Thread by @Felicea

Diskutieren mit Verschwörungsmystiker. Heute: Der "Du hast Deine Meinung, ich hab meine Meinung"-Move.
Mela hat Spaß in der Kommentarspalte von Ober-Schwurbler Ganser. Menschen bringen allerlei 'gute' Belege dafür, dass der Zusammensturz des WTC eine gezielte Sprengung war.

Ein Highlight: ein Video, bei dem das Flugzug im Anflug deutlich im blinden Bereich hinter den Türmen gewesen sein muss, wird als glasklarer Beweis "da war kein Flugzeug gewertet".

Alle Verschwörungsmystiker sind natürlich von sich und ihrer Klugheit besoffen und erklären den dort postenden Nichtschwurblern, dass sie a) aufwachen sollen b) sich informieren sollen.

Ein Verschwörungsmystiker orakelt über viele Dinge der Geschichte, die eigentlich anders waren, als wir zu wissen glauben. Aber das würde man ja nicht erfahren.

Für mich ist das wie ein Ball im Elfmeterraum vor dem leeren Tor.

Ergo erkläre ich ihm, er möge sich doch mal informieren, was Historiographie ist und wenn er glaubt, es gäbe eine durchgehende Geschichtsschreibung - am besten noch über hunderte Jahre hinweg - dann läge das wohl an seiner Auswahl.

Nach etwas hin und her (er googelt natürlich nicht selbst, was Historiographie ist) meint er, er läse ja schon viele Bücher und würde auch analytisch denken.

*thinking music* Während ich mich zurückhalte, ihm zu erklären, dass gerade "analytisches Denken" zu VM führen kann.

Ich belasse es dann dabei, dass eine Analyse immer nur so gut wäre wie der Input und, dass eine Analyse dann nichts wert wäre, wenn man nicht wenigstens mal den Versuch starten würde, sie zu falsifizeren.

Und so, nach viel "wacht auf", "informiert euch", "macht die Augen auf", ist er endlich da. Der "Du hast Deine Meinung und ich habe meine Meinung und das ist ja auch gut so"-Move.

Denn jetzt geht es ans Eingemachte. Ans Weltbild.

Auch nur der Versuch einer Falsifizierung bringt es in Gefahr.

Wenn man Verschwörungsmystiker dort hat, wo sie einmal versuchen müssten, ihr Weltbild zu widerlegen, wird der Widerstand am härtesten.