Das @rki_de hat endlich offizielle Zahlen über den Anteil von #B117 in Deutschland veröffentlicht:
6% für Zeitraum 22.1.-29.1. (ca. vor 1 Woche)
In diesem Thread analysiere ich den Bericht und seine Schwachstellen. 🧵 ⬇️ 1/ rki.de/DE/Content/Inf…
In einem Teil der deutschen Labore (auf welche 57% aller positiven Proben entfiel) wurden 70% der positiven Proben mithilfe spezieller PCR-Tests auf die Variante B.1.1.7 untersucht. Insgesamt also 40% aller positiven Proben zwischen 22.1.-29.1. 2/
Ausschließlich der Anteil der Variante B.1.1.7 (England) wurde bestimmt. Über den Anteil der Variante B.1.351 (Südafrika) kann nur gemutmaßt werden. Diese könnte bis zu 1,1% sein, da 1,1% der Proben die Mutation N501Y aber nicht die Deletion delH69/V70 aufwiesen. 3/
Die Analyse ist geografisch nicht repräsentativ, weil nur ein Teil der Labore in Deutschland teilnahm.
Über die genaue Verteilung lässt sich nur mutmaßen, bis (wenn überhaupt) das RKI die Rohdaten der Untersuchung veröffentlicht.
Weiße Löcher in Grafik sind erster Anhaltspunkt 4/
Erstes Zwischenfazit (Thread geht weiter):
Wir haben lange auf eine veraltete (1 Woche!), geografisch unrepräsentative Analyse einer einzigen Variante gewartet.
Keine Zeitentwicklung, keine Aufschlüsselung auf Bundesländer/Regionen, keine Daten zu B.1.351. Das geht besser. 5/
Warum ist es wichtig, dass die Daten veraltet sind? Pro Woche erhöht sich der Anteil von B.1.1.7 um ca. 50-70%! Das heißt, dass die gleiche Studie mit aktuellen Daten mittlerweile einen Anteil von 10% feststellen würde. Das wird sicherlich in den Medien vergessen werden. 6/
Das RKI schreibt, dass die Analyse in KW4 statt fand. Das stimmt nur halb. Freitag der 22.1. fällt eindeutig in KW3. Die Analyse ist also eher KW3-4. Das ist eine Kleinlichkeit, aber das könnte reichen um Aktualität vorzutäuschen.
Warum nicht genau sein und schreiben KW3-KW4? 7/
Der Bericht wertet zusätzlich auch mehrere dem RKI bekannte Sequenzdatensammlungen aus (getrennt voneinander!).
Das Ergebnis ist höchst ernüchternd. Es gibt einen Vergleich der Kalenderjahre mit Datenstand 29.1., die zu überhaupt nichts taugt. 6/
Dazu gibt es eine Grafik, die mehr verwirrt als aufklärt. Hier wird der Anteil verschiedener Varianten pro KW (nur 3!) schön farbig geplottet (Nebelkerze!). Da die Zahlen sehr klein sind, und Sequenzen mit großer Verzögerung ankommen, sieht es so aus als ob #B117 fällt. Fatal! 7/
Seit zwei Wochen, seit der Sequenzierungsverordnung, werden dem RKI jetzt viele aktuelle Sequenzen übermittelt.
Im Bericht werden diese Daten fast völlig ignoriert.
Die Daten werden nicht nach Probendatum analysiert, für eine zeitliche Entwicklung, sondern zusammengeworfen. 10/
Kurzer Exkurs:
Das RKI sagt es habe allein bis zum 1.2. 1308 Sequenzen aus 2021 bekommen. Es wäre extrem wichtig, diese Daten zeitnah mit Wissenschaftlern weltweit über @GISAID zu teilen, um damit unabhängige (bessere) Analysen zu ermöglichen. Bisher: nichts. 11/
Jetzt wird es extrem peinlich. Das RKI hat Tabellen erstellt (Stand 31.1.) mit Zahlen der Varianten-Nachweise (PCR oder Sequenzierung) aus den Bundesländern.
Das Problem: die Zahlen sind falsch, um Faktor 10 (!) zu niedrig. Bsp Bawü:
Laut RKI 20.
Laut Lagebericht BaWü 266. 12/
Das RKI hat keine Ahnung und null Recherchefähigkeit. Warum sind Tabellen dazu noch 5 Tage alt?
Der Bawü Bericht ist im Internet: gesundheitsamt-bw.de/lga/DE/Fachinf…
Seit 8. Januar tracken wir alle in der Presse gemeldeten Mutationsfälle. Das RKI hat keinen Plan. 13/
Sind die RKI-Zahlen eine Überraschung? Nein.
