(Thread:) Diese Stellen des @derspiegel-Interview von M. Brinkmann @BrinkmannLab machen sprachlos. Diese fahrlässige Ignoranz, nochmal und nochmal auf die heiße Herdplatte zu fassen, Opfer und Risiken egal, egal was Zahlen und Expert*innen sagen? spiegel.de/wissenschaft/m… (€)
"Am Ende haben dann aber wohl viele Ministerpräsidenten nicht mitgespielt. (...) Allein diese zwei Wochen Verzögerung bis Anfang November haben uns in den letzten drei Monaten etwa 30.000 Menschenleben gekostet. Jetzt, mit den neuen Varianten, passiert wieder das Gleiche."
"Aber dann hörte ich aus dem Kanzleramt, dass die Ministerpräsidenten selbst die 35 nicht geschluckt haben, heraus kam dann die 50. Es muss ein Basar gewesen sein, ein Geschacher, unglaublich."
"Ich will der Politik gar nicht vorwerfen, dass sie nicht ihr Bestes gibt. Viele sind wirklich bemüht, aber es gibt Teilnehmer in diesen Runden, die sind nicht richtig im Thema."
"Wir kriegen niemals genügend Menschen geimpft, bevor die Mutanten durchschlagen. Dieser Wettlauf ist längst verloren. Alles andere entspringt Wunschdenken, genährt von falschen Versprechungen einiger Politiker."
"Dann fangen wir noch mal ganz von vorn an."
"Wir haben ihnen einen konstruktiven Vorschlag gemacht mit unserem Papier. Ich hätte mir gewünscht, die Ministerpräsidenten hätten das alle vorher im Detail gelesen. Aber das war natürlich naiv." "Einige waren unzufrieden, weil ihnen keiner eine exakzte Zahl liefern konnte."
Man könnte ewig so weitermachen. Ernsthaft: lest das ganze Interview, egal wo und wie.
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Dieses Narrativ der Überraschung und des Nichtwissenkönnens, welches uns Politik mometan für die vergangenen 12 Monate Pandemie erzählen will, ist natürlich von vorne bis hinten fiktiv. Es gab seit Jahren Planspiele, Warnungen, Pandemiepläne auf genau so einen Sars-Ernstfall hin.
Als die Pandemie hier war, gab es neben den Entwicklungen aus dem Ausland von Anfang an eine dominante, gutbelegte Empfehlung aus der weltweit renommierten hiesigen Virologie/Epidemiologie: ernst nehmen. Lieber eher viel und länger als zu wenig. Zweite Welle einrechnen.
Als die zweite Welle in vielen Ländern aufkam und auch hier absehbar wurde, wurden diese Empfehlungen erneuert, mit zunehmendem Nachdruck. Wieder warnte man vor Unterschätzung, während im Ausland deren Folgen schon sichtbar wurden. Und wurde nicht mehr, sondern weniger gehört.
In einem Satz: Wir wirtschaften uns in die dritte Welle.
(Alles weitere im Thread. Entschuldigung für die Länge, aber ich wollte korrekt zitieren, und es treibt mich wirklich um)(1/X)
Dazu drei aktuelle Aussagen von Regierungspolitiker*innen. Zuerst Merkel: „Man sei sich in der Sitzung einig gewesen, dass zukünftige Maßnahmen (...) sehr stark davon abhängen würden, wie schnell sich die neue Variante in Deutschland ausbreite, hieß es.“ spiegel.de/politik/deutsc…
Die alte Frage: Schützen wir uns jetzt (und erfahren nie, wie schlimm genau es geworden wäre)? Oder warten wir, bis es katastrophal ist (und tun dann genau das gleiche)? Man antwortet auf das Trolley-Problem inkl. Präventionsparadox erneut mit: Abwarten. de.wikipedia.org/wiki/Trolley-P…
Kann das sein, hat Kretschmer das wirklich so gesagt?
Ja, hat er. Und noch viel mehr, was nur noch entsetzlich ist. Und gleichzeitig sehr viel über eine leider momentan dominierende Art von Politik verrät, gegen die wir uns mehr wehren müssen. freiepresse.de/nachrichten/sa… (€) (1/X)
Im 2. Ausschnitt nennt Kretschmer das Datum: Am 11.12.20 besucht er Krankenhäuser und validiert ihm vorliegende Informationen, nämlich: die Lage ist ernst. An diesem Tag sind in Deutschland insgesamt 21.567 Menschen an Covid-19 gestorben, europaweit 297.072, weltweit 1,6 Mio
Entweder ist das eine fabrizierte Geschichte, um sein Image zu retten. Dann hätte er auch erzählen können, dass er für wirkungsvolle Politik leider zu beschäftigt damit war, Kinder zu foltern und zu essen, es wäre nicht viel schlechter angekommen.
Diese Worte von Biden für groß oder ausreichend zu halten, ist Teil des Problems. Die bürgerliche Mitte, zu der er gehört, reagiert auf Extremismus von rechts immer und immer wieder mit Appeasement, politisch wie rhetorisch. Statt Verantwortliche und Programme klar zu benennen
und auszugrenzen, glaubt sie die extreme Rechte und ihre Sympathisanten wieder in die Mitte zurückführen zu können – und damit in ihr Wählerpotenzial. Das ist der eine redundante opportunistische Fehler, der sich überall wiederholt. Forschung und Historie sind klar: vor allen
anderen entscheidet die bürgerliche Mitte mit ihrem Verhalten gegenüber Rechtsaußen über Spielräume für Szenen wie heute. Alles was man ihnen durchgehen lässt, werten sie als Validierung und Ermutigung. Der nächste Präsident muss, wenn er eine Chance haben will, diese
T. Krauel, "Chefkommentator" der WELT, findet es „so unerträglich wie richtig“, dass hochrangige Nazis nach 45 unbehelligt weiterlebten. Wie kann man das schreiben? Was triggert "konservative" Autoren momentan so? Ein Thread mit Erklärungsversuchen. amp.welt.de/debatte/kommen… (1/X)
Samira El Ouassil @samelou und ich sprachen diese Woche darüber im Podcast (ab 29:38): was macht „konservative“ Publizisten am aktuellen Diskurs so irre, dass sie so irre Texte schreiben? Was verändert sich gerade für sie? soundcloud.com/piratensenderp… (2/X)
Aktuell scheint ihnen das Monster der „cancel culture“ (ein Begriff, schon kaputt, bevor er hier ankommt, weil analog „politischer Korrektheit“ durch aggressiven Übergebrauch bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt), was sie sensationslüstern beschwören, jedes Maß zu nehmen. (3/X)
Sehe enorm viel Text von Weißen, die fordern, wir müssten uns endlich unserem eigenen Rassismus stellen. Und dann doch wieder nur den anderer anprangern. Verstehe die Wut auf uns „Liberale“ und unsere blinden Flecke. Versuche mal unsortiert anzufangen. #KritischesWeißsein (1/10)
Vor Jahren hatte ich eine Wohnung abzugeben, durfte KandidatInnen auswählen. Ich habe einen weißen Journalisten favorisiert, weil ich dachte, so habe ich am wenigsten Stress. Menschen mit Migrationshintergrund hatten 0 Chance. Treibt mich heute noch um. #KritischesWeißsein (2/10)
Polizeigewalt gegen PoC habe ich lange wegsortiert unter „das passiert eben in einer diversen Gesellschaft“. Viel zu spät habe ich mich interessiert für unfassbare Fälle wie den von Oury Jalloh. Wären es Weiße gewesen, sicher früher und mit mehr Sorge. #KritischesWeißsein (3/10)