Unpopular Opinion: Es gibt nur ein Setting, in dem unfallfrei über Rassismus*, Sexismus oder Behindertenfeindlich diskutiert werden kann. Alle anderen Settings sind von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Auf einer Skala von "Steigbügelhalter des Faschismus" bis zu "Meh".
+Antisemitismus, Antiziganismus etc.
Setting 1: Reden mit Rassisten, Sexisten, behindertenfeindlichen Personen.

Damit macht man sich unweigerlich auch zum Steigbügelhalter dieser Ideologien, weil man etabliert, dass man über die systematische Benachteiligung & Diskriminierung von Menschengruppen reden kann.
Setting 2: Menschen ohne eigene Rassismus-, Sexismuserfahrung oder eigener Erfahrung mit Behindertenfeindlichkeit reden miteinander.

Man kann eigentlich all diese Sendungen oder Artikel auf ziemlich wenig Platz zusammenfassen:
Meh, ich mag Veränderung nicht, ich mag nicht wenn ich mich oder meine Sprache hinterfragen muss, meh, ich mag die Unsicherheit nicht, vielleicht was Falsches zu sagen, meh, ich fühle mich unterdrückt wenn andere auf einmal im Mittelpunkt stehen, ...
... meh, ich höre "du bist ein Rassist" wenn mir jemand sagt, ich hätte jetzt aber was rassistisches gesagt, meh, die sind alle nur zu empfindlich, die sollen mal so stark sein, wie ich, und sich nicht immer gleich anstellen, aber WOW, war das gerade UMGEDREHTER RASSISMUS!!!, ...
meh, können wir nicht mal die ollen Kamellen lassen, meh, wir sollten die Kategorien weglassen, natürlich nur, wenn auffällt, dass die Kolleg:innen mit der dunklen Hautfarbe weniger verdienen, meh, Geschichte mag ich nur, wenn wir eine 500 Jahre Hintertupfingen Party schmeißen.
Setting 3: Menschen mit Diskriminierungserfahrung reden mit Menschen ohne Diskriminierungserfahrung.

False Balance. Wissen gegen Meinung. Erleben gegen 'wir haben das überwunden' Narrative.

Das kann funktionieren, wenn die Seite, die die Situation nicht kennt, offen ist.
Und lernen will. Dann ist es eher eine Art Schulfernsehen. Das kann funktionieren und mit einer guten Moderation und den richtigen Teilnehmern spannend sein. Man könnte von Diskriminierung Betroffene aber auch einfach so reden lassen, statt sie ständig zum Schein zu hinterfragen.
Wenn die andere Seite aber nicht lernen will, dann ist es Taubenschach. Dann ist es eine Abfolge von "glaub ich nicht", was natürlich von Diskriminierungserfahrenen nur anhand von Beispielen gekontert werden kann, oder Statistiken. Die dann weggewischt werden.
Dem persönlichen Bericht werden dann isolierte Token entgegengesetzt, wo Person X es aber trotzdem geschafft hat, was zu werden. Es wird dann ja auch immer mal gerne erwähnt, dass die sich ja auch nicht immer beschweren, also einfach weniger Ärger machen.
Und wer nicht schluckt, sondern Ärger macht, ist ja sowieso selbst schuld.
Setting 4: Diskriminierungserfahrene reden miteinander und bringen unterschiedliche Erfahrungswelten und Ansichten ein.

Das ist, meiner Ansicht nach, das einzige, weitgehend unfallfreie Format.