Zahlen aus Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Köln, Solingen zeigen bereits seit mehrere Tagen, dass die Verbreitung von #B117 regional zwischen 5-15% liegt. 14/
Damit die Daten des RKIs wirklich nützlich sind, fordere ich das RKI auf, die Rohdaten zu veröffentlichen. Damit könnte man eine Analyse zu regionalen Unterschieden (sehr wichtig!) in der Verbreitung machen, und den Varianten-Anteil mit den Fallzahlen korrelieren. 15/
Für die internationale Wissenschaftscommunity ist die Analyse, so wie sie ist, insbesondere ohne Daten, fast komplett wertlos. Dass D bei ca. 10% Anteil liegt war ohnehin klar. Darüber hinaus ist nichts Interessantes enthalten
Warum nicht wie in DK/UK? 16/
Wer wissen will, was der Anteil von 10% für Deutschland in den kommenden Wochen bedeutet, der sei auf diesen Thread verwiesen. Da Köln damals den gleichen Anteil hatte, gelten alle Aussagen genauso für Deutschland als ganzes. 17/
Anstatt die Sequenzdaten wirklich zu veröffentlichen, entwirft das RKI lieber eine nette Grafik, die zeigt, wie das RKI plant, die Sequenzdaten zu veröffentlichen. Bahnbrechend! Leider sind immer noch keine Sequenzen bei @GISAID. Spahn versagt. 18/ rki.de/DE/Content/Inf…
Warum wird diese Untersuchung nur alle zwei Wochen wiederholt? Es sollte ein leichtes sein, zweimal wöchtentlich upzudaten. Das ist wirklich keine Rocket-Science.
Wir müssen auch nicht 34k positive Proben typisieren. 5k reichten völlig. Overengineered bis zur Nutzlosigkeit. 19/
Hier mein Lieblingszitat von Mike Ryan (WHO Emergency Response Team).
"If you need to be right before you move, you will never win. Perfection is the enemy of the good. In a pandemic, speed trumps perfection."
Das RKI hat das noch nicht verstanden. 20/
Hier zeigt sich direkt, wie der RKI-Bericht aufgrund schlechter Daten-Auswahl und -Visualisierung Zweifel säht, wo gar keine sind.
Die Daten sind so alt (31.1.), wie konnte da niemand drüber schauen und sagen: lasst das raus, das ist missverständlich! 21/
Weitere Fragezeichen aus der Pressekonferenz.
Weiß beim RKI wirklich niemand, wie die Konvention für die Benennung der Varianten ist? Liest niemand die Reden von Wieler Kontrolle? 21/
Wielers Falschaussagen sind kritisch, weil sie direkt von den Medien in die Schlagzeilen übernommen werden - ohne Kritik oder Einordnung. Das ist fatal! Ich bin es leid, dass führende Medien wie @tagesschau Minister/Behörden blindlings zitieren. 24/
Die tagesaktuellen (!) Baden-Württembergischen Daten stützen die Arbeitshypothese, dass der momentan Anteil von Mutanten in Deutschland bei ca. 9% liegt, statt 6% 25/
Hoffentlich werden Entscheidungen nächste Woche nicht auf Basis der 6% gemacht. Wünsche mir, dass beratende Wissenschaftler wie @rki_de Wieler, @c_drosten, @Karl_Lauterbach klar machen dass wir dann bei 10+% sind. 26/
Im Raum München ist der Mutanten-Anteil laut @LaborBecker bei 18,4%, Stand 4.2., das ist plausibel.
Vielen Dank an das Labor, dass es die Daten veröffentlicht. Wir können uns nicht auf das Faultier @rki_de verlassen!
h/t @Stina2312 27/
Hier sind die Ergebnisse aus München im Zeitverlauf. Das ist nur eine Stichprobe und relativ rauschig, passt aber in den Gesamtkontext. In München gibt's also sehr bald einen starken Anstieg von R um 0,3. 28/
Wer denkt meine Kritik am RKI-Bericht sei kleinlich, der sehe sich an, was passiert, wenn missverständliche Grafiken in die Hände von Schwurblern gelangen. Das war total unnötig, die Grafik musste wirklich nicht in den Bericht. /29
Übrigens möchte ich klarstellen, dass meine RKI-Kritik dem System und den Prozessen gilt, nicht den Mitarbeitern, die sich sicher den Arsch für uns aufreißen.
Verantwortlich ist zuallererst @jensspahn, der das @rki_de nicht ausreichend mit Personal ausstattet in der Krise. 30/
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Zwei grobe Fehler in 17 Sekunden @rki_de Pressekonferenz: 1. Am 31.1. war #B117 bereits in allen Bundesländern nachgewiesen (MV zuletzt am 30.1.) 2. Verbreitung von #B117 bei 6% vom 22.1.-29.1., momentan (+7T) sind es +50% mehr, also 9% 1/
In der Tabelle sind die Erstnachweise von #B117 pro Bundesland aufgeführt. Alle Nachweise wurden im Trackingsheet täglich gesammelt.
Warum um alles in der Welt gibt das RKI einen Stand von vor 6T an, und das dann auch noch falsch?
