Stellt euch mal vor, Journalist:innen wären a) kritikfähiger oder b) zumindest interessiert, warum 200 Medienschaffende & einer der renommiertesten Klimaforscher meinen offenen Brief zur Klimaberichterstattung unterstützen.
Und man hätte ihn nicht einfach ignoriert, ...
... sondern sich mit den Kritikpunkten auseinandergesetzt, & heute, 7 Monate später, wüssten zumindest ein paar Kolleg:innen mehr, was die Klimakatastrophe ist & warum die kommende Bundestagswahl so entscheidend ist, wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten wollen.
Zumindest die würden darüber berichten, was der Unterschied zwischen 1,5 & 2 Grad konkret bedeutet, auch in Deutschland. Und damit eine bundesweite Debatte auslösen & so alle Parteien zwingen, Wahlprogramme vorzulegen, die es ermöglichen, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten.
(Diese Illusion hatte ich nie, aber manchmal erwische ich mich doch bei dem größenwahnsinnigen Gedanken, dass zumindest der Schritt zum Erkennen der Notwendigkeit so viel einfacher sein könnte. Das Abkommen einzuhalten, wird ja noch schwierig genug.)
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Ich hab den offenen Brief zur Klimaberichterstattung nicht geschrieben, um meine Kolleg:innen vorzuführen oder irgendjemanden zu ärgern.
Und es tut mir auf einer persönlichen Ebene tatsächlich Leid, dass ich versuche, Menschen dazu zu zwingen, sich mit einem sehr unangenehmen Thema auseinanderzusetzen.
Aber ich habe keine Hoffnung darauf, dass es reichen wird, diese Probleme einfach immer & immer wieder in Beiträgen zu erklären. Das machen einige Kolleg:innen seit Jahrzehnten, ich glaube nicht daran, dass das noch schnell genug zu einem großen Aha-Moment führen wird.
Ich hab die letzten Tage mehrere Interviews mit unterschiedlichen Klima-Wissenschaftler:innen & -Aktivist:innen gehört und muss sagen:
Dieser oft freundliche Plauderton & unkonkretes Andeuten unschöner Konsequenzen hilft m.E. nicht, die Verdrängung anderer zu durchbrechen.
Ich weiß, sein Gegenüber unter Druck zu setzen & mit Horrorszenarien zu malträtierten, bringt auch nix.
Aber wir müssen die Realität schon klar & deutlich benennen. Und da die ja leider dramatisch genug ist, müssen wir gleichzeitig Lösungen aufzeigen. Und zwar konsequent.
Aber NUR über Lösungen zu reden, bringt uns nicht weiter. Selbst dann nicht, wenn mein Gegenüber zustimmt & überzeugt werden kann. Das alles bringt nichts, wenn er nicht ahnt, wie schnell wir die umsetzen müssen.
.@FridayForFuture & @sciforfuture protestieren seit mehr als 2 Jahren dafür, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Was meinen diese jungen Leute damit, dass man ihnen – & uns allen – die Zukunft klaut?
Ein Thread.
Viele Menschen scheinen 1,5 & „deutlich unter 2“ Grad, wie es im Pariser Klimaabkommen vereinbart ist, für abstrakte – vielleicht sogar willkürliche – Zahlen zu halten. Schließlich scheinen die Regierungen nicht besonders hinterher zu sein, diese Limits einzuhalten.
Auch viele Medien scheinen nur mäßig besorgt, wenn Regierungen Entscheidungen verkünden, die nicht mit dessen Einhaltung vereinbar sind (Kohleausstieg 2038, die (ausbleibende) Reform der GAP, die EEG-Novelle, viele Wirtschaftsförderungsmaßnahmen in der Coronakrise …).
Liebe Kolleg:innen, es ist allen von euch, die meine Analysen & Kritik grundsätzl. richtig finden, klar, dass ich das Problem nicht für euch lösen werde, richtig?
Ich versuche mein Bestes, aber alleine mit den üblichen 3,5 Verdächtigen, die das seit Jahren machen, wird das nix.
Das ist genauso unrealistisch wie die Vorstellung, dass irgendwer anderes die Klimakrise für uns lösen wird. Da müssen schon alle, die das Problem ahnen, mitmachen, wenn sich noch schnell genug was ändern soll.
Solange ihr (selbst sachte) Kritik weder liket noch retweetet, mich nicht zur Blattkritik einladet oder für Interviews anfragt, in euren Redaktionen nicht massive Veränderungen anschiebt oder euch selbst in die Debatte zur Klimaberichterstattung einbringt, geht das zu langsam.
Aber dafür müsste sich z.B. (auch unter Politik- und Wirtschaftsjournalist:innen) rumsprechen, was planetare Grenzen sind: bmu.de/themen/europa-…
"Diesen stabilen Zustand [des Holozäns] zu verlassen, könnte eine nachhaltige Entwicklung gefährden: Armut zu beenden, gesunde Lebensbedingungen zu schaffen, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung und Stabilität zu ermöglichen, Gerechtigkeit und Frieden zu fördern, ...
Jetzt bin ich so sauer wegen des #TVDuell|s zur #ltwbw21 von @SWRpresse, dass ich wohl mal wieder nicht schlafen kann.
#KlimakriseIstJetzt. Und die kommenden Regierungen sind die letzten, die sozialverträgliche Maßnahmen ergreifen können, um auf einen 1,5-Grad-Pfad zu kommen.
Und wenn mir als Journalist:in nicht klar sein sollte, was das bedeutet & warum das wichtig sein könnte, dann sollte ich mich darüber informieren.
Und mich fragen, ob ich das für meine eigene Zukunft & die meiner Kinder wirklich vernachlässigbar finde: klimafakten.de/meldung/neue-i…