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31 Jan
Geld mit Aktivismus verdienen. Zu der Sache, die da kürzlich hochgekocht ist, schwirrten mir auch noch lose Gedanken im Kopf rum.
Ich erinnere mich noch gerne an die Mail eines großen Wohlfahrtsunternehmens … wie toll mein Blog sei. Wie toll ich schreibe.
Wie wichtig die Texte seien. Und ob ich denn etwas für ihr Magazin beitragen könne.
Das Magazin, wohlgemeint professionell produziert und nicht in Kartoffeldruck von der Nichte des Vorstands in der Vorschule hergestellt.
Ich kannte die Reaktion natürlich vorher, dennoch konnte ich mir die Antwortmail nicht verkneifen. Das sei ja wunderbar und ich auch sehr geschmeichelt. Und sehr gerne würde ich etwas für das Magazin beitragen.
Read 27 tweets
30 Jan
Ich wollte noch etwas zu Neutralität schreiben, da der Begriff meinem Empfinden nach derzeit mal wieder massiv mißverstanden oder gezielt mißbraucht wird.
Allgemein, im Bezug auf Wissenschaft und im Bezug auf das Wissenschaftsverständnis von Hendrik Streeck.
Denn seine Position wird anscheinend sehr oft als die neutrale Position empfunden, während Positionen wie die von Viola Priesemann als 'extrem' empfunden werden. Meinem Eindruck nach, ist das auch, wie Streeck sich selbst zu verkaufen versucht.
Als neutrale, wissenschaftliche Instanz. Allerdings ist er anything but.

Erst mal vielleicht die weniger wissenschafts-theoretischen Aspekte von "Neutralität":
Wir haben unsere Gesellschaft unsere Kultur eingerichtet, dass wir Extreme verachten und Kompromisse schätzen.
Read 54 tweets
30 Jan
Rechte, entschuldigt, Konservative, die sich wieder so gebärden, als müssten wir noch Jahrzehnte im "Lockdown" leben.
Es geht genau darum, das nicht zu müssen. Und das erreicht man nun mal besser, wenn man nicht wie ein ungeduldiges Kind alles sofort wieder normal haben will.
Konservative 2021 und wie sie durch den Pandemie-Marshmellowtest fallen.
Noch jemand, der mir erklären will, dass Lockdowns Ungerechtigkeiten vergrößern? Ja, deswegen sollte man sie so konsequent wie möglich gestalten, damit sie so kurz wir möglich sein können.
Read 5 tweets
30 Jan
#Streeck
Weil gestern wieder jemand meinte, Streeck habe ja im Nachhinein erklärt, wie er das mit dem Schulexperiment wirklich meinte und das müsse man dann ja akzeptieren:
Da Muster, Streeck sagt was Menschenfeindliches, es gibt einen Aufschrei, Streeck gibt den falsch Verstandenen und rudert in der Formulierung, nicht aber in der Sache, ein wenig zurück.
Das ist die Taktik der Diskursverschiebung nach Rechts, wie sie auch die AfD anwendet.
Und nur weil Streeck schnieke und smart aussieht, gewinnend lächeln kann, Akademiker ist und nicht so dreist dumpf rassistisch daherkommt, wie die AfD, sollte man sich nicht täuschen lassen.
Read 9 tweets
29 Jan
Zu Beginn sprach eine WHO-Mitarbeiterin, die nachdrücklich darauf hinwies, dass wir die Pandemie nicht Land für Land bekämpfen können und sich auch die Wirtschaft erst erholt, wenn alle Länder sicher sind.
Kai @kakape über die Verträge mit den Impfstoffherstellern.
"The contracts are secret and I think they shouldn't be."

Sehe ich genauso.

Generell geht es gerade um "Vaccine nationalism". u.a. darum, dass einige Länder mehr Dosen gekauft haben, als sie Einwohner haben.
Read 45 tweets
28 Jan
Was mich ja fertig macht, ist die Inkonsequenz, wie mit Covid-19 umgegangen wird. Einerseits dieser Fall hier, dem wohl ein Strafverfahren folgt: swr.de/swraktuell/rhe…
Auf der anderen Seite Schüler, die mit infizierten Schülern Kontakt hatten, die Symptome haben, aber die nicht getestet werden und bei denen man sagt, joa, geht mal noch zur Schule.
Also, ich finde nicht falsch, dass hart durchgegriffen wird, wenn Leute die Quarantäne brechen.
Ich finde es nur falsch, wenn es dann Ausnahmen für ganze Systeme gibt. Wenn Schulen Eltern erst nach Tagen über einen Fall an der Schule und in der Klasse benachrichtigen, trotz Risikogruppen in den Familien.
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