Quelle: docs.google.com/spreadsheets/d… 2/
Wieler sagt: "Momentan ist die Verbreitung von #B117 bei 6%".
Das ist falsch, weil veraltet. Daten stammen aus der Periode 22.1.-29.1., diese Periode endete vor 7 Tagen.
Pro Woche erhöht sich der Anteil von #B117 um 50-70% gegenüber Wildtyp - liegt mittlerweile also bei 9-10%. 3/
Warum spricht @rki_de Chef Wieler von Variante B.1.1.28.1 (und stockt dabei)? Die Nomenklatur ist international standardisiert. Um ewig lange Reihen zu vermeiden heißt diese Variante P.1, so wird sie in Medien und Literatur genannt. Nur im RKI nicht? Vertrauenserweckend. 1/
Hier kann man das genau nachlesen. Steht im Original-Paper, welches die Variante definiert hat:
Diese Mutation kann NICHT B.1.1.28.1 genannt werden, weil das momentane Klassifikationssystem dies verbietet.
Stattdessen wird sie P.1. genannt (B.1.1.28 = P) virological.org/t/genomic-char…
Es geht hier um einen Stammbaum.
Jeder Punkt, bedeutet, dass es sich um Nachfahren handelt.
B.1.1.28 ist also das "Kind" von B.1.1.
Damit B.1.1.28.1 keinen langen Namen hat, definiert man B.1.1.28 gleich P und nennt B.1.1.28.1 dann P.1 (Kind von P, welches Urenkel von B ist).
Anfang August waren wir noch vorne dabei, aber statt Kapazitäten aggressiv auszubauen hat man sich auf falschen Lorbeeren ausgeruht. Fadenscheinige Argumente wie "Personal", "Reagenzien", "Budget" wurden aus der PR-Kiste geholt. Dabei zeigt Umland was für ein Quatsch das ist. 2/
Ich sollte als Metrik mal noch Tests/Bruttoinlandsprodukt ausrechnen. Da wäre Deutschland dann mit Niederlande und Schweiz ganz weit hinten.
Willkommen im Land der Haftpflichtversicherung, wo man lieber nichts tut, als Leben zu retten, in der Sorge, dass man etwas falsch macht.
Diese Prinzip zieht sich wie ein roter Faden durch die deutschen Maßnahmen. Das ist das Gegenteil von "Move fast, have no regrets" s. thread⬇️
Absolutes Lieblingszitat:
If you need to be right before you move, you will never win. Perfection is the enemy of the good when it comes to emergency management. Speed trumps perfection. And the problem in society we have at the moment is everyone is afraid of making a mistake.
Everyone is afraid of the consequence of error, but the greatest error is not to move, the greatest error is to be paralyzed by the fear of failure. And I think that’s the single biggest lesson I’ve learned in Ebola responses in the past.
Erstmals relativ verlässliche Berechnung des Varianten-Anteils in Deutschland möglich, weil @Koeln ALLE Fälle auf Varianten prüft. #B117-Anteil: 9% (±3%) #B1351-Anteil: 5% (±2%)
Berechnung:
Köln hatte in letzten 7T 880 neue Fälle, 80 mal britische Variante, 42 mal Südafrika. 1/
Sind Zahlen verlässlich? Ziemlich! Besser als alles andere was wir haben. Natürlich könnten manche Fälle auch von paar Tage früher sein, deshalb relativ großer Fehler.
Hoffentlich veröffentlichen @HenrietteReker/@vogelalex bald tägliche, detaillierte Daten zu Mutationsfällen. 2/
Macht der Anteil Sinn im internationalen Vergleich? Absolut! Dänemark mittlerweile locker bei 20%, Schweiz ähnlich.
Ist Köln repräsentativ für D? Bedingt. Ganz D liegt wohl zwischen 5-15% #B117. Insbesondere SH hat sicher höheren Anteil als Köln. 3/
Erster Thread zur Sequenzierungsverordnung
Spahn macht irreführende Aussagen in PK und Medien merken es nicht.
Labore werden laut Verordnung NICHT verpflichtet zu sequenzieren. Nur WENN sie sequenzieren, müssen Sie die Sequenzen ans RKI übertragen. 1/
Zugegeben, die Verordnung ist äußerst missverständlich formuliert, wahrhaftig kafkaesk. Aber, dass beim @BMG_Bund Spahn niemand darauf hingewiesen hat oder Rede überprüft? Auch keine Klarstellung danach.
Hier der Link zur Verordnung: bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Date… 2/
Warum ist dieser Punkt so wichtig? Die Verordnung gibt Laboren lediglich die OPTION Sequenzierungen abrechnen zu können. Wenn die Labore aber nicht wollen, müssen sie nicht sequenzieren. So kommen wir niemals auf die "bis zu" 5%, die sequenziert werden dürfen. 3/