Thread by @pavel23

Diese Regelungen mit Inzidenzwerte von 100 oder 200 sind in Gesetzesform gegossene Idiotie. Bei 200 infizieren sich pro Woche 168.000 Leute, 20.000 müssen ins Krankenhaus, hunderte bis tausende sterben, je nach Alterszusammensetzung. Das sollen wir für offene Schulen zahlen.

Der Preis, den wir für offene Fabriken zahlen sollen, ist dagegen weiter unbegrenzt. Unternehmen sollen jetzt Mitarbeiter testen und machen allein deswegen einen Affenaufstand. Ich merke, dass ich zunehmend verbittere und diesen Leuten nur noch Übles wünsche...

... und sie gestraft sehen möchte, mit aufkommenden Gewaltphantasien wie etwa drakonischen Hygieneregeln, bei denen eine Betriebsstätte einen Monat schließen muss, wenn dort ein Covid-Fall auftritt. Amtsenthebungungen, wenn Grenzwerte überschritten werden.

Beschlagnahme des Vermögens von Covid-Profiteuren. Enteignung von Betrieben, wo es zu Ausbrüchen kommt wegen Unzuverlässigkeit der Betreiber.

Und wer privat gegen Hygieneregeln verstösst, unmaskiert an Demos teilnimmt o.ä., der verliert den Versicherungsschutz und darf die 10.000-100.000 Euro für die Covid-Behandlung selbst zahlen, ggf. werden Eigenheim und Auto gepfändet.

Oh, und man könnte noch weiter gehen: Fabriken oder Schulen, wo es zu Ausbrüchen kommt, werden einfach niedergebrannt. Nicht, dass das sinnvoll wäre, aber ich fände es gerade echt befriedigend, irgendetwas brennen zu sehen.

Ja, das sind alles unrealistische Gewaltphantasien, aber Gewaltphantasien sind meist ein Zeichen von Macht- und Hilflosigkeit und Wut im Angesicht großer Ungerechtigkeit, und ein psychologischer Mechanismus, um wenigstens in der Phantasie Gerechtigkeit zu finden.

Ich habe jedenfalls selten, vielleicht nie, dermaßen komplett den Respekt vor unserem System und den Verantwortlichen Akteuren verloren. Es wäre wohl besser und demokratischer, wenn wir Parlamentssitze verlosen würden statt zu wählen, denn offenbar ...

...vertreten unsere gewählten Vertreter zum erheblichen Teil mehr die Interessen von Parteisspendern, die ihnen zum Mandat verholfen haben. Die Pandemie offenbart das Ausmaß der unserem politisches System innewohnenden Korruption wie kaum ein anderes Ereignis.

Gäbe es einen Gott, hätte er uns diese Pandemie geschickt, um uns die Augen dafür zu öffnen, wie unzulänglich unser System ist, um existenzielle Bedrohungen abzuwenden, wie etwa die Klimakatastrophe.

Für mich ist klar geworden, dass wir es mit unserem System nicht schaffen werden, Emissionen so zeitig zu senken, dass Kipppunkte vermieden werden, nach denen sich unsere Klima unumkehrbar verändert und weite Teile des Planeten für Menschen unbewohnbar werden.

Nach dem, wie das mit der Pandemie läuft, bräuchten wir drei oder vier Planeten zum Üben, die brennen müssten, bevor wir vielleicht bei einem rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um den Planeten für Menschen bewohnbar zu halten.

Für mich haben wir den Kampf gegen den katastrophalen Klimawandel bereits verloren, denn es mangelt schlichtweg am Willen und an den politischen Instrumenten, um dem effektiv zu begegnen, und die Industrie ist, wie wir sehen, willens und in der Lage, diesen Kampf zu ...

...torpedieren und wirksame Maßnahmen zu verhindern oder zu verzögern, bis es zu spät ist. Das Kalkül dieser Leute ist, dass wir dank technischem Fortschritt in Zukunft unsere Emissionen viel billiger senken und irgendwann das ganze CO2 sogar aus der Atmosphäre...

... wieder entfernen können, aber das wird nicht viel nützen, wenn wir Kipppunkte überschreiten. Wenn zu viel Eis geschmolzen ist, zu viele Wälder und Ökosysteme, auch unter Wasser, geschädigt sind, gibt es kein Zurück, egal, was wir dann tun.

So, wie im Oktober zu spät und zu zaghaft Maßnahmen ergriffen wurden, so dass es nun bei hohen Inzidenzen nur noch Handlungsoptionen gibt, die entweder poltisch nicht umsetzbar oder nicht sinnvoll sind, ergeht es uns beim Klimawandel, nur dass da alles viel abstrakter ist ...

... und viel langsamer abläuft, aber auch beim Klima gilt, dass je länger wir warten, umso größer die notwendigen Anstrengungen werden, also die Hürde, die wir nehmen müssen, immer höher wird, so dass es mit jedem Jahr unwahrscheinlicher wird, dass wir das Nötige tun werden ...

...und tu können. Ich war bisher eher optimistisch, dass uns der technische Fortschritt retten kann, aber das dürfte eine Illusion sein. Es wird keinen Impfstoff gegen die Erderwärmung geben, keine Maschinen und keine Chemikalien, die unser Klima stabilisieren.

Wir haben ja schon Probleme, ein festgefahrenes Schiff wieder flott zu machen, wenn es etwas größer ist, und ein einzelner Hurrikan enthält mehr Energie als alle bisher gezündeten Atombomben. Unser Planet ist einfach verdammt groß im Verhältnis zu einem Menschen.

Wir haben hundert Jahre Aktivität von Milliarden von Menschen gebraucht, um die Zusammensetzung der Atmosphäre um Bruchteile von Prozenten zu verändern, und es ist anzunehmen, dass es mehre Jahrhunderte dauern wird, bis das zurückgedreht werden kann - im besten Fall.

Wenn man in einer Pandemie erst wartet, bis die Zahlen hoch sind und dann 8 Wochen Lockdown braucht statt zwei. So, wie eine Woche später Lockdown oft zwei bis drei Wochen länger Lockdown bedeuten, so wird der Kampf gegen den Klimawandel mit jedem Jahr langwieriger, nur mit ...

.. dem Unterschied, dass Kipppunkte gibt, nach denen es kein Zurück gibt und dass Hitze tödlicher ist als es eine Pandemie sein kann. Für mich jedenfalls ist diese Pandemie ein einschneidendes Lehrstück in politischer Inkompetenz und struktureller Korruption, das ...

...nachhaltig sich nachhaltig auf mein politisches Denken und Handeln auswirkt, inbesondere, was den Klimaschutz betrifft, aber auch allgemein, was zukünftige Pandemien und andere globale Gefahren betrifft, etwa Atomwaffen.