Lieber @derspiegel, lieber @beimwort , können wir mal über eure Interviewführung reden? Ich weiß nicht, ob @SaraSchurmann mir zustimmen würde, aber in meinen Augen hat diese absurde Antwort von @SWagenknecht an dieser Stelle ohne Einordnung eine destruktive Wirkung: (1/12)
Sie ist schon länger mit dieser "Setlist" auf großer Deutschlandtour und erzählt in jeder Talkshow, die sich finden lässt, dass der böse Klimaschutz jetzt den armen Menschen Autos, Fleisch und Heizungen wegnimmt. Ich hatte gehofft, dass sie damit bei euch nicht durchkommt (2/12)
Dieses Argument, dass Veganer:innen ganz viel Soja und Superfoods aus Übersee essen und man deswegen auch gleich viel Fleisch essen kann ist gleich auf mehreren Ebenen unglaublicher Blödsinn - und da geht es echt nicht um meine vermeintlich verletzte Veganer-Ehre oder so😉 (3/12)
Von der gesamten Weltsojaernte werden 2,6 % zu Tofu verarbeitet und 2,1% zu Sojamilch. 94% werden hingegen zu Sojaöl, Tierfutter und Biodiesel. Der Take, den Veganer:innen die Sojaimporte vorzuhalten, ist daher so alt wie skurril. (4/12)
Die Sojamenge für Tierfutter ist gigantisch, wir importieren jährlich 3,6 Mio (!) Tonnen Soja nach Deutschland. Die deutsche Importmenge für Quinoa aus Amerika liegt hingegen bei niedlichen 5.600 Tonnen im Jahr. (5/12)
Der Transport von Nahrung macht nur einen Bruchteil der Klimaemissionen aus, die ein Nahrungsmittel verursacht. @OurWorldInData hat das hier super visualisiert, der rote Balken ist der Transport, grün ist die Landnutzung, braun ist Methan (6/12)
Pflanzliche Nahrung hat einen vergleichsweise so geringen Impact, dass ich sogar einen eher aufwändig hergestellten Beyond-Burger aus Los Angeles kaufen kann und damit immer noch 10 mal klimaschonender unterwegs bin als mit lokalem Rindfleisch. (7/12)
Das alleine lässt Wagenknechts "Der große Gegner ist die Schifffahrt"-Narrativ schon mal wackelig dastehen, aber dass sie im gleichen Atemzug ausgerechnet für Lebensmittel plädiert, die besonders viel Schifffahrt durch Sojatransport verursachen, ist geradezu grotesk. (8/12)
Sie könnte auch den Umweltschaden durch Getreideanbau anprangern, um dann im nächsten Satz den Konsum von mehr Brot zu empfehlen und es wäre nicht unsinniger. Ich möchte mir wiederholt mit etwas Schwerem ins Gesicht schlagen, um mich von der schmerzenden Idiotie abzulenken.(9/12)
In diesem Kontext ist es übrigens noch mal extra absurd, dass ihr aktuell zweitgrößter ideologischer Gegner Elektroautos zu sein scheinen, angeblich, weil man den armen Menschen ihre Erdölautos nicht wegnehmen darf (war im Spiegel-Interview allerdings nicht Thema)
(10/12)
Von der gesamten Tragfähigkeit des Weltseeverkehrs entfallen 35 Prozent auf Tanker. Will jemand also wirklich die Klimaemission aus der Schifffahrt eingrenzen, dann sind Erdölautos in dieser Hinsicht eine ziemlich schlechte Idee. (11/12)
Ich würde mir wirklich wünschen, dass sie demnächst mit diesen Fakten konfrontiert wird, wenn sie mal wieder ihre auswendig gelernten Textbausteine runterspult. (12/12) 🖖
Nachtrag: Sie nimmt mit ihren Aussagen außerdem noch eine ziemlich extreme Position innerhalb ihrer Partei ein. Ich würde im Spiegel gerne mal mehr Interviews mit @katjakipping, @Janine_Wissler oder @lgbeutin lesen, gerade wenn es um Klimapolitik geht.
Nachtrag:
Ich arbeite spendenbasiert und leider reicht es noch nicht ganz für den Lebensunterhalt mit drei Kindern. Wenn ihr diesen Thread cremig fandet und denkt, ich sollte davon mehr machen, könnt ihr mich hier unterstützen:
Ich habe mal wieder unterschätzt, wie viel Interesse an dem Thema besteht. Aufgrund mehrerer Nachfragen gibt es den Text jetzt auch als echten Artikel zum Teilen außerhalb von Twitter und FB: graslutscher.de/laut-sahra-wag…
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Guten Morgen liebe Fleischesser:innen, ich bräuchte mal eure Hilfe:
Die EU wird demnächst über Änderungsantrag 171 verhandeln, eine Art Lobbygeschenk an Agrarkonzerne und Molkereien. Sollte der EU-Ministerrat den Antrag annehmen, wäre das aus mehreren Gründen schlecht: (1/8)
Die Hersteller pflanzlicher Alternativen wären absurden Regelungen ausgesetzt, z.B. dürften sie nicht mehr „enthält keine Milch“ oder „Alternative zu Käse“ auf ihre Verpackung schreiben. Aber deutlich schlimmer: Es wären Vergleiche zu tierischen Produkten verboten. (2/8)
Das bezieht sich leider auch auf den Klimafußabdruck, es dürfte sich dann kein CO2-Vergleich mehr zum tierischen Pendant auf der Verpackung befinden. Nun kenne ich eine Menge Leute, die selbst nicht vegan leben, die sich so was aber trotzdem als Orientierung wünschen. (3/8)
Es gibt viel Streit um die Frage, wie ökologisch eine zu 100% vegane Welt wäre, da es auf dem Globus ja sehr viel Weideland gibt.
