Leider scheint es immer noch Missverständnisse zu geben, was exponentielles Wachstum bedeutet. Sogar bei der “Arena”. “Exponentiell” ist nicht einfach ein Synonym für “stark”. Daher heute ein kleines Beispiel, um die Unterschiede ... 1/12
... zwischen linearem und exponentiellem Wachstum darzustellen.
Nehmen wir an, es gibt an Tag null 100 tägliche Fälle (von bestätigten Coronainfektionen oder auch von irgendetwas anderem). 10 Tage später sind es deren 200. 2/12
Ist dieses Wachstum linear oder exponentiell? Das lässt sich mit diesen Informationen noch nicht sagen. Die Grösse des Sprungs sagt nichts darüber aus, um welche Art von Dynamik es sich handelt. 3/12
Wäre das Wachstum linear, so würden die Fallzahlen von Tag 0 bis Tag 10 so aussehen: 4/12
Wäre das Wachstum stattdessen exponentiell, so würde die Entwicklung so aussehen: 5/12
“Das sieht ja fast gleich aus!”, könnten Sie jetzt sagen. Und da hätten Sie recht. Das ist ja auch das Gefährliche an exponentiellem Wachstum. Am Anfang wirkt es auf den ersten Blick so harmlos wie lineares Wachstum. Unterschiede zeigen sich deutlicher mit mehr Zeit. 6/12
Wie ginge es weiter mit linearem Wachstum? Alle 10 Tage kämen 100 weitere tägliche Fälle dazu. Jeden Tag wird eine konstante Zahl zu den Fällen addiert. An Tag 50 erreichen wir 600 tägliche Fälle. (Zu den ursprünglichen 100 Fällen wurde fünfmal 100 addiert.) 7/12
Wie ginge es weiter mit exponentiellem Wachstum? Alle 10 Tage würden sich die Fallzahlen verdoppeln. Jeden Tag multiplizieren sich die Fallzahlen mit einem konstanten Faktor. An Tag 50 erreichen wir 3’200 Fälle. (Die ursprünglichen 100 Fälle wurden fünfmal verdoppelt.) 8/12
Nun zeigt sich ein massiver Unterschied zwischen dem linearen und dem exponentiellen Wachstum. Ab wann erkennt man den? Eigentlich schon früh, wenn man genau hinschaut. Er wird je länger, desto offensichtlicher. 9/12
Aber unsere Intuition kann schwer umgehen mit exponentiellem Verhalten. Machen Sie diesen Versuch: 10/12
In unserem Alltag beobachten wir meist lineares Verhalten. Füllen wir beispielsweise die Badewanne, so wird jede Minute gleich viel Wasser hinzugefügt; das Wasservolumen nimmt linear zu. Auch im Berufsalltag haben wir es typischerweise mit linearen Phänomenen zu tun. 11/12
Das Virus verhält sich ganz anders. Stecken 100 infizierte Personen 120 weitere an, so steigen die gemeldeten Fallzahlen um 20. Wenn die 120 dann wiederum das Virus weitergeben, so stecken sie 144 neue Menschen an. Eine Zunahme von 24. Die 144 stecken 173 an, 29 mehr. usw. 12/12
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Bis Ende Juni sind ja alle geimpft und dann ist die Pandemie vorbei. Darauf freue ich mich.
Falls das dummerweise - aus welchen Gründen auch immer - nicht geschehen sollte, könnten wir dann #NoCovid ernsthaft in Betracht ziehen ab Juli? 1/12
Und könnten wir dafür vielleicht heute schon planen? Einfach mal durchdenken, wie das in der Schweiz klappen könnte. Nur für den Fall. Sozusagen als Versicherung. Die Investitionen dafür wären vergleichsweise minim. 2/12
Wir hätten denselben Ansatz z.B. mit der Testinfrastruktur wählen können. Und die schon im Sommer 2020 ausbauen. Nur für den Fall. Als Versicherung, könnte ja sein, dass wir sie später dringend benötigen. Investitionen hätten sich locker gelohnt. 3/12
Heute kein neuer Artikel. Ich wüsste nicht, was es noch zu sagen gäbe. Die zu erwartenden Entwicklungen waren seit Ende letzten Jahres bekannt. Und genau so kommt’s jetzt. Nur scheint das kaum ein Verantwortlicher einsehen zu wollen. Oder etwas dagegen unternehmen. 1/7
Stattdessen eine Erinnerung an drei Beiträge (plus zwei als Bonus!), die schon ein paar Wochen alt sind, aber immer noch sehr relevant.
