Nur eine Sache noch: Ich bekomme viel Feedback, dass meine Tweets über unsere Einsätze Ängste auslösen. Es geht mir nicht darum anderen Angst einzujagen. Die Zahlen gehen zurück, die Lage entspannt sich langsam. Wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein. Ein bisschen wird es
noch dauern, bis die Entspannung auch die Intensivstationen richtig erreicht, aber das wird kommen.
Es geht mir viel mehr um das persönlich erlebte und die Gefühle und Gedanken, die es in mir und unserer Mannschaft auslöst. Wenn man 2 Uhr nachts müde, verschwitzt, mit Anspannung
versucht die letzte Konzentration aus der Mannschaft zu holen, weil man bei einem schwerstkranken Menschen eine ECMO zu legen oder zu wechseln, dann macht man das weil man irgendwo noch hofft, dass dieser Mensch zu seiner Familie und seinen Kindern zurückkehren kann. Weil man
hofft, dass ein 42 Jähriger ohne Vorerkrankungen einfach die körperliche Beschaffenheit hat, diese Tortur zu überstehen. Wenn dieser Patient - fast erwartbar - verstirbt (und noch weitere) dann ist man betroffen. Weil man Kraft, Energie und Hoffnung investiert hat und alles
enttäuscht wurde. Es geht mir nicht um die Sterblichkeit (die kennen wir) oder Statistiken (darüber haben wir schon viel geredet) oder ob man das alles glaubt: Es geht um den individuellen Fall, weil hinter der Sterblichkeit von ca. 2% stecken Menschen. Das sind keine Zahlen.
Das sind keine Striche auf einer Liste. Es geht um die einzelnen Menschen, Hinterbliebene und das Personal hinzuweisen, die in der Pandemie gelitten haben und zu versuchen diesen Menschen eine Stimme zu geben.
Über Statistiken sprechen wir ein anderes Mal. Versprochen.
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Es wird behauptet die Äußerungen von Palmer seien nicht rassistisch, weil er es nicht so gemeint habe.
Als mir der Patient sagte: Für einen Türken haben Sie es aber echt weit gebracht. Dazu auf Nachfrage noch nach legte: Naja, um Medizin zu studieren, muss man ja Abi gemacht
haben und das als Türke. Als er das sagte, wollte er mich nicht beleidigen. Sondern sogar loben und seine Bewunderung zum Ausdruck bringen, dass ich trotz systematischen Rassismus es so weit gebracht habe.
Ist es dadurch in Ordnung das zu sagen? Oder bringt man da nicht gerade
seinen eigenen tiefen Rassismus zum Ausdruck?
Ganz abgesehen davon, dass ich laut Grundgesetz sogar Deutscher bin - Es suggeriert, dass jemand mit meinem Aussehen und Namen nicht deutsch sein kann.
Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Oder: gut gemeinte Scheiße
Mal in Ernst:
Dass unser Verkehrsminister Millionen versenkt, geschenkt.
Dass unsere Landwirtschaftsministerin Werbung für Nestlé macht und auf Verbraucherschutz pfeift, geschenkt.
Dass unser Innenminister sich über kriminelle Flüchtlinge freut, geschenkt.
Dass unsere
Forschungsministerin "christliche" Forschung fördern möchte, akzeptiert.
Dass der Klimaschutz kenne Rolle spielt, verstanden.
Dass die CDU sich an unserem Elend bereichert, unverzeihlich.
Dass sie Faschisten an erste Listenplätze wählen, OK.
Dass wir auf Kupferkabeln hocken, nun
dass ist fast normal.
Dass man Wissenschaftsfeindlichkeit fördert, nun... Nicht schön, aber wir kennen's ja nicht anders.
Dass Sexismus noch praktisch gefordert wird, nicht OK.
Dass man Jahrzehnte lang den wachsenden Rassismus noch befeuert hat, ist Mist.