Wer könnte das besser beantworten als euer Veganer des Vertrauens (bin ja komplett unbefangen🤪)? Also hier die Fakten, entscheidet selbst: (Thread)
Je nach Studie besteht das gesamte Agrarland weltweit zu 65% bis 70% aus Grasland. "Case closed!" schreit uns die Intuition da in den Vernunftskomplex. Würden sich alle nur von Pflanzen ernähren, dann lägen diese Flächen komplett brach und es blieben nur 30% übrig, sagt sie (2)
Aber Vorsicht, die Intuition ist die kleine Schwester vom gesunden Menschenverstand und der Schule des Lebens, so simpel ist es wie sooft nicht.
Unter dem Wort Grasland stellen sich viele Menschen saftige, irische Wiesen vor, über denen 24/7 das Kerrygold-Jingle erklingt (3)
oh ok, @WinneHermann sagt zu Beginn der Veranstaltung "Klimaschutz im Verkehr" direkt, dass Synthfuels für PKW eigentlich keine sinnvolle Lösung sind und dass die elektrifiziert werden müssen. @Elektro_Robin , ich lag wohl falsch, geht erst mal um Flug- und Schiffsverkehr.
So, und jetzt lenkt @BerndWestphal4 den Blick auf den Elefant, ach was, auf den Brachiosaurus im Raum: Welche Energieform es auch immer sein soll, wir brauchen klimaneutralen Strom, und zwar viel.
Ba-Wü hat laut ihm aber nur 5 (!) Anlagen zugebaut. in Worten: Fünf.
Jetzt kommt @Thomas_Bareiss und findet, Norwegen sei kein gutes Beispiel für eine Motorenwende, weil Norwegen so reich ist. 🤔
Liebe @oekotest , mich erreichen recht oft Nachfragen, ob Beyond Meat nicht ökologisch sehr fragwürdig wäre, auch weil das ja so weit transportiert werde, wie man bei euch im wiederholt abgedruckten Burgertest nachlesen kann.
Hierzu 2 Anmerkungen: (1)
1. Der Transport von Lebensmitteln ist bezogen auf den Klimaschaden ein vergleichsweise kleiner Faktor. Die Produktion eines Beyond-Patty verursacht laut einer Studie der University of Michigan 400 Gramm CO2-Equ.
Der Transport des Pattys von Los Angeles nach Rotterdam... (2)
... verursacht 30 Gramm CO2-Euq. Ein Rindfleischpatty liegt laut derselben Studie bei stolzen 3.700 Gramm CO2-Equ. Regional kaufen ist eine gute Idee, aber bitte im Hinterkopf behalten: Selbst regionales Fleisch verliert gegen Erbsen aus Nordkalifornien haushoch. (3)
Meine Tochter hat jetzt doch keine Videokonferenz, weil das private Datenvolumen der Klassenlehrerin aufgebraucht ist. Liebe Kultusminster:innen, denen es ja immer sooo wichtig, dass kein Unterricht ausfällt: Wie wäre es im Jahr 2021 mal mit Internetanschlüssen in Schulen??
WTF
Könnte unsere Bildungsministerin denn nicht wenigstens einen Deal mit der Telekom oder einem anderen Dienstleister ausmachen, dass unsere Lehrkräfte unbegrenztes Datenvolumen bekommen? Sie muss auch eine Gmail-Adresse benutzen.
Was machen Kultusministerien eigentlich beruflich?
Weil das jetzt recht oft missverstanden wurde: Die Lehrkraft braucht das Datenvolumen IN der Schule, weil sie dort gleichzeitig die Präsenz-Schüler:innen betreut.
Eine Festnetz-Flat für zu Hause hat sie vermutlich auch, bringt in dem Fall nur leider wenig.
Die ultrakonservative Straßenbahn-Verhinderungs-BI der FDP Wiesbaden positioniert sich zur Kommunalwahl: Erich Honecker ODER Liberalismus. 🤪🤦♂️
Liberalismus hieß in dieser Stadt nämlich unter dem FDP-Verkehrsdezernenten "Weniger Platz für Fahrrad, Fußweg, MEHR AUTOS!!! (1)
Diese nur scheinbare freie Wahl wird von diesen Leuten seit Jahrzehnten systematisch torpediert. Die Vorsitzende dieses Kaspervereins hat mir selbst schon erklärt, ihre Tochter würde natürlich nicht Rad fahren, wäre ja viel zu gefährlich. Und die Busse sind blöd, weil langsam.(2)
Stimmt, ist es und sind sie, deswegen haben wir jetzt Umweltspuren und immer mehr Protected Bike Lanes. Die nennt die BI aber "manipulative Bevormundung- & Verbotspolitik", die FDP stimmt entsprechend auch immer gegen alle Maßnahmen, die Fuß- und Radverkehr stärken würden. (3)