Es gibt viel Streit um die Frage, wie ökologisch eine zu 100% vegane Welt wäre, da es auf dem Globus ja sehr viel Weideland gibt.
Wer könnte das besser beantworten als euer Veganer des Vertrauens (bin ja komplett unbefangen🤪)? Also hier die Fakten, entscheidet selbst: (Thread)
Je nach Studie besteht das gesamte Agrarland weltweit zu 65% bis 70% aus Grasland. "Case closed!" schreit uns die Intuition da in den Vernunftskomplex. Würden sich alle nur von Pflanzen ernähren, dann lägen diese Flächen komplett brach und es blieben nur 30% übrig, sagt sie (2)
Aber Vorsicht, die Intuition ist die kleine Schwester vom gesunden Menschenverstand und der Schule des Lebens, so simpel ist es wie sooft nicht.
Unter dem Wort Grasland stellen sich viele Menschen saftige, irische Wiesen vor, über denen 24/7 das Kerrygold-Jingle erklingt (3)
Tatsächlich ist dieses Grasland aber sehr unterschiedlich beschaffen. Es gibt dazu eine sensationelle Studie von 2017, die die Daten zum globalen Grasland fluffig aufbereitet hat: (Hier besser aufgelöst: graslutscher.de/wp-content/upl…) (4)
Ja, 70% Grasland ist eine Menge, aber wie man an der hellgrün und gelb eingefärbten Fläche sehen kann, gehören da auch ein paar ziemlich unwirtliche Landstriche dazu, so z.B. der Norden Russlands und Kanadas, große Teile der Sahara und der arabischen Halbinsel. (5)
Zu Grasland gehören eben auch Feuchtgebiete wie die Everglades in Florida, sibirische Tundra und Dornstrauchsavannen wie z.B. die Kalahari im südlichen Afrika. Da sieht es dann konkret so aus:
(Nicht gerade ideal für Kühe zum Grasen) (6)
Auf diesen Flächen gibt es keine Tierhaltung. Wie in der Legende der Landkarte schön aufgeschlüsselt ist, machen diese Flächen allein 955 Mio. Hektar oder 30% aler Grasland-Flächen des Planeten aus. (7).
Auf den dunkelgrünen und den olivgrünen Flächen werden tatsächlich Tiere gehalten (zusammen ca. 2.150 Mio. Hektar oder 70% dieser Fläche), nur ließe sich auf wiederum der Hälfte dieser Fläche (der olivgrünen) auch Ackerbau betreiben ("suitable for crops"). (8)
Aber damit nicht genug, auch die Fläche, die wir bereits heute für Ackerbau nutzen, wird zum absoluten Großteil für Tierfutter verwendet. Auf nur 20% davon werden überhaupt Pflanzen zum menschlichen Verzehr angebaut (9) umweltbundesamt.de/sites/default/…
Eine zu 100% vegane Welt, so unrealistisch das heute klingen mag, würde also erst mal eine Milliarde (!) Hektar Ackerflächen einsparen. Wir nutzen aktuell leider gigantische Monokultur-Flächen für die Fleischproduktion während uns die Artenvielfalt zusammenbricht. (10)
Man könnte jetzt denken, na gut, aber die Flächen, auf denen WIRKLICH nur Tiere grasen können, die kämen ja zusätzlich obendrauf. Ja, stimmt, so diese Tiere dann auch wirklich nur Gras fressen. Das mag auf Paarhufer im nepalesischen Hochgebirge zutreffen oder... (11)
... auf Tierherden von Nomadenvölkern in der Sahel-Zone, aber unsere „Nutztiere“ in Europa bekommen fast alle Kraftfutter dazu. Schweine, Hühner, Enten und Puten sowieso, denn die können mit Gras nur bedingt was anfangen. (12)
Aber auch die in Deutschland gehaltenten Kühe fressen am Tag ca. 46 Kilo Pflanzen, von denen ein großer Teil auf Flächen wächst, auf denen auch Kartoffeln gedeihen würden. (Getreide, Soja, Raps, Mais) (13)
