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15 Feb, 17 tweets, 4 min read
Liebe @CDU,

ich erkläre euch gern, warum dieser Clip rassistisch ist. Ja, jetzt kommt die "Rassismus-Keule". Aber mit Fakten. Ihr habt da einen geschickten Videoclip veröffentlicht, der mehr Reichweite generiert als ihr gewohnt seid.
Zwar gibt es viel Kritik, aber leider auch viel Beifall von rechts. Herzlichen Glückwunsch dafür erstmal. Geschickt ist der Clip deshalb, weil ihr ein Gesetz zur Geldwäsche präsentiert und das mit dem allseits beliebten Klickgarant "Clan" schmückt.
Dann schauen wir uns mal an, ob das passt. Nehmen wir als Vergleichsjahr das Jahr 2018. Da gab es insgesamt 8.652 polizeilich erfasste Fälle der Geldwäsche. Ihrem Clip nach zu urteilen müssten so einige davon "Clans" zuzuschreiben sein.
Wie viele Verfahren gab es 2018 laut Bundeskriminalamt bezüglich Geldwäsche im Bereich "Clan-Kriminalität"? 1. Ein ganzes Verfahren. Das wären 0,01%. Ok, ok, geben wir der ganzen Sache noch paar Zahlen mehr mit.
Laut einer Studie im Auftrag des Finanzministeriums von 2016 (Monatsbericht des BMF, April 2016) gäbe es rund 100 Milliarden € Schaden durch Geldwäsche. Knapp 70% davon im Finanzsektor. Dann blieben 30 Milliarden für alle anderen Sektoren.
Laut dem Lagebericht des Bundesinnenministeriums von 2019 wäre der finanzielle Schaden 2018 durch "Organisierte Kriminalität", also nicht nur "Clans"; sondern auch "Mafia" und "Rockergruppen" usw. im Bereich Geldwäsche bei 25,6 Milionen €. Das wären 0,025€.
Mit anderen Worten, falls ihr nicht gut mit Zahlen seid: Ihr tut so, als wäre eine bestimmte Gruppe stellvertretend für Geldwäsche, obwohl sie laut staatlichen Statistiken einen minimalen Teil ausmacht.
Lieber zeichnet ihr das Bild von kriminellen Minderheiten, die vom starken deutschen Rechtsstaat in die Knie gezwungen werden. Diese selektive Kriminalisierung nennt man Rassismus. Arabisch aussehende Männer im Ferrari passend zum verzerrten Bild in Medien.
Ihr hättet natürlich auch all die Bänker, Politiker, Versicherungsvertreter, Beamten & Geschäftsleute abbilden können, die den Staat bei CumEx um satte 55 Milliarden € Steuergelder betrogen haben. Aber die werden medial, politisch und behördlich auch nicht "Clan" genannt.
Aber ihr wisst schon, warum ihr welche Menschen abbildet. Das Ding ist nur: Wir wissen es auch.
Nachtrag. Image
Aber wenn wir schon dabei sind. Lasst uns über Hanau reden. Denn Hessens CDU hat Scheiße gebaut.
So wurde übrigens nach Darstellern für den Ausschnitt gesucht. Statt nach Fakten richtet man sich nach fiktionalen Kassenschlagern. „Arabisch-stämmige Gangster“. Image
Liebe @CDU,

ihr habt den nun nach mehreren Tagen Clip gelöscht, nachdem er zu eurem reichweitenstärksten Beitrag wurde und sich unzählige lobendw rechte Kommentare darunter sammelten. Immerhin habt ihr es gelöscht, das ist erstmal gut. Wurden wir euch also zu laut.
Habt ihr aber Problem und Kritik verstanden? Mir geht es nicht um einen „Shitstorm“. Es geht um konkrete Argumente.
Und wenn ich sage, dass eine Entschuldigung bei all den stigmatisierten Menschen nötig ist, dann meine ich, dass von der Regierungspartei zu erwarten ist, dass sie Minderheiten nicht nur für kurze populistische Clips nutzt, sondern als rechtmäßigen Teil der Gesellschaft anerkennt
Unser Aussehen darf nicht nur dafür hinhalten, dass ihr auf den Zug aufspringt, auf dem sich mit Schlagwörtern wie „Clans“ zurzeit viele Klicks, Umsätze und Wähler gewinnen lassen. Denn die solltet ihr nicht haben wollen.

