Die Politik ist gefangen auf der Achse "Lockern - Lockdown". Das ist völlig verkürzt und bringt keine guten Lösungen. Es geht besser.
Eine Inzidenz von 100 ist nicht viel. Das ist eine Person in tausend. Verschwindend. Und doch schon lange zu viel für die Gesundheitsämter. Eine erfolgreiche Eindämmung findet aktuell nicht statt.
Denn eine Person hat ja auch nicht undenlich viele Kontakte. Mit den Einschränkungen heute haben viele Menschen nur sehr wenige Kontakte.
Kontakte, die sich angesteckt haben könnten und selber erkranken können.
Und eine erfolgreiche Eindämmungsstrategie würde sich bemühen, diese Kontakte zu erreichen und in Quarantäne zu stecken, bevor sie erkranken und andere anstecken können. Alle Kontakte.
Klassische Eindämmung.
Und dann geht das Elend los: Keiner will in Quarantäne, verstehe ich. Wir haben viele Gründe, warum nicht, verstehe ich.
Dadurch entgehen uns Kontakte, die selber ansteckend werden. DAS verstehe ich nicht.
Wieviele entgehen uns? Der Großteil. Die hellgrauen Balken sind Ansteckungen unbekannten Ursprungs.
(Generall lohnt sich @maewald zu lesen, folgt ihm.)
Und dann? Ohne Eindämmung laufen die Infektionsketten weiter. Es werden jeden Tag mehr. Wir belasten uns und natürlich das Gesundheitssystem.
Und was passiert dann?
Weil wir zu ängstlich waren, die Kontakte einer infizierten Person abzusondern, also in Quarantäne zu nehmen, müssen ALLE MENSCHEN den Lockdown ertragen.
Und statt 14 Tage gehen die Kinder jetzt Monate nicht ins Schulgebäude.
Was ist denn das für eine Abwägung?
Das Virus breitet sich aus. Mit einem R-Wert. Den senken wir mit Impfen, Quarantäne, Teststrategien und Lockdownmaßnahmen.
Alles, was wir bei der Quarantäne verschlampern, nicht wollen, nicht machen, gerichtlich verboten wird, all das zahlen wir durch stärkere Lockdown-Maßnahmen
Ich weiß, Quarantäne ist doof, aber Lockdown in länger und für alle ist noch doofer.
Wer Lockdown-Maßnahmen zurückfahren will, muss vorher seine Arbeit machen und die Pandemie bekämpfen.
Was würde ich mich freuen, wenn die Ministerpräsidenten endlich ernst machen würden mit Pandemiebekämpfung, dann wäre auch der Lockdown bald Geschichte. Statt immer nur auf der Achse Lockern-Lockdown zu bleiben.
Warum weichen die Politiker die Inzidenzgrenzen immer weiter auf?
Im IfSG stehen 50.
Die Notbremse sollte dann schon 100 sein.
Jetzt Eingreifen bei 200.
Was ist denn davon der Vorteil?
Die Politiker glauben, dass es weniger Aufwand ist, die 200 einzuhalten als die 50. Spannenderweise ist das falsch. Eine kleine Erklärung.
Um ein Inzidenzlevel stabil zu halten brauchen wir R=1. Der R-Wert ergibt sich aus der Summe der Maßnahmen die wir unternommen haben (Impfung, Fallverfolgung, Kontaktvermeidung, Schutzmaßnahmen).
Und die wirken sehr lokal. Im Umfeld des einen Infektiösen, der andere ansteckt.
Kommt eigentlich noch etwas zur Eindämmung des Virus in Baden-Württemberg? @RegierungBW@MSI_BW ?
#B117 breitet sich seit drei Monaten aus. Wir wissen, welche Maßnahmen nicht genug eindämmend wirken.
Wir hatten nach Weihnachten die Schulgebäude weitestgehend zu. Reicht nicht.
Nach den Osterferien ist eine Woche Fernunterricht geplant (gut), danach Wechselunterricht und danach nicht klar.
Wir brauchen Maßnahmen, die #B117 eindämmen. Jetzt.
Mehr Ansteckung, Erkrankung und Tod ist nicht der Weg.
In den nächsten vier Monaten wird ein Großteil der Erwachsenen erstgeimpft. Zweitimpfung bis zu 12 Wochen später, voller Impfschutz 3 Wochen nach Zweitimpfung.
Wir müssen noch 32 Wochen durchhalten. In dieser Zeit wird die Impfung mehr und mehr helfen, das stimmt.
Jeder Ministerpräsident kann aktuell selber handeln. Niemand muss hinnehmen, dass in seinem Bundesland Menschen erkranken und sterben.
Der Blick zur MPK ist reine Feigheit, weil es jetzt ein paar harte Entscheidungen gibt. Keiner will alleine da stehen.
Ich sehe das anders:
Wer jetzt entgegen des Trendes in der Politik eindämmende Maßnahmen einführt und die Ausbreitung des Virus in seinem Bundesland verhindert, rettet Leben, schützt die Gesundheit und bringt Ruhe in das Land.
Nichts könnte dieser Tage besser Führungsstärke zeigen.
Es gibt eine große Unzufriedenheit mit den in den Parlamenten vertretenen Parteien. Alle diese Parteien sind sich einig, statt die Pandemie zu bekämpfen lieber die öffentliche Wahrnehmung zu managen.
Das ist in Anbetracht der Lage kein Erfolgskonzept.
Hallo @GrueneBW@Die_Gruenen
Ihr hattet Euer Zeitfenster, vorzumachen, wie Eindämmung der Pandemie geht und allen anderen Parteien Wähler abspenstig zu machen. Es schließt sich jetzt gerade sehr schnell.
Wie wäre es mit einem klaren Bekenntnis zu einer Eindämmung in Baden-Württemberg? Gerne auch mit einem Übergang zu NoCovid, müsst es ja nicht von Anfang an so nennen, die Maßnahmen reichen.
Es gibt immer noch sehr viel zu gewinnen.
Wenn wir jetzt die Intensivstationen volllaufen lassen, werden wieder Menschen in erheblicher Zahl sterben, auch wenn die Alten und anderweitig gefährdeten alle geimpft sind. Die Trauer ist bis September nicht vergessen.
Wann kommt eigentlich eine Partei auf die phantastische Idee und sagt:
Ach guck mal, die Leute wollen ja gar nicht durchseucht werden. Da müssen wir mal etwas tun.
Ach guck mal, bisher haben wir immer nur Politik für die AfD-Wähler gemacht, vielleicht denken wir mal an unsere Wähler, denn im September ist ja große Wahl und wir wollen auch gewählt werden.
Jede von den vier Parteien, deren Wähler eher zu einer Eindämmung tendieren, hat in mindestens einem Bundesland den Ministerpräsidentenposten. Sie könnten es einfach vormachen.