Bislang hab ich zu Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft allgemein Stellung genommen. Jetzt möchte ich Euch von meiner persönlichen Situation berichten. Ich bin 35, seit 2017 promoviert. Vor Stellenantritt an der HHU war ich Monate arbeitslos & dachte Karriere sei vorbei. (1/9)
Aktuell habe ich zwei 1/2 Stellen bei zwei Chef_innen, mit unterschiedlichen Vertragslaufzeiten. Seit Beginn in Düsseldorf 2017 hatte ich 7 Arbeitsverträge, die z.T. ein halbes Jahr liefen und nie länger als 2 Jahre, ein halbes Jahr hatte ich eine 1/2 Stelle. (2/9)
Da mein Mann in einer anderen Stadt eine unbefristete Stelle hat, es mir aber wichtig ist, an meiner Uni präsent zu sein (nicht zuletzt für Gremientermine, bin z.B. Vorstandsmitglied meines Instituts), habe ich zusätzlich zu unserer Wohnung eine kleine Wohnung in D'dorf. (3/9)
Vor Corona habe ich (mit Unterbrechung) 4 Jahre eine Fernbeziehung geführt (habe die Woche & teils die Wochenenden erst im Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung gewohnt, dann in Düsseldorf). Ich bin gern an der HHU, aber wohl nicht mehr lange hier. (4/9)
Meine aktuellen Verträge laufen bis 2022, etwa 2 Jahre später droht wegen #WissZeitVG Berufsverbot. Dann bin ich Ende 30. Da ich seit Jahren alle Zeit & Energie in die Wissenschaft stecke, werden meine Chancen außerhalb der Wissenschaft voraussichtlich nicht brillant sein. (5/9)
Um aus der Abhängigkeit von raren Stellenangeboten & der Unsicherheit kurzer Vertragslaufzeiten rauszukommen, habe ich 2019 vier Drittmittelanträge für Forschungsgruppen gestellt, bin mit einem (zusammen mit 5 anderen) in die letzte Runde gekommen, geklappt hat es nicht. (6/9)
Seit Promotionsbeginn 2012 habe ich so gut wie nie Urlaub genommen, Arbeiten am Wochenende & Nachtschichten waren Dauerprogramm. Ich versuche jetzt, das runterzuschrauben, weil Gesundheit & Lebensqualität sonst auf der Strecke bleiben. (7/9)
Dauerhafte Unsicherheit mit Mitte 30 ohne Perspektive, Fernbeziehung, drohendes Berufsverbot & entgrenzte Arbeitszeiten inkl. Überstunden ohne echte Erholungspausen mit ihren Konsequenzen fürs Wohlbefinden sind ein verdammt hoher Preis für die wissenschaftliche 'Karriere'. (8/9)
Das müsste nicht sein. Ich liebe vieles an meiner Arbeit, Forschung & Lehre machen mir viel Freude. Geht sicher vielen Wissenschaftler_innen so. Es ist nicht fair, dass das vom Wissenschaftsbetrieb ausgenutzt wird. Wir verdienen gerechte Arbeitsbedingungen! #95vsWissZeitVG (9/9)
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Danke für Eure Stimmen! 56% liegen richtig: Von den betreffenden Wissenschaftler_innen haben 92% einen befristeten Arbeitsvertrag. Dabei sind sie die größte Gruppe unter Forschenden & Lehrenden: 2018 kamen auf 48.111 Profs 167.777 befristete Wissenschaftler_innen unter 45! (1/9)
Ihr seht: Einen erheblichen Anteil in Forschung & Lehre (sowie Administration & #WissKomm) stemmen befristete Wissenschaftler_innen. Dabei sind die Befristungen oft kurz (1/2 Jahr ist keine Seltenheit) & in Teilzeit, obwohl deutlich mehr gearbeitet wird (dazu später mehr). (2/9)
Lebensplanung, Familiengründung, Freundschaften pflegen, Kontakte knüpfen, am Arbeitsort ankommen: Für viele der Betreffenden (mich eingeschlossen, bin 35) nicht machbar. Wenn ein Vertrag ausläuft, wird oft ein Ortswechsel erforderlich (wenn nicht Arbeitslosigkeit folgt). (3/9)
Danke fürs Abstimmen & Kommentieren! Die meisten von Euch - 87%! - sagen: Aus ethischer Sicht ist ♻️ besonders gut. Ihr gebt auch einleuchtende Gründe an: ♻️ schont die Umwelt, weil dadurch Ressourcen aus dem Müll verwertet werden. Aber: Ethisch ist dabei Vorsicht geboten! (1/4)
So, wie Recycling durchgeführt wird, hat es nämlich zum Teil erhebliche ungerechte Folgen für einige Personen(gruppen). Elektroschrott-Recycling in Ghana etwa wird von Recycling-Arbeiter_innen ohne Schutzkleidung & angemessenes Equipment durchgeführt. (2/4)
Der Schrott wird bspw. übers offene Feuer gehalten, um Plastik zu schmelzen & so die wertvollen Metalle freizulegen. Für Industriestaaten ist das preiswerte Abfallentsorgung - für Gesundheit der Arbeiter_innen & lokale Umwelt jedoch fatal. (Fotos: michaelciaglo.com/agbogbloshie-a…) (3/4)
Vielen Dank für Eure Teilnahme an der Abstimmung! 46% von Euch sind auf der richtigen Spur: Antwort 2) trifft zu! 🧵 zur Erläuterung, beginnend mit Antwort 1): Dass nicht alle Kopien Fälschungen sind, sehen wir z.B. an Kunstdrucken, die gar nicht vorgeben Originale zu sein. (1/5)
Satz 2) trifft aus 3 Gründen zu: a) Bei Massenproduktion, z.B. von Original-Musik-CDs, erzeugen Kopierverfahren Originale (Kopierresultate, aber keine Kopien). b) Stilkopien, die einen Stil aber kein bestehendes Werk kopieren, sind (auch) Originale. (2/5)
c) Kopieren von Teilen ist häufig wesentliches Element bei der Original-Entstehung (Zitate in Musik & Kunst, Sampling), erzeugt sie zumindest mit. Satz 3) ist mit 27,5% auf dem 2. Platz - aber falsch, da ich auch einfach ein beliebiges Bild als echten Picasso ausgeben kann. (3/5)