.#FDP auf dem Weg ins finanzpolitische Wolkenkuckucksheim !?!
Programmentwurf(👇) enthält gigantische Steuersenkungsforderungen von mindestens 3% des BIP bei hohen Mehrausgaben und Schuldentilgungsturbo! /1
fdp.de/sites/default/…
Finanzpolitische Eckwerte der Bundesregierung enthalten trotz Verplanung aller Rücklagen noch große Finanzierungslücken. Vielen Ländern und Kommunen geht es genauso: #FDP verspricht trotzdem gigantische Steuersenkungen von weit mehr als 100 Mrd. Euro! /2
Einkommensteuertarif: „Mittelstandsbauch“ soll wegfallen, „Spitzensteuersatz“ erst ab 90.000 Euro gelten. Kosten: 76 Mrd. Euro. Soli soll komplett weg (8 Mrd. Euro). Unternehmensteuerbelastung soll auf 25% runter (mindestens 14 Mrd. Euro)! /3
Dann noch Bagatellsteuern abschaffen (Kaffee, Schaumwein, Bier, Zwischenerzeugnisse), macht 2 Mrd. Aber die Spendierhosen sind noch größer: negative Gewinnsteuer, erweiterte Verlustverrechnung, steuerliche F&E-Förderung ausbauen…/4
…verbesserte Abschreibungsbedingungen, Tarif auf Rädern, Steuererleichterungen für Home office, Spekulationsfrist für Veräußerungsgewinne, Sparerfreibetrag erhöhen. Da kommen leicht noch einmal 10+ Mrd. Euro (z.T. vorübergehend) zusammen. /5
Wo soll gekürzt werden? Bei Bildung jedenfalls nicht (was ja an sich gut ist!). 1%-Punkt d. Umsatzsteuer, gut 10 Mrd. Euro, zusätzlich für Bildung. Bei unveränderten (bzw. drastisch gesenkten Einnahmen!) müssen die 10 Mrd. aber irgendwo gekürzt werden! /6
Gewerbesteuer (55 Mrd.) soll abgeschafft werden. Finanzierung „etwa durch [..]kommunalen Zuschlag mit eigenem Hebesatzrecht auf die Körperschaftsteuer +auf zuvor abgesenkte Einkommensteuer sowie höheren Anteil der Kommunen an der Umsatzsteuer“ /7
Das verschiebt natürlich die Finanzierung der Kommunen radikal weg von den Unternehmen. Wenn es über die Umsatzsteuer läuft, fehlt die aber gerade bei Bund und Ländern, deren Steuern ja sowieso schon radikal gesenkt werden sollen! /8
„Aktienrente“ führt (mindestens) vorübergehend zu Zuschussbedarf seitens des Bundeshaushalts, mehrere Jahre mindestens 20 Mrd. Euro. Versicherungsfremde Leistungen in der Sozialversicherung (mindestens 50 Mrd.) sollen durch Bundeszuschuss bezahlt werden /9
Der Knüller der Inkonsistenz: Obwohl so ein massiver Anstieg des Bundeszuschusses an die Sozialversicherung von mind. 70 Mrd. Euro entsteht, soll Anteil der Sozialausgaben beim Bundeshaushalt auf 50% gedeckelt werden /10
Problem dabei: Die 50% wurden in den letzten Jahren längst (leicht) überschritten. D.h. die mind. 70 Mrd. müssten durch entsprechende Kürzung im Bundeshaushalt oder den Sozialversicherungen aufgebracht werden. /11
(…oder das Volumen des Bundeshaushalts soll um mehr als 140 Mrd. zunehmen…?!?)😉 /12
Zur Finanzierung des ganzen Konzepts wird nichts gesagt: Einmaleffekte der angestrebten Privatisierung von Post und Telekom können keine dauerhafte Steuersenkungen finanzieren! /13
Und Kreditfinanzierung scheidet wegen Bekenntnis zum „Tilgungsturbo“ für die Corona-Kredite eigentlich auch aus! /14
Fazit: Das finanzpolitische Konzept der FDP enthält gigantische Finanzierungslücken und ist nicht zu Ende gedacht. Umsetzung würde die öffentlichen Haushalte komplett vor die Wand fahren. FDP würde (wie beim letzten Mal) an der Realität scheitern… /15 @SBachTax
… es sei denn, die FDP möchte doch eine viel höhere Staatsverschuldung oder strebt eine kräftige Mehrwertsteuer-Erhöhung an! /end

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5 Apr
Dafür twittere ich auch früher als geplant noch am Ostersonntag: @heimbergecon mit sehr gutem Plädoyer für eine undogmatische konjunkturgerechte + investitionsorientierte Konsolidierung in Italien! /1
handelsblatt.com/meinung/kolumn…
"Osterbotschaft": "[EU]Politik muss alles daransetzen, diese Länder nicht in einen Teufelskreislauf zu treiben, in dem [..K]onsolidierung die wirtschaftliche Erholung+damit auch das Erreichen der Budgetziele untergräbt, was zu weiteren Konsolidierungsanforderungen führt." /2