Dass die Pandemiepolitik
#CDU ich werde euch nicht verzeihen dass ihr euch an unserem Elend bereichert habt. Wir hatten nicht genug Masken, nicht genug Definitionsmittel nicht genug Schutzausrüstung in den Kliniken. Während wir die Masken geteilt haben, während wir trotz Angst und Sorgen weiter gemacht
haben, habt ihr euch die Taschen voll gehauen in Maskendeals. Während die normalen Menschen aus eigener Tasche Masken produziert haben, Künstler aus 3D Druckern Schutzausrüstung und teile Beatmungsmaschinen gebastelt und teilweise gespendet haben, habt ihr euch bestechen lassen
für Maskendeals. Für mich ist es nicht nur Verrat an uns - dem medizinischen Personal - sondern an der gesamten Bevölkerung.
Ich finde keine Worte für euer Tun. Über das restliche, bösartige Handeln der letzten Monate (und Jahre), fange ich an dieser Stelle nicht an.
"Hey super. Die OP ist ein Erfolg gewesen. Der Patient kann entlassen werden."
"Ähhh... Der Brustkorb ist aber noch offen und die Herz-Lungen-Maschine läuft noch"
"Ach was. Die Aortenklappe ist eingenäht. Das muss jetzt reichen. Wir können dem Patienten nicht mehr OP zumuten"
"Aber so können wir nicht Mal auf die Intensivstation mit dem Patienten"
"Wenn Sie jetzt ganz vorsichtig sind, könnten Sie schon da ankommen. Lassen Sie uns das Mal als Modellversuch machen"
"Aber Sie wollen den Patienten mit offenem Brustkorb entlassen?"
"Ich lasse mir doch
von Anästhesisten sagen, wie ich meine OP durchführen soll. Außerdem hat der Patient doch eine Monitorüberwachung. Und der Kollege von der Pforte sagt, er hat ein ganz gutes Gefühl bei der Sache. Der ist meiner Meinung. Ach ja. Falls der Patient wiedererwarten doch sterben sollte
Meine Geschichten fangen ja immer mit: "Vor einigen Tagen" an. Das liegt daran, dass ich im Sinne der Schweigepflicht Sachen abändere und nicht live berichte. Die Geschichten sind wahr, Geschlecht der Patienten oder exaktes Alter werden geändert.
In diesem Sinne... Vor einigen
Tagen, rief die Klinik an. Die OP Mannschaft gebunden an einen Notfall. Ob ich eine ECMO legen könnte. Es war ziemlich genau 22 Uhr. Ich wollte ins Bett, weil ich am nächsten Tag 24h Dienst vor mir hatte. Ich sagte ja. Ich fuhr durch die Stille der Nacht in die Klinik. Durch die
Tür der Intensivstation und die Stille Wasser durchbrochen. Die Nacht verdrängt durch das grelle Licht. Eine junge Frau. Mutter von 3 Kindern. ECMO die zweite Runde. Ging alles glatt und schnell. Müde aber zufrieden lief ich Richtung Umkleide. An vielen Zimmern vorbei. Dunkle
Ich bin ein großer Befürworter bundesweiter, strenger Maßnahmen. Schon die ganze Zeit. Dennoch sehe ich das Infektionsschutzgesetz kritisch. Die Auswahl der Maßnahmen, die Grenzwerte, die Unverhältnismäßigkeit. Ich bin für eine #NoCovid Strategie, denn auf die Herdenimmunität
durch Impfungen zu setzen und zu hoffen, dass dann alles normal werden kann, ist zumindest fraglich bis unwahrscheinlich. Nicht nur die Maßnahmen, sondern auch die Vermittlung derer. Ja, die Kliniken sind hart am Anschlag, das Personal erst recht. Aber die Maßnahmen sind nicht
für "uns". Wir sind nicht die, die da liegen. Das ist kein Arbeitskampf der Intensivmediziner für Entlastung. Das ist der Kampf um die Patienten. Das ist ein Kampf um Prävention. Das ist ein Kampf gegen das Virus. #NoCovid fordere ich nicht für mich. Mehr Intensivbetten oder