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13 Feb
Kennt ihr Farid Guendoul? Nein? Dann vielleicht seinen anderen Namen Omar Ben Noui? Nein? Er ist eines der Opfer des Naziterrors. Heute vor 22 Jahren, in der Nacht vom 12. auf den 13. Februar 1999 gingen Rechtsextremisten in Guben (Brandenburg) auf die Jagd nach Asylbewerbern. Image
Farid war mit seinen Freunden Khaled Bensaha und Issaka Kaba am Spazieren, als die drei von elf Neonazis angegriffen wurden. Sie versuchten zu fliehen. Khaled Bensaha wurde bewusstlos geschlagen und die Angreifer ließen erst von ihm ab, als sie ihn für tot hielten. Er überlebte.
jedoch. Im Gegensatz zu Farid Guendoul. Bei dem Versuch sich in Sicherheit zu bringen, verletzte er sein Bein und verblutete. Der Dritte, Issaka Kaba schaffte es, mit einem Taxi in ein Bistro zu flüchten.
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2 Feb
Wusstet ihr, dass die Nazis viele Menschengruppen in Konzentrationslagern töteten? Wie zum Beispiel Sinti und Roma. Selten beachtet sind die muslimischen Roma.
Heute gibt es bis zu 7.000.000 muslimische Roma über die Welt verteilt. Die meisten von ihnen wurden integrierter Bestandteil von mehrheitlich muslimischen Bevölkerungen in Ländern wie der Türkei, Ägypten, dem Iran, Marokko oder Syrien.
Auch in Europa sind muslimische Roma weit verbreitet. Roma-Bevölkerung in Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Albanien, dem Kosovo, Russland und der Ukraine ist mehrheitlich muslimisch. So war es größtenteils auch zur Zeit der Nazis.
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21 Oct 20
Am Sonntagabend wurden zwei Musliminnen unter dem Eiffeltum in Paris abgestochen. Die beiden algerischstämmigen Cousinen waren gegen 20 Uhr mit ihrer Familie unterwegs, als die Kinder aus ihrer Gruppe, Angst vor Hunden bekamen, die ihnen sehr nah kamen.
Die beiden baten die Halterinenn, die Hunde an die Leine zu nehmen. Die zwei Frauen, denen die Hunde gehörten, sollen darauf aggressiv reagiert haben und Dinge wie „ihr dreckigen Araber“ und „geht zurück in euer Land“ gerufen haben.
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20 Oct 20
Am 10.09. soll es in der Kita St. Martin in Koblenz zu einem Kindesmissbrauch gekommen sein. Die Mutter des vierjährigen Kindes wendete sich auf arabisch an die Öffentlichkeit. Am gleichen Tag verkündet nun die Staatsanwaltschaft, dass sie die Ermittlungen einstellt.
Die Mutter erzählt unter Tränen die Schilderungen ihrer Tochter. In der Kita habe sie ein Mann in einen Raum mitgenommen und sie dort ihre Unterwäsche ausziehen und ihm geben lassen. Das Kind sei zu einer Erzieherin gegangen und habe gefragt, ob es die Unterwäsche wiederbekäme.
Die Erzieherin habe ihr gesagt, wieder in den Raum zum Erzieher zu gehen. Dort habe er sexuellen Missbrauch begangen. Das Kind schilderte der Mutter detailliert die Abläufe; das Kind erwähnte auch, dass andere Kinder ebenfalls in diesen Raum mitgenommen wurden
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18 Oct 20
Das ist die dreijährige Zeynep aus Berlin. Aus ihrem eigentlich normalen Besuch bei einer Zahnärztin wurde ihre erste bewusste Rassismuserfahrung. Und das sollte man nicht einfach hinnehmen. Image
Wie auch viele andere Kinder wächst Zeynep mehrsprachig auf. Wenn man es aus pädagogischer und linguistischer Sicht betrachtet, eine Bereicherung. Das will ihre Zahnärztin aber scheinbar nicht wissen.
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26 Aug 20
Heute in Darmstadt (Hessen). Wir sprechen von Deutschland im Jahr 2020. Auf offener Straße greift ein Rechtextremist schwarze Jugendliche an, nennt sie N*****, macht den Hitlerguß und spricht das „Heil Hitler“ überdeutlich aus.
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