No. 1: Was in der Schweiz alles schiefgeht und wie wir’s stattdessen besser machen sollten. 2/7
Heute war richtig viel los nach der Veröffentlichung des Watson-Interviews. Ein herzliches Willkommen an die neuen Follower!
Und ein paar Reaktionen auf Kommentare, die ich auf diversen Plattformen gesehen habe. 1/18
Erst mal vielen Dank für die zahlreichen netten Worte, die Ermunterung und Unterstützung. Das schätze ich sehr.
Auch Kritik lese ich gerne, besonders, wenn sie konstruktiv ist. Auf ein paar wiederkehrende Themen möchte ich hier eingehen. 2/18
Kritik: “Wir können das Virus nicht ausrotten!”
Stimmt, vermutlich schwierig. Das müssen wir aber auch nicht. Es reicht, Fallzahlen tief zu halten, bis genügend viele geimpft sind. Sind Fallzahlen erst mal tief, kann das mit vergleichsweise milden Massnahmen gelingen. 3/18
“Denn in ihrer Welt sind Fakten bloss Rohmaterial, welches man beliebig interpretieren und verzerren kann, um die eigenen Interessen voranzutreiben.” hatte ich hier geschrieben: 1/12
Erich Hess hat heute Abend ein schönes Exemplar dieses Ansatzes geliefert, welches ich hier beispielhaft genauer anschauen möchte. Hess nannte in einer Frage zwei Fakten und zog daraus zwei Schlüsse. Die Fakten waren fast richtig, die Schlüsse völlig falsch. 2/12
Fakt 1: Bisher wurden 500’000 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet in der Schweiz.
Keine Massnahmen zum Schutz der Gesundheit und der "Bekämpfung übertragbarer, stark verbreiteter oder bösartiger Krankheiten" zu ergreifen, ist definitiv verfassungswidrig. Zu Präsenzunterricht oder Fernunterricht sagt die Verfassung soweit ich weiss nichts. 1/15
Aufgaben per Email und Videokonferenzen mit der Lehrerin waren 1848 vermutlich noch kein grosses Thema. Nur so eine Vermutung, bin kein Historiker. 2/15
Der NZZ scheint jedes Argument recht, damit die Arbeiter in den Fabriken stehen und der Rubel rollt. Die Gesundheit scheint dabei zweitrangig. Ausser, sie kann eingespannt werden im Sinne der Wirtschaft. 3/15
COVID-19 in der Schweiz: Die Entwicklung der Fallzahlen folgt weiterhin den Szenarien der Taskforce von Ende Dezember.
Eine andere Art der Betrachtung: Wir sind aktuell wieder gleich weit wie wir Anfang Oktober schon waren. Vier Monate später. 1/5
Ein richtiger Lockdown im Oktober hätte uns dies erspart. Und der hätte nur wenige Wochen dauern müssen, nicht Monate.
Das erklärte Ziel des BAG ist, wieder dorthin zu kommen, wo wir Ende August waren... Aber nun mit einer neuen, ansteckenderen Variante. 2/5
Wir verlängern Leiden für alle unnötig, weil wir immer zu zögerlich reagieren. Anstatt die Senkung der Fallzahlen einmal richtig zu machen und dann Fallzahlen tief zu halten, während wir alle ein fast vollständig normales Leben geniessen. 3/5