" Wenn das nicht gelingt, steht neuerlich der Fortbestand des Euros auf dem Spiel – mit potenziell negativen Dominoeffekten für Deutschland." Genauso ist es! /end
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30 Sep 20
NEU!! Einführung in die Makroökonomik: plural und interaktiv. Freue mich riesig, dass unser Online-Lehrbuch jetzt fertig ist! /1
@ifso_due @SDullien @SvenjaFl @EconomicEthics @fprnt1 @AleBramucci @PeterBofinger @MakronomMagazin @PluralEcon @PluraleSiegen
mgwk.de
Unser kostenloses Online-Buch:
1. Liefert eine kurze Einführung in die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, welche die empirische Basis der Makroökonomik bildet. /2
2. Erklärt, ohne größere ökonomische Vorkenntnisse vorauszusetzen, eines der wirtschaftspolitisch einflussreichsten makroökonomischen Modelle der letzten dreißig Jahre in seiner einfachen Lehrbuchvariante inklusive einer interaktiv simulierten Version. /3
Read 8 tweets
20 Jun 20
#Coronakrise+#Kommunalfinanzen: #Konjunkturpaket große Unterstützung, reicht aber bei weitem nicht aus. Bund und/oder Länder müssen nachlegen! Thread /1 @SDullien @Rasmus_C_Beck @ScholzBirger @flo_moritz @NowaboFM @W_Schmidt_ @das_Ruhrgebiet @KatjaRietzler @_K_Schneider @retogeis
Die Kompensation von Gewerbesteuerauszahlungen durch Bund+Länder entlastet 2020 um 11,8 Mrd.€ Hinzu kommt die Übernahme von bis zu 75% der KdU durch den Bund in Höhe von 4 Mrd.€, danach dauerhaft vermutl.ca. 2 Mrd. jährlich. Sehr gut! /2
Das sind kräftige Entlastungen. Allerdings sind die Belastungen für die Kommunalfinanzen viel größer: Steuerausfälle nach Steuerschätzung betragen allein 15,6 Mrd. für 2020. Bis 2024 reißt die Krise zusätzlich eine Lücke von 30,1Mrd.€! /3
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15 Jun 20
1. Kritik an CDU ist definitiv nachvollziehbar, denn was P. Ziemialk wirklich gemeint hat ist alles andere als klar. Die Äußerungen waren sehr missverständlich. /2
2. Wenn man P. Ziemiak so interpretiert, dass die über Ausnahmeregel der Schuldenbremse aufgenommenen Kredite bis 2030 getilgt sein sollen, wäre das eine enorme Verschärfung gegenüber bisheriger Planung, wonach das bis 2042 passieren soll. /3
Read 4 tweets
14 Jun 20
#Konjunkturpaket: Vorschläge, die die Welt nicht braucht: A.Schrinner will Mehrwertsteuer 2021 um 3% ERHÖHEN und dafür EInkommensteuer um 40Mrd.€ senken! /1 @SDullien @KeineWunder @EconomicEthics @W_Schmidt_ @CanselK @mischrodi @sven_kindler @FabioDeMasi
handelsblatt.com/meinung/kommen…
Das wäre ganz klar Umverteilung von unten nach oben: Auf Basis von @SBachTax (s.u.) denke ich, dass selbst bei fairer Est-Reform, untere 50% mit 6 Mrd. be- obere Hälfte mit 6Mrd. € entlastet würde. /2
Exkurs: Das wäre auch eine Fortsetzung der steuerlichen Umverteilungspolitik seit 1998, die bis 2015 die unteren 5% der Haushalte mit über 6% belastete und das oberste 1% mit fast 5% entlastete. /3 Image
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13 Jun 20
Seltsame Signale aus der CDU: Schuldenstand bis 2030 wieder auf Vorkrisenniveau - als ob man das einfach so ansteuern könnte! /1
handelsblatt.com/politik/deutsc…
Und das ganze Interview voller Widersprüche: "Nur wenn die Wirtschaft wieder wächst, können wir als Staat die Verschuldung zurückfahren. Als Union wollen wir, dass das innerhalb einer Generation gelingt" Was denn nun: 2030 oder 30 Jahre oder dauert eine Generation 10 Jahre?!? /2
"Im Jahr 2030 sollte die Staatsverschuldung wieder auf dem Stand der Vor-Corona-Zeit sein. Dann gilt es, die europäischen Stabilitätskriterien wieder einzuhalten und zu ausgeglichenen Haushalten zurückzukehren." Soll also erst 2030 Defizitkriterium wieder eingehalten werden? /3
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