Ein dickes Problem der ganzen Pandemiemisere ist: hätten wir alles richtig gemacht, harte Lockdowns, super Kontaktverfolgung, das Märchen 'das wäre gar nicht so schlimm gekommen' es wäre unübertönbar laut geworden.
Man hätte nur den wirtschaftlichen Schaden gesehen, nicht aber welches menschliche Elend vermieden worden wäre.
Das hätten politische Gegner gnadenlos ausgeschlachtet. Es wäre sicherlich in einigen Bundesländern zu einem Regierungswechsel gekommen.
Ich gehe davon aus, dass diese Dynamik einigen Politikern durchaus präsent ist.
Eine der gefährlichsten, schädlichsten Legenden dieser Pandemie ist vermutlich die Legende, dass es nur ein gutes Immunsystem braucht, um mit Covid-19 fertigzuwerden.
Darüber möchte ich ein paar Worte verlieren.
Ich glaube nicht, dass das Menschen glauben, die mir folgen, oder dass ich hier Leute erreichen kann, die das glauben. Aber für den Fall, dass ihr Freunde und Verwandte aufklären wollt, versuche ich hier mal ein paar Argumentationshilfen zu liefern.
Der überspannende Irrglaube 1:
Ein gutes Immunsystem ist der beste Schutz gegen Covid-19.
Der Irrglaube führt zu leichtsinnigem Verhalten, z.B. Ignorieren der Abstands- oder Maskenregeln. Man glaubt sich sicher, weil sonst macht man ja auch nicht jeden Schnupfen mit.
Unpopular Opinion: Es gibt nur ein Setting, in dem unfallfrei über Rassismus*, Sexismus oder Behindertenfeindlich diskutiert werden kann. Alle anderen Settings sind von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Auf einer Skala von "Steigbügelhalter des Faschismus" bis zu "Meh".
+Antisemitismus, Antiziganismus etc.
Setting 1: Reden mit Rassisten, Sexisten, behindertenfeindlichen Personen.
Damit macht man sich unweigerlich auch zum Steigbügelhalter dieser Ideologien, weil man etabliert, dass man über die systematische Benachteiligung & Diskriminierung von Menschengruppen reden kann.
Geld mit Aktivismus verdienen. Zu der Sache, die da kürzlich hochgekocht ist, schwirrten mir auch noch lose Gedanken im Kopf rum.
Ich erinnere mich noch gerne an die Mail eines großen Wohlfahrtsunternehmens … wie toll mein Blog sei. Wie toll ich schreibe.
Wie wichtig die Texte seien. Und ob ich denn etwas für ihr Magazin beitragen könne.
Das Magazin, wohlgemeint professionell produziert und nicht in Kartoffeldruck von der Nichte des Vorstands in der Vorschule hergestellt.
Ich kannte die Reaktion natürlich vorher, dennoch konnte ich mir die Antwortmail nicht verkneifen. Das sei ja wunderbar und ich auch sehr geschmeichelt. Und sehr gerne würde ich etwas für das Magazin beitragen.
Ich wollte noch etwas zu Neutralität schreiben, da der Begriff meinem Empfinden nach derzeit mal wieder massiv mißverstanden oder gezielt mißbraucht wird.
Allgemein, im Bezug auf Wissenschaft und im Bezug auf das Wissenschaftsverständnis von Hendrik Streeck.
Denn seine Position wird anscheinend sehr oft als die neutrale Position empfunden, während Positionen wie die von Viola Priesemann als 'extrem' empfunden werden. Meinem Eindruck nach, ist das auch, wie Streeck sich selbst zu verkaufen versucht.
Als neutrale, wissenschaftliche Instanz. Allerdings ist er anything but.
Erst mal vielleicht die weniger wissenschafts-theoretischen Aspekte von "Neutralität":
Wir haben unsere Gesellschaft unsere Kultur eingerichtet, dass wir Extreme verachten und Kompromisse schätzen.
Rechte, entschuldigt, Konservative, die sich wieder so gebärden, als müssten wir noch Jahrzehnte im "Lockdown" leben.
Es geht genau darum, das nicht zu müssen. Und das erreicht man nun mal besser, wenn man nicht wie ein ungeduldiges Kind alles sofort wieder normal haben will.
Konservative 2021 und wie sie durch den Pandemie-Marshmellowtest fallen.
Noch jemand, der mir erklären will, dass Lockdowns Ungerechtigkeiten vergrößern? Ja, deswegen sollte man sie so konsequent wie möglich gestalten, damit sie so kurz wir möglich sein können.