1/
Diskussion mit den ungarischen Freunden (darunter ÄrztInnen) beginnt mit noch mehr Tragik.
Einer der Freunde hat einen ehem. Klassenkameraden, der hat Drillinge, 4 Jahre alt. Ein Mädchen von den dreien ist nach symptomfreiem Covid an multisystemischer Entzündung verstorben.
2/
Habe lange überlegt, ob ich hierüber auf twitter berichten soll, verbreitet solch eine Nachricht doch nichts als Kummer und Furcht; und davon haben wir alle mehr als genug im Moment. Habe mich dafür entschieden, denn die Gefahr von C19 für Kinder wird immer noch kleingererdet.
3/
Wie gesagt, dies ist in Ungarn passiert, und ich kann nicht beurteilen, inwieweit die dort völlig überlasteten Krankenhäuser eine Rolle in diesem fatalan Ausgang gespielt haben, und folglich sich dieser hierzulande so nicht wiederholen würde. Aber die Gefahr ist da.
4/
Damit der Horrornachrichten nicht genug; ich höre weiters, von den ÄrztInnen, dass vermehrt auch schwangere Frauen in absolut kritischen Zustand gewesen seien, und folglich mehrere Notkaiserschnitte vorgenommen werden mussten.
5/
Das Gesundheitssystem beschäftigt sich dort fast nur noch mit Covid19, und sei trotzdem so überlastet, dass in einigen Krankenhäusern die Sterberate bei beatmeten Patienten neulich bei bis zu 95% liege (hierüber sollen auch ung. Medien berichtet haben),
6/
Offensichtlich liegt der Grund vor allem im Personalmangel; anstatt der optimalen 2 Krankenschwestern pro Intensivpatient gäbe es teilweise noch 1 für 10 Patienten; so ließen sich die Beatmungsgeräte offenbar nicht dauerhaft sachgerecht bedienen.
7/
Ich erzähle das nicht nur, weil es um einen nahegelegenen, verbündeten EU-Mitgliedsstaat geht, sondern weil dies offensichtlich eine mögliche Konsequenz ist, wenn man #B117 einfach "laufen lässt".
8/
Deutschland ist natürlich um ein vielfaches besser mit Krankenhäusern, Ärtzen und Geräten ausgestattet. Aber auch diese sind endlich; und ich *befürchte*, ein exponentieller Wachstum überwindet auch solche, vermeintlich großen Unterschiede schneller, als das viele erwarten.
9/
Der Lichtblick in Ungarn ist: die Zahlen haben sich, zwar auf sehr hohem Niveau, aber stabilisiert. Dies ist den drakonischen Maßnahmen zu verdanken, die seit dem 8. März gelten, und einem "richtigen" Lockdown gleichkommen, samt Schulschließungen und Ausgangssperren.
10/
Die Abflachung ist je nach Statistik zwischen dem 25-31. März zuerst sichtbar; bedeutet, hier hat es ca. 2-3 Wochen gedauert, bis die harten Maßnahmen eine Wirkung gezeigt haben.

Dies sollten auch wir einkalkulieren.
11/
Nur zur Erinnerung: auf die deutsche Einwohnerzahl normiert bedeuten die ungarischen Zahlen am Peak vor wenigen Tagen ~78.000 Neuerkrankungen (ohne Dunkelziffer) und 2,500 Tote. Jeden Tag.

Ende.

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3 Apr
1/
Der ultimative Rettungsring aller Politiker, wenn sie in die Enge getrieben werden, ist ja im Moment der *Vergleich*, sprich: "Wer macht es denn in Europa besser? Was beklagt ihr euch?"
2/
Das ist bedauerlich, gewissermaßen kläglich, und auf jeden Fall grob falsch.

Denn. Diese Verantwortlichen haben eine Schwur geleistet und sie haben eine Verantwortung der Gemeinschaft gegenüber.

Es ist ihre verdammte Pflicht, moralisch wie rechtlich, alles Mögliche zu tun.
3/
Der Umstand, dass es andere Entscheider in anderen (selektiv ausgewählten) Ländern gibt, die schwach oder verantwortungslos agieren, gibt unserer Exekutive für rein gar nichts eine Entschuldigung.
Read 12 tweets
1 Apr
@BrinkmannLab
MELANIE BRINKMANN!!!!!!!
Abb I:
Der Dialog Melanie Brinkmann - Michael Kretschmer:
Etwas sagt mir, Kretschmer wird sich so schnell nicht mehr in Talkshows blicken lassen.

