Thread by @pavel23

Einige ergänzende Gedanken zu diesem Thread. Neben den 99,9% der Werke der Antike, die Christen und Muslime vergammeln oder vernichten ließen, sind auch fast alle antiken erotischen Werke - quasi die antiken Pornosammlungen. Ein Thread zu Christentum und Sex.

https://twitter.com/pavel23/status/1396149419876179969

Das ist weniger lustig, als es klingt, denn abgesehen vom kulturellen Verlust haben Religionen Milliarden Menschen viel Sex ruiniert, indem Sex zu etwas unnatürlichem und schmutzigen erklärt wurde, das nur unter strengsten Regeln und Auflagen stattfinden durfte.

Ein Römer aus vorchristlicher Zeit würde mit Horror und Mitleid auf unser zeitgenössisches Verhältnis zur Sexualität blicken, die Unerfahrenheit, Ungeschicklichkeit und Verklemmtheit vieler speziell junger Menschen, denen umfassende sexuelle Bildung fehlt.

Das, was bei uns als Sexualpädagogik stattfindet, ist sicher ein Fortschritt gegenüber früheren Zeiten, aber es konzentriert sich auf eher auf klinisch-biologische Aspekte, Hygiene und Gefahren.

Man kriegt die Organe und ihre Funktion erklärt und wie man schwanger wird und was man dagegen tun kann - jedenfalls war das bei mir vor 40 Jahren so, und heutzutage wird wohl auch erwähnt, dass es Homosexualität ok ist, und ein paar emotionale Aspekte und was zum Pornos.

Schaut man sich das Gewese an, was eine solche armseelige, rudimentäre Sexualbildung an Widerstand in religiösen Kreisen und Ländern ausgelöst hat, mit Gerichtsprozessen und Protesten und Empörung, dann ahnt man vielleicht das Problem.

Eine wirklich aufgeklärte und unverkorkste Kultur würde auch theoretische und praktische Kenntnisse lehren und dabei helfen, dass man sich sexuell entfalten und ein erfülltes Sexualleben und mehr Spaß am Sex hat, aber auch seinen Sexualtrieb gesund zu regulieren.

Daran, wie sehr ihr das, was jetzt kommt, als ungeheuerlich oder unbehaglich empfindet, merkt ihr, wie viel christliche Sexualmoral in euch steckt.

Sexualbildung muss natürlich altersgerecht und behutsam und umso selbstbestimmter sein, je reifer die Person ist, aber umso umfassender sollte auch das zugängliche Bildungsangebot sein.

Ich bin in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Sex etwas ist, über das man nicht mit den Eltern und nicht in der Öffentlichkeit redet und dass man sich irgendwie alleine um Sex bemühen muss, und dass der Akt schon funktionieren wird, und so war es im Prinzip auch.

Aus heutiger Sicht aber würde ich meinem 20-Jährigen Selbst gerne so viele Dinge erklären, über die Beziehung zwischen Männern und Frauen, und über Frauen und über Sexualität, und ich würde meinem 20-Jährigen Selbst die Angst davor nehmen, sich sexuell und emotional zu entfalten.

Eine umfassende sexuelle Bildung umfasst alle Aspekte einer Beziehung, wie man offen über Gefühle und Empfindungen mit dem Partner kommuniziert, über Probleme, Interessen oder Phantasien, über Techniken und Spielzeuge, über psychologische Muster und, ja, wie man einen passenden..

...Partner findet. Dazu würde zum Beispiel auch gehören, wie man auf Tinder oder anderen Diensten kommuniziert, um seriöse Partner zu finden und zu einem Treffen zu bewegen. Das gehörte eigentlich in den Deutschunterricht Klasse 13. Und würde gewiss die Aufmerksamkeit erhöhen.

Praktische Sexualbildung würde auch die Möglichkeit umfassen, sexuelle Akte mit einem qualifizierten Lehrer gleichen und/oder anderen Geschlechts auszuüben. Das Problem dürfte dabei weniger die Zahl an Berufsinteressenten sein - ich stelle mir Aufgabe, junge Menschen praktisch...

...in die Sexualität einzuführen, als sehr dankbar vor, wissend, dass sie eine bessere Chance auf emotional und sexuell erfüllte Beziehungen haben, so, wie Bildung halt Chancen verbessert. Das Problem wäre eher, eine fachlich hohe Qualifikation der Lehrer zu gewährleisten,...

...wofür staatliche Ausbildungsgänge nötig wären. Man könnte das auch alles privat organisieren, und als Abklatsch existiert alles irgendwie, aber in obskur, schmuddelig, esoterisch oder unbezahlbar. Pornos, Prostituierte und gleichsam unerfahrene Sexualpartner sind die Realität.

Dazu hohe Scheidungsraten und alleinerziehende Eltern, alles Ergebnis einer christlichen Sexualmoral, die auf Unterdrückung von Frauen und von Sexualität aufgebaut ist, statt Aufbau und Vermittlung von Kompetenz bei der Partnerwahl und in der Beziehung, und Sex ist dabei zentral.

Durch das Internet ist vieles in Bewegung geraten. Der Dating-Pool potentieller Partner für jeden einzelnen dürfte sich dadurch vermillionenfacht haben. Eigentlich könnten viel mehr Leute eine gute Beziehung haben, wenn sie wüssten, wie, aber vielleicht wir kommen einmal dahin.

49% der Deutschen sind laut statista mit ihrem Sexualleben eher zufrieden. Macht für mich 51% sexuell unzufriedene Deutsche. Woher das wohl kommt? Und wozu das wohl führt? de.statista.com/themen/1116/se…

Ich wurde bis 14 katholisch erzogen. Über Sex wurde nicht geredet. Meine Informationsquelle waren Gleichaltrige, und mit 6 Jahren war ich über praktisch alles aufgeklärt, was irgendwann mal in Sexualkunde drankam und vermutlich mehr, aber es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich...

...in einer Beziehung offen und effektiv über Sex reden konnte, und es schwebten immer Ängste und Unbehagen mit. Nicht jedem geht es so, aber nach meiner Wahrnehmung haben viele Leute viel extremere Probleme, ihre sexuellen Wünsche oder Probleme in der Beziehung zu artikulieren.

All das führe ich auf den toxischen Einfluss des Christentums zurück, mit seinem kranken Verhältnis zu nur geilem Sex und erotischer und sexueller Inkompetenz, die unvorstellbares Leid über die Menschheit gebracht hat.

Fröhliche Pfingsten!