Ein Thread 🧵zum Infektionsgeschehen:

1. "Ostereffekt", klar.

2. gab es ein Abschwächen der *Wachstums*dynamik ab etwa dem 23.03, das zeigt sich im RKI-R Wert und den Änderungsraten (Werte am 29. sind Werte vom etwa 23.03. wg. Test&Meldeverzug)

Ist 2. ĂĽberraschend?

1/12
2/12

Nein. Denn Infektionen können nicht unendlich steigen.

1. ist aufgrund von Transmissionsheterogenitäten für die meisten Infektionsketten Einbahnstraße (tolles Paper dazu: science.sciencemag.org/content/371/65…).

80% der Zweitfälle werden deswegen von nur ~15% der Erstfälle verursacht.
3/12

2. haben wir Maßnahmen, die den absoluten Wert der FZ nach oben hin beschränken.

Und Deutschland hat aktuell (mit zB Port./Tschechien) objektiv die umfangreichsten MaĂźnahmen in Europa.
healthdata.org/sites/default/…

Wo dieses "Limit" ist lässt sich nicht genau sagen, jedoch..
4/12

... kann die Abschwächung des Wachstums darauf hindeuten, dass unter gegebenen Bedingungen bald ein Ende des Wachstums auch ohne Ostern erreicht worden wäre.

3. spielt erhöhte Compliance bei steigenden Zahlen eine Rolle, auch diese ist im internat. Vergleich hoch.
5/12

Der vierte Punkt ist Saisonalität. Ich weiß das wird in D von einigen nicht Ernst genommen, aber es ist klar, dass Saisonalität auch bei Sc2 existiert & ein wichtiger Faktor ist.

Das sag nicht ich sondern ziehe mal die "appealing to authority" Karte (die ich ungern ziehe):
6/12

Chris Murray ist eine absolute Koryphäe in Global und Public Health und wurde ca. 390.000 mal zitiert (scholar.google.com/citations?user…).

Er sagt:

"COVID-19 is clearly seasonal"

(deepdyve.com/lp/jama/the-po…).

Ganz ehrlich: wenn irgendwer das weiĂź, dann Chris Murray.
7/12

Was er damit sicher *nicht* meint:
- Saisonalität ist der einzige relevante Faktor
- MaĂźnahmen sind sinnlos oder wirken nicht

Klar ist dennoch: der Effekt ist da, und er wird stärker.

Jedoch berĂĽcksichtigen die wenigsten mir bekannten Modelle diese Punkte ausreichend.
8/12

ZB. wurden in dieser Sammlung europ. Vorhersagen vom 15.03. (covid19forecasthub.eu/reports) in 12 von 32 Länder der Verlauf überschätzt, teilw. außerhalb des mögl. Intervalls. 7 unterschätzen, der Rest ok.

(Punkte=Beobachtungen, blaue Flächen=Projektion)
9/12

Maßnahmen, Impfung, Tests, Immunität durch Infektion, saisonale Effekte- all diese Faktoren wirken sich positiv auf das Infektionsgeschehen aus.

Aus diesen GrĂĽnden denke ich nicht, dass die teilweise extremen Szenarien einiger Modellierungen in D eintreten werden.
10/12

Dass es nochmal so viel Todesfälle gibt halte ich für ausgeschlossen. Bei den FZ können zB. durch Nachmeldungen nach Ostern nochmal hohe FZ entstehen, aber grundsätzlich bin vorsichtig optimistisch was die Entwicklung der nächsten 8 Wochen angeht- nicht nur für D, auch EU
11/12

Sobald dieses Mistwetter vorbei ist treffen sich die Leute drauĂźen.

