondern um etwas Unangenehmes. Bereit? Manche mag es schockieren.
NUR WEIL DER STAAT ES BESTIMMT IST ES NICHT ZWINGEND RECHTMÄSSIG. Und das habe ich nicht mal von klassischen Liberalen, sondern von- CARL SCHMITT. Legalität bedeutet nicht zwangsläufig Legitimität. Blech wird nicht per Dekret zu Gold.
Das bringt uns zur Frage des zivilen Ungehorsams. Diese habe keinen Platz in einer Demokratie, las ich. Da musste ich widersprechen. Er hat seinen Platz, ist er gewaltlos. Dazu müssen wir uns kurz fragen, wie in der Demokratie das Verhältnis von Bürger und Staat aussieht.
Der Staat -seine Vertreter und Institutionen- arbeiten eigentlich im Auftrag des Bürgers. Denn dieser ist der SOUVERÄN. Ihre Leistungen und Entscheidungen geschehen unter der Maßgabe, die Interessen ihrer Bürger zu vertreten. Das ist jedenfalls die Theorie.
Gemäß den Vertragstheorien gehen wir mit dem Staat einen Deal ein: Er garantiert die unsere Sicherheit, wir gestehen ihm das Gewaltmonopol zu- und auch einen Teil unserer Selbstverwaltung. Was aber, wenn dieser Deal so nicht mehr eingehalten wird?
In diesem Falle: Wenn der Staat sich nicht dran hält? Sich über den Souverän hinwegsetzt? Sich an ihm bereichert, die Machtfülle ständig über Gebühr steigert- und eben (durch kompromittierten Gesetzesapparat)Verordnungen/Gesetze erlässt, die mehr Schaden als Nutzen bringen?
Ist der "normale Prozess" nur noch eine Farce, und eine Sanktion durch Abwahl nicht mehr möglich, dann muss der Bürger sich wehren. Weil sonst ist es mit der Freiheit sehr bald Essig. Gewonnene Macht gibt der Staat erfahrungsgemäß nicht zurück.
Und was das alles nun für 'rona bedeutet- das können Sie für sich selbst entscheiden. Je nachdem, als wie erfolgreich Sie die Lockdown-Strategie einschätzen. Meine Meinung kennen Sie bereits. Und warum R.s Tweet für mich unfassbarer Quatsch ist.
Und ich süffle jetzt meinen Gin Tonic. Tschüss!

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More from @Bartzissey

4 Dec 20
Die Nachricht dieses Tages ist der kurze Aufstand der CDU Sachsen-Anhalt gegen einen neuen Medienstaatsvertrag, d.h. die Erhöhung der Rundfunkgebühr- und das damit verbundene Ende der politischen Karriere von Holger Stahlknecht. Diesmal in Rekordzeit, wenige Stunden nur.
Dem voraus ging eine massive Kampagne seitens des ÖRR und seiner Nutznießer, die Erhöhung bedingungslos durchzudrücken. So etwa erdreistete sich Herr Restle zu ereifern, dass doch 86 Cent nicht zu viel verlangt wären. Was, wenn doch? 50 Cent wären mir zu 60 viel.
Sich dieser Erhöhung entegegenzustellen, vor allem in Zeiten von Corona, brachte einem die versammelte Schelte der Schergen des Staatsfunks ein- denn mehr ist der ÖRR nicht. Hören, schauen Sie nur eine Stunde rein. Die Gleichförmigkeit wird Ihnen schon bald auffallen.
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10 Nov 20
Ich erzähle mal einen Schlag aus meiner Jugend. Es wird Ihnen evtl. ein wenig was verraten über den Zustand der heutigen Medienlandschaft und wo es herkommt. Und über Unis.
Erst aber ein wenig Vorgeschichte. Also, damals. Ihr Reporter ist 20 und zieht endlich Zuhause aus.
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Aber: Die Realität schlug bald zu. Ich versuchte es z.B. am Studententheater. All Ihre Klischees sind wahr. Ich versuchte u.a. ein Bukowski-Stück auf die Bühne zu kriegen, es war ein totales Disaster. Fragen Sie mich nie nach Poetry Slams. Ich bekomme sonst Alpträume.
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27 Aug 20
Das marxistische Kampfblatt für Reiche, "Der Freitag'" verkündet, dass die Demokratie nur überleben könnte, wenn sie weiblicher würde. Dazu gibt es künstlerische Anverwandlungen vom Grünen Kobold Baerbock, "The Brain" Chebli und Katja "Rosa" Kipping. Da steckt eine Pointe.
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9 Jul 20
Fr. Dr. Merkel hat mal wieder eine Rede gehalten. Die alle wieder endmegageil finden. Auf dem Bild sieht sie jedenfalls aus wie eine märkische Fischverkäuferin in Augenkrebstürkis. Wir lesen rein. sueddeutsche.de/politik/eu-par…
"Sie appellierte dabei vor allem an den Zusammenhalt der Europäer, an die Gemeinsamkeit in der "größten Bewährungsprobe in der Geschichte der Europäischen Union"." Das mit dem Zusammenhalt beruht vor allem auf deutscher Zahlkraft. Und "Europäer"...zählen Briten auch?
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2 Jul 20
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1 Jun 20
I'm about to go Bill Cutting on this bullshit. Ich besehe mir diese Shitshow, die derzeit in den USA abgeht, nun schon einige Tage an und habe allmählich den Kanal voll. Ich werde diesen nun leeren, und mich in Blutspuck-Manier abreagieren. Die erste Reihe könnte nass werden.
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Und ich haue mir eine Axt ins Bein, bevor ich mein "white privilege" checke. Der erste Schritt ist: Nehme nicht ihre Sprache an, validiere nicht ihre Art, zu denken, indem du die Semantik nachempfindest. Sprache schafft Bewusstsein! Aber eben nicht nur bei den "Guten".
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