Ist so angeschlagen und verwirrt, dass er sagt: „ich bin ein Mensch, der gerne klare Sachen ausspricht - auch Wahrheiten“.

Na immerhin 😂
Read 8 tweets
28 Mar
1/
Bericht im Spiegel über die katastrophale #Covid-Lage in Osteuropa.

Inzidenzwert in Polen bei 450, in Tschechien bei 526, Ungarn erreicht sogar 665.

spiegel.de/politik/auslan… via @derspiegel
2/
Ich hatte hier berichtet:


Die Situation hat sich seitdem kein bisschen gebessert.
Ich höre von konkreten Fällen, wo der Krankenwagen für den ü70 Patienten mit teils schweren Vorerkrankungen und klaren Covid-Symptomen deklariert nicht mehr kommt.
3/
In den Krankenhäusern arbeiten nahezu alle ÄrztInnen, unabhängig von fachärztlicher Ausrichtung, mit Covid-Patienten; angehende Medizi werden von den Unis (zwangs)rekrutiert und eingesetzt; die Kapazitäten des Gesundheitssystems für alles non-Covid sind stark beeinträchtigt.
Read 10 tweets
27 Mar
1/
Fürchte, gewisserweise hat sie einen Punkt - die Vermutung liegt nahe, dass das Kapital insgesamt härter von den Maßnahmen getroffen war/ist, als die Angestellten (Kurzarbeitergeld usw.)

Und das ist halt eine ungewöhnliche Erfahrung für obere Mittelklasse / Elite. *Deswegen*
2/
wird seit Sommer anders verfahren. Die Politik hat verstanden, was übrigens seit 1 Jahr so gut wie gar nicht thematisiert wird: es *gibt* eine Art, naja, wenn nicht gleich Nullsummenspiel, aber zumindest einen klaren Interessenkonflikt zwischen Arbeitgebern und -Nehmern.
3/
Die Arbeitgeber sind inhärenter Weise stark von der Reduktion der Wirtsch. Aktivität betroffen, wobei der Staat deren Folgen für die A-Nehmer in hohen Maße abfedert.

Die A-Geberseite profitiert von Öffnungen und trägt dabei einen wesentlich kleineren Anteil der Risiken:
Read 5 tweets
27 Mar
1/5
Eine Gutenachtgeschichte.

Henry war Mondforscher.

Seine Forschungsergebnisse bestanden darin, dass er jeden Monat verkündete: nach dem aktuellen Neumond würde der Mond für immer verschwinden und nie wiederkommen.
2/5
Die Menschen hörten ihm aufmerksam zu, war er doch königlich anerkannter Mondforscher.

Und doch kam der Mond nach jedem Neumond immer wieder erneut zum Vorschein.

Dies verunsicherte Henry aber keineswegs; unbeirrt prophezeite er immer wieder dasselbe, Monat für Monat.
3/5
Henry wurde somit zum Ziel des allgemeinen Gespötts und bald nahm ihn kein Mensch mehr ernst.

ENDE der Geschichte.

Kinder, ihr müsst wissen, das ist ein Märchen, und die sind bekanntlich nicht durchgehend einwandfrei realistisch.
Read 5 tweets
26 Mar
16+1 PolitikerInnen fahren mit einem Bus.

Sie fahren auf eine Felswand zu.

Runde I.: sie bringen den Bus rechtzeitig zum Stillstand und umfahren die Wand schließlich.
Runde II. - die nächste Felswand kommt.

Eine sagt: „wir sollten wieder anhalten“.

Es regt sich Widerstand:
- Das letzte Mal haben wir auch für nix gebremst!
- Es ist dem Bus doch nichts passiert!
- wir haben uns 15 Min Verspätung eingebrockt, ich halt‘ bestimmt nicht mehr an!
Kompromisslösung wird gefunden: Geschwindigkeit wird von 120 km/h auf 60 verringert und man nennt es „soft-anhalten“.
Bus fährt gegen die Wand. Verletzte.

Alle: „Die Vergangenheit ruhen lassen; nach vorne schauen!“
Read 4 tweets

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