Und dort ist die Ansteckungswahrscheinlichkeit im Gegensatz zum Haushalt um mehr als 80% reduziert (wenn nicht mehr). medrxiv.org/content/10.110…
12/12

Allein dieser flächendeckende Wechsel in Außensettings hat das Potenzial den R-Wert unter 1 zu drücken und halten (wenn Politiker:innen dass jetzt nicht vermasseln und Außentreffen zu stark regulieren und damit Leute in die Innenräume treiben).
13/12
Wie immer:
- gerne RT
- Kommentare willkommen
- ein freundlicher Umgang macht das diskutieren einfacher :)
14/12 :)
Nachtrag da die Frage: "Was ist mit Brasilien und Südafrika" und Saisonalität aufkommt:

1. Ist der Effekt nicht deterministisch.

2. Ist es nicht der einzige Faktor: fehlende Compliance (s. Bolsonaro), Leben auf engem Raum, etc. sind groĂźe Risikofaktoren
15/12 :)

3. Ist Saisonaliät ist in tropischen Regionen weniger stark ausgeprägt im Vergleich zu den gemäßigten Klimazonen.

4. Widerlegen Gegenbeispiele nicht das Prinzip:
Nur weil FZ im März oder irgendwo im Sommer steigen heißt das nicht, dass Saisonalität nicht existiert.

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4 Apr
Impfakzeptanz sollte mE.durch Vertrauen und nicht indirekt durch Impfpässe oder Freiheiten für Geimpfte erhöht werden.

Hier ein paar Diskussionsbeiträge zu Themen wie Verschärfung von (Geschlechter)ungleichheit, möglichen neg. Effekt auf Impfakzeptanz, Implementierung. etc.: Image
--> "Vaccine passports are gendered"
blogs.bmj.com/bmj/2021/04/01…
--> Unklarer bzw. möglicher negativer Effekt auf Impfakzeptanz:
blogs.bmj.com/bmj/2021/04/01… Image
Read 7 tweets
10 Mar
1/ Die bisher größte prospektive Kohortenstudie zu #LongCovid mit hoher Fallzahl und guten Methoden wurde in Nature Medicine (nature.com/articles/s4159…) veröffentlicht.

Ein wichtiges Thema, daher ein kurzer🧵zu den Ergebnissen und ein bisschen Methodik.

➡️gerne💚RT :)
2/ Was wurde gemacht?

Im März und April 2020 wurden 4 Millionen Personen (ohne COVID) rekrutiert um ihre Symptome per App zu loggen. Vorteil: Teilnehmende wurden nicht auf Basis von COVID gewählt, d. h. Ergebnisse sind etwas weniger anfällig für "Selektionsbiases".
3/
4182 symptomatische Personen mit positivem PCR-Test aus UK, US und Schweden wurden inkludiert:
- Durchschnittsalter 42,
- 14% im KH
- 72% weiblich,
- ca. 6 Symptome in der ersten Woche.

Wichtig: auch 4182 "negative Kontrollen" (ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/P…) wurden inkludiert.
Read 14 tweets
10 Dec 20
1/ Der Schutz von älteren Menschen ist möglich. Tübingen hat gezeigt wie es geht. Solange gezielte Maßnahmen von Teilen der Wissenschaft ignoriert werden (siehe #Leopoldina) wird es auch 2021 unnötige Coronatote geben. Ja, auch mit #LockdownJetzt. 🔽 ein Thread, gern RT💚
2/ Was hat TĂĽbingen gemacht?
1) Regelmäßiges Testen: Personal, Bewohner, mobile Pflegediensten, etc.
2) FFP2 fĂĽr alle>65 (per Post)
3) Reserviertes Zeitfenster für Einkäufe von neun bis elf Uhr
4) Taxifahrten zum Preis des Bussystems fĂĽr Menschen ĂĽber 60 bit.ly/3431q4F
3/ Nicht einfach, aber mit UnterstĂĽtzung machbar.

Doch warum stellt das eigentlich einen „Sonderweg“ dar? Nun, im Oktober hat sich die @GesVirologie inkl. @c_drosten @BrinkmannLab @CiesekSandra @TheBinderLab EXPLIZIT GEGEN einen Schutz von Risikogruppen ausgesprochen.
Read 16 tweets

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