Das führt zu dieser krassen Grafik. 77% der genutzten Agrarfläche, eine Fläche so groß wie die USA, Russland und China zusammen, wird für die Tiermast verwendet und trägt am Ende nur zu 18% (!) der menschlichen Kalorienversorgung bei. (14)
Man benötigt nun mal mehrere Kalorien Pflanzen, um am Ende eine Kalorie Fleisch zu produzieren. Das ist je nach Tierart unterschiedlich, im Schnitt sind es 7 pflanzliche Kalorien pro Fleischkalorie. Davon landen 5 Kalorien im Stoffwechsel der Tiere. (15)
So verfüttern wir 75% der Weltsojaernte und 33% der Weltgetreideernte an Tiere und das zahlenmäßig größte Endprodukt dabei ist Tierkacke. Würden wir Tierprodukte vom Speiseplan streichen, hätten wir auf Anhieb viel mehr Agrarflächen zur Verfügung. (16) albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/warum-…
Wie gesagt, es mag vereinzelt lokale Besonderheiten geben, wo die Menschen nur durch ihre Tierhaltung gerade so auf die nötigen Kalorien kommen. Das soll kein Plädoyer dafür sein, abgeschiedene Amazonas-Naturvölker mit veganen Kochbüchern zu nerven. (17)
Der globale Süden geht mit seinen Kalorien aber ohnehin viel sparsamer um, am schlechtesten haushalten Europa und die USA. Je mehr Pflanzen wir direkt ohne Umweg über einen Tiermagen essen, desto mehr Fläche können wir der Natur zurückgeben. (18)
Für dieses Ziel müssen sich aber nicht alle vegan ernähren. Die Frage war halt so gestellt, aber um die globale Nahrungsproduktion ökologisch und sozial gerecht zu machen, reicht es auch, die Fleischmenge stark zu reduzieren.
Darauf einen Beyond Burger ;)
Nachtrag:
Ich arbeite spendenbasiert und leider reicht es noch nicht ganz für den Lebensunterhalt mit drei Kindern. Wenn ihr diesen Thread cremig fandet und denkt, ich sollte davon mehr machen, könnt ihr mich hier unterstützen:
Auf die häufigsten Rückfragen schreibe ich heute Abend eine kleine Ergänzung.
Die Quelle für die krasse Grafik mit der Verwendung von Pflanzen und den 18% Kalorien aus Tierprodukten stammt von hier: ourworldindata.org/environmental-…
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oh ok, @WinneHermann sagt zu Beginn der Veranstaltung "Klimaschutz im Verkehr" direkt, dass Synthfuels für PKW eigentlich keine sinnvolle Lösung sind und dass die elektrifiziert werden müssen. @Elektro_Robin , ich lag wohl falsch, geht erst mal um Flug- und Schiffsverkehr.
So, und jetzt lenkt @BerndWestphal4 den Blick auf den Elefant, ach was, auf den Brachiosaurus im Raum: Welche Energieform es auch immer sein soll, wir brauchen klimaneutralen Strom, und zwar viel.
Ba-Wü hat laut ihm aber nur 5 (!) Anlagen zugebaut. in Worten: Fünf.
Jetzt kommt @Thomas_Bareiss und findet, Norwegen sei kein gutes Beispiel für eine Motorenwende, weil Norwegen so reich ist. 🤔
Liebe @oekotest , mich erreichen recht oft Nachfragen, ob Beyond Meat nicht ökologisch sehr fragwürdig wäre, auch weil das ja so weit transportiert werde, wie man bei euch im wiederholt abgedruckten Burgertest nachlesen kann.
Hierzu 2 Anmerkungen: (1)
1. Der Transport von Lebensmitteln ist bezogen auf den Klimaschaden ein vergleichsweise kleiner Faktor. Die Produktion eines Beyond-Patty verursacht laut einer Studie der University of Michigan 400 Gramm CO2-Equ.
