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12 Apr, 33 tweets, 8 min read
Wenn Politik sich ins Security-Theater flüchtet

"Das Debakel um die #LucaApp zur Kontaktnachverfolgung. Teil 3 und Schluss: Kaputtgesparte Behörden, kritische Datenschützer und seltsame Entscheidungen von Politikern" /1
heise.de/tp/features/We…
"kognitive Dissonanzen: Weil Rapper Smudo für Erfolg und positives Denken steht, muss auch die Luca-App erfolgreich und positiv sein, das geht gar nicht anders." /2
"Dass der Rapper vermutlich keinen "blassen Schimmer" von der Technik hat, die dahintersteckt und ein rein kommerzielles Interesse verfolgt – was ja nicht verwerflich ist–, spielt da keine Rolle. Das alles ist das Einmaleins guten Marketings." /3
"Die @coronawarnapp dagegen ist im Besitz des Bundes, frei von jeder Gewinnerzielungsabsicht, technisch außerordentlich brillant gelöst, von Experten, sicher und datenschutzkonform designt, Open Source und komplett transparent." /4
"Aber sie hat genau da versagt, wo die Macher der Luca-App erfolgreich sind: im Marketing." /5
"Dass die @coronawarnapp dennoch über 25 Millionen User erreicht hat, kann als großer Erfolg gelten" /6
"In der Smudo-Luca-Affäre zeigen sich viele Probleme. Dass Künstler, Start-ups und dubiose Gestalten Geld verdienen wollen und dafür bisweilen seltsame Methoden einzusetzen bereit sind, ist erwartbar." /7
"Unklar ist, ob es Heilsversprechen oder schlicht Profite sind, von denen sich das @BMG_Bund leiten lässt. Irritiert von den Vorgängen dort zeigt sich auch @anked. Das Gesundheitsministerium scheint einen eindeutigen, teureren Favoriten zu haben" /8
"Im Video berichtet sie von der Sitzung im Digitalausschuss, der sich am 24. März mit der Luca-App beschäftigte. Es gebe, so Domscheit-Berg im Telepolis-Gespräch, Anzeichen, dass diese App politisch gewollt sei." /9
"Der Vertreter des @BMG_Bund etwa habe wie ein Promoter des Herstellers geklungen und die Vorzüge von Luca gepriesen. Obwohl angekündigt, verlor er kein Wort über die Konkurrenten." /10
"Angesichts einer laufenden Ausschreibung in zehn Bundesländern schien er schon zu wissen, wer den Zuschlag bekommen würde, meint @anked" /11
"geeinigt..Kosten zu tragen, wenn..Bund sich für eine einheitliche App entscheiden würde. "Das finde ich in Zeiten der häufigen Korruptionsvorwürfe übrigens eigenwillig, als Vorgehen. Ich würde mich nicht wundern, wenn es da irgendwann komische Schlagzeilen gibt", so @anked" /12
"Auch der Auftritt des Geschäftsführers des Berliner Start-ups Nexenio im Ausschuss, Patrick Hennig, wirft Fragen auf: "Datensparsam und total sicher", sei seine App, egal was Experten sagen." /13
"Wie ihm das angesichts der verarbeiteten Adressdaten und ohne Datenschutz-Folgenabschätzung, also ohne Kenntnis der Risiken, klar sein kann, erklärt er nicht." /14
"Muss er vielleicht auch nicht, denn womöglich sind die Fakten schon hinter den Kulissen geschaffen. Die Corona-Verordnung Mecklenburg-Vorpommerns erwähnt Luca bereits so, als wäre die Anwendung etablierter Standard." /15
"Die ganze Diskussion um die Luca-App hätte man sich auch sparen können, hätte man die Check-in-Funktion–wie von vielen Seiten gefordert–bereits im Herbst in die Corona-Warn-App eingebaut, erklärt Domscheit-Berg. Warum das nicht geschehen ist? Darauf gibt es keine Antworten." /16
"Wird hier politisches Handeln erneut zur Wirtschaftsförderung? Hat man die ungeliebte Corona-Warn-App absichtlich ausgebremst, um der Luca-App einen Marktzugang zu vereinfachen?" /17
"Im erwähnten Bundestagsausschuss kam dann auch der Bundesdatenschützer @UlrichKelber zu Wort. Auch er kritisierte die mangelnde Transparenz und die fehlende Datenschutz-Folgenabschätzung bei der Luca-App." /18
"Aber er erklärte auch, dass derzeit nur Papierlisten zulässig sind, also keine digitale Lösung dem Gesetz entspreche. Das könne man ändern, aber Papierlisten werde es immer parallel geben, weil man sonst Smartphone-freie Menschen diskriminierte." /19
