Der 11. April 1945 – Tag der #Selbstbefreiung des KZ #Buchenwald

Wir erinnern an die #Befreiung des KZ Buchenwalds, die – als Besonderheit gegenüber anderen Konzentrations- und Vernichtungslagern – von den bewaffneten Häftlingen der Internat. Militärorg. verwirklicht wurde. 1/11
Solange die überlebenden Häftlinge selber darüber Zeugnis ablegen konnten, war es schwierig, diese beeindruckende Tatsache in Frage zu stellen. Mit dem Verschwinden der Zeitzeugen müssen sich alle, die sich für die Bewahrung des politischen Vermächtnisses der Häftlinge von 2/11
Buchenwald einsetzen, mit immer neuen Versuchen der Umschreibung von Geschichte auseinandersetzen. Insbesondere die Rolle und die Leistungen der politischen Häftlinge für die Rettung ihrer 21.000 Kameraden und der über 900 Kinder vor der Vernichtung wird geleugnet oder 3/11
kleingeredet, indem nur noch von einer „Befreiung durch die amerik. Truppen“ gesprochen wird.

Wer sich mit den Dokumenten zum Widerstand der Häftlinge beschäftigt, findet hinreichend Belege für die Rettung der Häftlinge. So steht im Tagesbericht der 4. US Panzerdivision:
4/11
„Vor unserer Ankunft waren die Wachtürme erobert und 125 SS-Männer gefangen genommen worden, die noch im Gewahrsam des Lagers sind. Die Leitung des Lages befindet sich in der Hand eines gut organisierten Komitees, das alle im Lager vorhandenen Nationalitäten umfasst“. 5/11
(Militärarchiv Washington)

Auch die Häftlinge selber haben bereits am 11. April 1945 einen Bericht verfasst. Er zeigt, wie es den Häftlingen gelang, als die amerikanischen Einheiten in räumlicher Nähe des Lagers agierten, das KZ zu befreien, verbliebene Wachleute und andere 6/11
SS-Angehörige zu verhaften, das Lager bewaffnet zu sichern und mit einem Häftlings-Lagerrat für ein geregeltes Miteinander zu sorgen, bevor die amerikanischen Truppen das ehemalige KZ Buchenwald am 13. April 1945 übernahmen. Wörtlich heißt es: „2 Uhr 45 Minuten beginnt die 7/11
bewaffnete Aktion der Häftlinge zur Entwaffnung der SS und Übernahme des Lagers in eigene Verwaltung. – Die Häftlings-Stosstrupps auf Block 3 und 4 dirigiert. – Die provisorische Lagerleitung, die sich inzwischen konstituiert hat, beschliesst, den Befehlsturm mit 8/11
Waffengewalt in Besitz zu nehmen. – Die ersten bewaffneten Häftlings- Stosstrupps treten in Aktion. –

3 Uhr dringen die Häftlings-Stosstrupps mit dem LA 1 zum Befehlsturm und nehmen ihn in Besitz.

Darnach richtet die provisorische Lagerleitung durch den 9/11
Lautsprecher ihre erste Ansprache und ihre ersten Anordnungen betreffs Ordnung und Disziplin und betreffs der weiteren Aktionen der Stosstrupps an das Lager.

Um 4 Uhr ist der letzte Widerstand der SS im Umkreis durch die amerikanischen Truppen und gleichzeitig der 10/11
Widerstand der SS im Lagerbereich durch die Lagerstosstrupps gebrochen.“

Diesen Lagerbericht Nr. 1 vom 11.4.1945 findet man im Buchenwald-Archiv und auf der Internetseite der Gedenkstätte (abgedruckt auch in der „Glocke vom Ettersberg“, 1-2021). 11/11

#geschichtenderbefreiung
Das Bild ist vom letzten Jahr und richtigerweise müsste dort natürlich "...vor 76 Jahren..." stehen.

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