Der Transport des Pattys von Los Angeles nach Rotterdam... (2)
... verursacht 30 Gramm CO2-Euq. Ein Rindfleischpatty liegt laut derselben Studie bei stolzen 3.700 Gramm CO2-Equ. Regional kaufen ist eine gute Idee, aber bitte im Hinterkopf behalten: Selbst regionales Fleisch verliert gegen Erbsen aus Nordkalifornien haushoch. (3)
Meine Tochter hat jetzt doch keine Videokonferenz, weil das private Datenvolumen der Klassenlehrerin aufgebraucht ist. Liebe Kultusminster:innen, denen es ja immer sooo wichtig, dass kein Unterricht ausfällt: Wie wäre es im Jahr 2021 mal mit Internetanschlüssen in Schulen??
WTF
Könnte unsere Bildungsministerin denn nicht wenigstens einen Deal mit der Telekom oder einem anderen Dienstleister ausmachen, dass unsere Lehrkräfte unbegrenztes Datenvolumen bekommen? Sie muss auch eine Gmail-Adresse benutzen.
Was machen Kultusministerien eigentlich beruflich?
Weil das jetzt recht oft missverstanden wurde: Die Lehrkraft braucht das Datenvolumen IN der Schule, weil sie dort gleichzeitig die Präsenz-Schüler:innen betreut.
Eine Festnetz-Flat für zu Hause hat sie vermutlich auch, bringt in dem Fall nur leider wenig.
Die ultrakonservative Straßenbahn-Verhinderungs-BI der FDP Wiesbaden positioniert sich zur Kommunalwahl: Erich Honecker ODER Liberalismus. 🤪🤦♂️
Liberalismus hieß in dieser Stadt nämlich unter dem FDP-Verkehrsdezernenten "Weniger Platz für Fahrrad, Fußweg, MEHR AUTOS!!! (1)
Diese nur scheinbare freie Wahl wird von diesen Leuten seit Jahrzehnten systematisch torpediert. Die Vorsitzende dieses Kaspervereins hat mir selbst schon erklärt, ihre Tochter würde natürlich nicht Rad fahren, wäre ja viel zu gefährlich. Und die Busse sind blöd, weil langsam.(2)
Stimmt, ist es und sind sie, deswegen haben wir jetzt Umweltspuren und immer mehr Protected Bike Lanes. Die nennt die BI aber "manipulative Bevormundung- & Verbotspolitik", die FDP stimmt entsprechend auch immer gegen alle Maßnahmen, die Fuß- und Radverkehr stärken würden. (3)
Nein, da fehlt keine null, im Okt. 2020 gab es in D. 507 dieser PKW. Wie kommt die @welt also auf diese schrullige Überschrift? Indem sie..(1)
... einfach über eine Umfrage berichten. Da wurden knapp 5.000 Menschen befragt, die bereits ein Auto haben (also meistens ein Erdöl-Auto) und die Frage war, ob sie denn schon einmal darüber NACHGEDACHT hätten, auf ein E-Auto umzusteigen.
Haben nur ein Drittel. Die rest- (2)
lichen zwei Drittel können sich E-Autos nicht als zukünftige Motorentechnik vorstellen, dann schon eher Wasserstoffautos. Und daraus macht die WELT jetzt, dass die Deutschen den H2-Antrieb dem E-Auto vorziehen bzw. : "Wasserstoffantrieb ist beliebter als Elektromotor" 🤦♂️(3)
Hey @ARTEde , ich weiß ja nicht, wer bei euch den Twitter-Account betreut, aber könnt ihr den französischen Kollegen vielleicht mal Feedback zu dieser "Doku" geben, die ihr vorgestern ausgestrahlt habt?
Ich habe selten so etwas schlechtes im ÖR gesehen.
Wir kennen dieses Argumentationsmuster bereits, aber eigentlich eher von focus oder Welt. Dass ihr jetzt auch Sendungen produziert, in denen mit düsterer Musik und kontextlosen Interviewschnipseln Emotionen geweckt werden, für die es keine Faktenbasis gibt, ist echt schockierend.
Eure Filmemacher argumentieren gegen Solarkraft, Windkraft und E-Autos und erwecken über 89 Minuten den falschen Eindruck, dass Erneuerbare Energien deutlich mehr Rohstoffe benötigen als fossile Energieträger. Das ist nachweislich falsch.