"Hier zeigt sich auch das Grundproblem: Dass so etwas wie der Luca-Skandal überhaupt möglich ist, liegt nur daran, dass Politiker ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben...sonst blüht der Wildwuchs und die Geldverschwendung à la Luca weiter." /20
"Hier wird Steuergeld ausgegeben für etwas, das man bereits hat, der erwartbare Nutzen ist begrenzt...Das Tracing bricht auch nach einem Jahr Pandemie unverändert wahrscheinlich bei einer Inzidenz von 50 zusammen." /21
"Wer einen schlechten analogen Prozess digitalisiert, bekommt einen schlechten digitalen Prozess." Insofern müsste man an den Wurzeln anpacken, erklärt auch @LilithWittmann, eine der führenden Expertinnen für die IT in der öffentlichen Verwaltung Deutschlands." /22
"Wir müssen uns da überlegen: Was erreichen wir mit dieser Lösung? Hilft sie uns wirklich bei dem konkreten Problem, das wir haben? Wir reden da die ganze Zeit von Heilsversprechen von Apps, aber womit helfen uns die Apps?" /23
"Die #LucaApp digitalisiert nur diesen schlechten Prozess, der jetzt schon im contact tracing nicht funktioniert und macht ihn jetzt vielleicht 10 % einfacher, weil man die Daten automatisiert in #Sormas übermittelt bekommt", erklärt sie." /24
"...nach Ostern: Mit #CrowdNotifier steht der @coronawarnapp auch schon in wenigen Tagen in ihrer Version 2.0 eine ähnliche Funktionalität ins Haus, wie sie #LucaApp anbietet, aber eben sicher, dezentral, kostenlos, integriert und nicht in der Hand eines Unternehmens." /25
"All das halten Experten für weitaus effektiver als...digitalisierten Listen. Die werden von den Gesundheitsämtern ohnehin meist ignoriert, weil sie keine Ressourcen dafür freihaben. Viel eher interessieren sich die Seehofers und Maaßens dieser Welt für solche Listen." /26
"Die Probleme mit den rechtlichen Pflichten gemäß § 28a Infektionsschutzgesetz SG und den Corona-Verordnungen teilen Luca und CWA mit jeder anderen App, nur die Politik könnte das ändern." /27
"Wenn Luca keine unlauteren Absichten verfolgt, könnten die Hersteller aber auch zunächst jedweden Code veröffentlichen und sich an die offenen Standards der Corona-Warn-App und des Crowd-Notifiers ranhängen." /28
"Die kommen übrigens ganz ohne Ortungsdaten aus, weil das verwendete Protokoll eben smart ist. Diese und andere Themen werden inzwischen auch in einem hunderte Kommentare umfassenden Tweet des IT-Experten Manuel Atug diskutiert." /29
"hunderte Kommentare umfassenden Tweet des IT-Experten @HonkHase" siehe hier: /30
"Aber vielleicht macht die Corona-Warn-App vieles auch deshalb richtig, weil sie keiner Gewinnerzielungsabsicht folgt. Die schafft ja gelegentlich einen anderen Fokus, bisweilen auch in der Politik." /31
Eine Linkliste zu diesem Artikel findet sich hier. /32
feilner-it.net/2021/04/06/lin…
Lest den ganzen Artikel von @mfeilner via @telepolis_news hier /33
heise.de/tp/features/We…

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14 Apr
Kritische Infrastruktur: Das wirtschaftliche Rückgrat unserer Gesellschaft

Interview von @caspardohmen mit @MCKettemann und mir zu Angriffen auf #KRITIS und Cyberspionage im @dlfkultur /1
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"Das heißt, auch kritische Infrastrukturbetreiber werden durch Erpressungsforderungen bedroht – in unterschiedlichen Sektoren unterschiedlich stark. Krankenhäuser waren öfter mal von Vorfällen betroffen oder zum Beispiel kommunale Systeme von Städten..." /2
"weil man da recht gut was raus erpressen kann“, sagt @HonkHase. Er arbeitet für die Beratungsfirma @HiSolutions, ist Mitglied beim Chaos Computer Club und einer der Initiatoren der @AG_KRITIS." /3
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" und eingedämmt werden, und die Gesundheitsämter müssen nicht mehr in ihrer Zettelwirtschaft wühlen. Aber auch hier gibt es noch viel tun. Die App muss an möglichst allen Orten eingesetzt werden. Möglichst viele Berlinerinnen und Berliner müssen die App herunterladen..." /3
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