Mal wieder ein Thread zur Lage der Infektion.
Die Inzidenz geht weiter zurück, doch der Rückgang scheint sich zu verlangsamen - die Kurve flacht ab. Was könnte das bedeuten?
Zunächst mal ist ein gewisses Abflachen zu erwarten, schließlich haben wir es mit einer Exponentialfunktion zu tun. Die biegt sich nach links, wird also auf dem Weg nach oben steiler, auf dem Weg nach unten flacher.
Bislang ist für mich nicht klar zu erkennen, dass sich die Kurve *stärker als erwartet* abflacht. Epidemiologen beobachten das gerade sehr genau - denn ein stärkeres Abflachen könnte auf eine zunehmende Verbreitung von #B117 hindeuten.
Wir sehen gerade recht unterschiedliche Dynamiken in den Bundesländern. In Brandenburg geht es weiter steil runter. In Sachsen, Thüringen, Bayern lässt der Rückgang nach.
In vielen Hotspots wie Meißen (Sachsen) fallen die Zahlen schnell, vereinzelt entstehen aber auch neue, wie Tirschenreuth in Bayern (ja, die mit dem Bierfest).
Der Rückgang zieht sich einigermaßen gleichmäßig durch die Altersgruppen, in allen hat sich die Inzidenz seit Jahresanfang ungefähr halbiert. Nach wie vor sind die Alten am stärksten betroffen, was aber auch mit verstärktem Testen zu tun hat.
Die Intensivbelegung sinkt seit einem Monat kontinuierlich. Seit drei Wochen gehen auch die Todesfälle zurück.
Die Zahl der Tests war zuletzt in etwa konstant, die Positivrate fällt deutlich, ein sehr gutes Zeichen.
Fazit: Die Zahlen sehen ganz gut aus. Aber ein deutlich schnellerer Rückgang wäre wünschenswert. Wir haben diese Woche zwei Szenarien schematisch skizziert:
Das Ganze ist auch ein Wettlauf gegegen #B117. Früher oder später wird sich die Mutation durchsetzen und dann steigen die Zahlen. Außer, wir kriegen R nochmal deutlich weiter nach unten.
Bei niedrigen Fallzahlen helfen dabei die Gesundheitsämter – ein grund mehr, schnell runter zu kommen. nature.com/articles/s4146…
Der R-Wert liegt gerade knapp unter 1, deshalb sinken die Zahlen. Da #B117 um 30-50% ansteckender ist, hat es einen eigenen, höheren R-Wert. So setzt sich die Mutante mit der Zeit durch. Derzeit macht sie laut RKI etwa 5.8% der Infektionen in Deutschland aus.
"Die Verdrängung der anderen Varianten durch B.1.1.7 deckt sich mit den Erwartungen basierend auf der Ausbreitung in England und anderswo", sagt mir @sbfnk, der die Mutante am @cmmid_lshtm erforscht.
Eine häufige Frage dieser Tage: Wo passieren die ganzen Ansteckungen, trotz aller Maßnahmen? Einerseits ist das eine berechtigte Frage. Und ein echtes Ärgernis, dass wir die Antwort nicht kennen. Andererseits scheint mir die Erwartung dahinter überzogen und etwas naiv. Thread.
Fakt ist: Das @rki_de kann bei der Mehrzahl der Ansteckungen nicht sagen, wo sie passiert sind. "Unbekannt" ist bei weitem der häufigste Infektionsort (die graue Fläche im kleinen Diagramm).
Nun werden RKI und Gesundheitsämter viel kritisiert, dass sie diesbezüglich nicht mehr wissen. Einerseits zu Recht: Mit weniger Gefaxe, mehr Digitalisierung und mehr Datenaustausch ließe sich sicher noch die eine oder andere Erkenntnis rausholen.
Im Dezember sind 28% mehr Menschen gestorben als im Mittel der Vorjahre. Im Corona-Brennpunkt Sachsen waren es mehr als doppelt so viele. Die Übersterblichkeit übersteigt dort die vom @rki_de erfassten Covid-Todesfälle deutlich.
Im Gesamtjahr haben wir etwa 5% Übersterblichkeit, wobei 1-2% davon erwartbar waren wegen Schaltjahr, demografischem Wandel und steigender Lebenserwartung. Warum diese Jahresbilanz weniger über die Schwere der Pandemie aussagt, analysiert @destatis-Experte Felix zur Nieden:
Nach SZ-Berechnung liegt die Inzidenz in Deutschland erstmals über 200, Sachsen eskaliert völlig und Wissenschaftler befürchten ein europäisches Ping-Pong - die Entwicklung am Wochenende im Thread zur Lage der Infektion 👇
Die 7-Tage-Inzidenz liegt auf einem Rekordhoch und wird weiter steigen. Bis der Lockdown hier Wirkung zeigt, werden etwa 2-3 Wochen vergehen.
Eine Warnung vorab: Wenn die Kurve schon in etwa einer Woche nach unten geht, liegt das wahrscheinlich nur daran, dass Ärzte, Labore und Ämter in Weihnachten sind. Die Infektionen werden später nachgemeldet.
Die Neuinfektionen in Deutschland wachsen wieder exponentiell. Wir sehen den Ansatz einer dritten Welle – wobei die zweite Welle nie abgeebbt ist. Die Dritte kommt quasi on top. Daher ein Thread zur Lage der Infektion.
Wir beobachten deutlich steigende Fallzahlen in fast allen Bundesländern. Am schlimmsten ist die Lage in Sachsen – und das bereits seit zwei Wochen. Erst am kommenden Montag beginnt dort ein harter Lockdown.
Mit Ausnahme der Stadt Leipzig hat jeder sächsische Kreis derzeit eine Inzidenz von 200 oder mehr. Aber das ist beileibe kein Sachsen-Problem - Hotspots sind auf die ganze Republik verteilt.
Heute beraten Kanzlerin und Ministerpräsidenten, wie es mit dem Lockdown weitergeht. Wo stehen wir gerade? Ein Überblick im neuen Thread zur Lage der Infektion.
Die Neuinfektionen sind auf einem Plateau. Ungefähr seit der zweiten Novemberwoche. Das ist gut, weil: Sie steigen nicht weiter. Das ist aber auch schlecht, weil: Sie sinken kaum.
Dabei ist eigentlich das erklärte Ziel des November-Lockdowns: Die Zahlen *deutlich* nach unten zu bringen. Denn derzeit sind die Gesundheitsämter heillos überfodert.