Amtsenthebungs-Update: Das RepräsentantInnenhaus hat die Debatten begonnen. Heute Abend wird das Votum abgeschlossen sein und das House wird für eine Amtsenthebung gestimmt haben: mit allen demokratischen Stimmen (die reichen schon) und mit vermutlich auch ein paar Dutzend
republikanischen Stimmen. Dann geht das Verfahren weiter an den Senat, der sich mutmaßlich bei seinem nächsten regulären Zusammentreffen am 20. Jänner - dem Tag der Angelobung Bidens - damit auseinandersetzen wird. Das Verfahren im Senat kann einige Stunden oder auch einige
Monate dauern. Das hängt davon ab, ob eine ausreichend große Zahl an RepublikanerInnen eine rasche Enthebung unterstützt oder nicht. Drei SenatorInnen - Murkowski, Toomey und der mächtige Fraktionsführer McConnell - haben bisher ihre Zustimmung zur Amtsenthebung angedeutet. Es
wird aber damit gerechnet, dass mit McConnell eine Reihe anderer RepublikanerInnen an Bord zur Amtsenthebung sind. Aber da wird Trump schon nicht mehr Präsident sein - ist das alles nur Show? Nein. Die DemokratInnen wollten auf mehreren Ebenen Druck für eine möglichst rasche
Amtsenthebung machen. Zunächst sollte Druck auf Vizepräsident Pence entstehen, damit der eine Mehrheit in der Regierung schmiedet, um Trump entlang des 25. Verfassungszusatzes - Amtsunfähigkeit - des Amtes zu entheben. Pence hat das aber später abgelehnt. Als nächstes soll Druck
auf Trump selbst entstehen, der Amtsenthebung mit seinem eigenen Rücktritt zuvorzukommen. Denn eine Amtsenthebung brächte auch die Möglichkeit eines lebenslangen Amtsverbots mit sich, für das es dann nur mehr eine einfache Mehrheit im Senat bräuchte. Das wäre, eine 2/3-Mehrheit
für Trumps Amtsenthebung vorausgesetzt, wohl nur eine Formalität. Dieser Druck ist aufrecht. Und es macht Druck auf republikanische Abgeordnete und SenatorInnen, die jetzt Farbe bekennen müssen: sind sie auf der Seite des Präsidenten, der nach wie vor einen Großteil der
republikanischen Basis auf seiner Seite hat (und damit auch viele Abgeordnete um ihre Mandate fürchten müssten) oder sind sie auf der Seite der Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung, die mit 55-60% eine Amtsenthebung will. Viel Taktik, aber auch viel praktischer Druck hier.

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12 Jan
🇺🇸 Amtsenthebungs-Neuigkeiten am Tag vor dem Start des Verfahrens. Zwei der republikanischen Spitzen im Kongress, Senats-Mehrheitsführer Mitch McConnell und die höchstrangige Abgeordnete im House, Liz Cheney, haben heute ihre Stimmen für Trumps Amtsenthebung angedeutet bzw
angekündigt. Damit ist die zunächst morgen im House stattfindende Abstimmung freigegeben, RepublikanerInnen dürfen jetzt von höchster Fraktionsspitze gedeckt, mit der demokratischen Mehrheit stimmen. Die Abstimmung morgen wird damit aber auch zur ersten offenen Kraftprobe
zwischen dem Trump- und dem Antitrump-Flügel in der Partei. Würden McConnell und Cheney in diese (wegen ohnehin vorhandener Dem-Mehrheit unnötige) offene Kraftprobe gehen, wären sie sich nicht zumindest einer bestimmten Unterstützung in ihrer Fraktion sicher? Ich glaube nicht.
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11 Jan
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11 Jan
🇺🇸 Ok Leute, Amtsenthebungs-Zeitplan: Am Mittwoch oder Donnerstag wird die demokratische Senatsmehrheit ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Donald Trump einleiten. Das zweite binnen weniger als einem
Jahr. Die Ankündigung soll die Republicans unter Druck setzen: entweder
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Großteils ihrer Basis entscheiden. Was ist der Zeitplan für den Senat? Hier hat vor der Angelobung der beiden neuen demokratischen Senatoren aus Georgia, der republikanische Mehrheitsführer die Oberhand. Die nächste reguläre Sitzung findet am 19. Jänner, dem Tag vor Joe Bidens
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10 Jan
🇺🇸 Es fragen immer wieder Leute nach der schnellstmöglichen Timeline für eine Trump-Amtsenthebung und ob die auch für alle Zukunft gelten würde. Zu 1) braucht es für Tempo eine Mehrheit in beiden Häusern. Eigentlich kommt der Senat erst am 19.1., am Tag vor Bidens Angelobung,
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6 Jan
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auch ausreichend Terrorwillige und sich zumindest Beteiligende gefunden, um völlig dystopische Bilder zu erzeugen. Ich habe seit den Terroranschlägen in Frankreich - Livebilder vom Hypermarché und von der Jagd nach den Koachis - und 9/11 nichts so gruselig-fesselndes im TV
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6 Jan
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