Mutation B.1.617.2 (Indien) ist sehr viel ansteckender als B.1.1.7, die uns die 3. Welle beschert hat.
Hier kommen 5 Modellrechnungen, die mit den aktuell vorhandenen Daten den _möglichen_ weiteren Verlauf der Pandemie mit B.1.617.2 zeigen.
It's not pretty.
Blog / Thread 1/x
Die Ansteckung von B.1.617.2 ist so signifikant erhöht, dass das massive Auswirkungen auf unsere nächsten 2-3 Monate haben könnte, wenn sie sich bei uns ausbreitet. Aber es fehlen wieder einmal gute Daten in Deutschland. Also nehmen wir die bisher bekannten Daten aus England!
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1. Hinweis für Modellierungs-Agnostiker: Was folgt sind Berechnungsmodelle, die versuchen verschiedene theoretische Szenarien für die nächsten Monate durchzuspielen – um ein Verständnis für die Zusammenhänge der Pandemie zu bekommen.
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2. Hinweis für Modellierungs-Agnostiker: Dies sind keine Vorhersagen! Wenn Dir die Arbeit mit solchen Gedanken-Modell nicht gefällt, dann klick/scroll einfach weiter, und bitte erspare uns Deinen Kommentar. Danke.
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Das Problem bei dieser Mutation ist der Zeitpunkt: Sie kommt zu früh, genauso wie für England, das sogar schon mehr geimpft hat. Wie wir sehen werden sind noch nicht genügend Menschen geimpft um die 4. Welle aufzuhalten.
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Mein Basis-Szenario (1/5): Wenn ich aktuellen Daten (Details siehe Blog!) in mein Modell reinstecke und unser Verhalten sowie die nötigen Maßnahmen wie Lockdowns usw. so modelliere, dass...
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... die 4. Welle in den Intensivstation unter der 3. Welle bleibt und die Gesamtinzidenz unter 250-300 bleibt, dann könnte der weitere Verlauf so aussehen:
Erstmal lockern wir in nächsten Wochen. Ende Juni würden wir in Deutschland die Inzidenz 100 überschreiten. Weil zeitgleich das Bundesnotbremse-Gesetz ausläuft und ich bezweifle, dass wir dieses Gesetz schnell genug verlängert bekommen, wären wie Ende Juli bei Inzidenz 200.
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Wenn man sich die letzten beiden Wellen anschaut, dann bremsen wir in Deutschland immer erstmal ein bisschen (=Abflachen des Wachstums) um dann einige Wochen später klar zu bremsen (=Lockdown/Notbremse). Das habe ich hier auch wieder modelliert, ...
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... und damit ergäbe sich eine Abfolge von Verschärfungen/Lockerungen wie folgt: 10/x
In der folgenden Grafik sieht man, dass die 4. Welle bei diesem fiktiven Ablauf auf den Intensivstationen etwa halb so schlimm ankäme wie die 3. Welle. Aber wie hätten im Sommer auch wieder jede Woche über 1000 Tote. Und viele Longcovid-Patienten, viele davon U16. 11/x
Fazit: Das ist alles andere als ein “guter Sommer”.
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Im Blog gibt es weitere Szenarien:
Szenario 2/5: 20% statt 40% ansteckender
Szenario 3/5: Wir impfen 50% schneller
Szenario 4/5: Wir lockern erstmal nichts
Szenario 5/5: Wir lockern und lassen es laufen 13/x dirkpaessler.blog/2021/05/24/5-s…
Gesamt-Fazit: Schnell unterschätzt man die möglichen Auswirkungen einer deutlich ansteckenderen Variante wie B.1.617.2. Wenn sich die Zahlen aus UK bestätigen, dann zeigen die hier gezeigten Modellrechnungen, dass wir uns in erneute herausfordernde Phase der Pandemie kommen.
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Die 4. Welle scheint mir sehr schwer vermeidlich. Jede nennenswerte Erhöhung der Ansteckung scheint – insb. zusammen mit Immun-Escape – ein Problem. Auch schnelleres Impfen rettet uns nicht vor der 4. Welle.
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Was wir schnell lernen sollten: 16/x
Und nun hoffe ich, dass diese Szenarien alle nicht so kommen. Das haben wir aber nicht in der Hand, das entscheidet die Höhe der Ansteckungsrate von B.1.617.2 für uns. 17/x
Ich habe das mal durchgerechnet, und komme auf folgende Zahlen: Es sind aktuell zwar 37% das erste mal geimpft, aber 60 Mio (=3/4 aller Einwohner) können sich stand heute immer noch anstecken! Anfang September sind es immer noch 30 Mio! 2/x
In meinem Blog erkläre ich ausführlich, wie diese Zahlen entstehen, bitte vor Rückfragen erst dort nachlesen. Hier im Thread kommen nur die Highlights.
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Um sich solchen Fragen zu nähern verwendet man Modellrechnungen, und das machen wir jetzt mal, basierend auf meinem Pandemie-Modell.
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Vorab ein Hinweis an alle diejenigen, die Verständnisprobleme mit Modellrechnungen haben (und da gibt es eine ganze Menge): Wir berechnen jetzt hier nicht die Zukunft, es ist nahezu sicher, dass die Zukunft nicht so aussehen wird wie einer meiner Szenarien, weil...
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Der Pandemie-Tanz am Abgrund: Was wir über den Sommer tun entscheidet wie unser Herbst wird!
Man kann das nicht oft genug sagen: Egal wie der Sommer wird, wir müssen uns drauf einstellen, dass ab etwa September die Inzidenzen wieder hochgehen werden.
Was tun?
Threat/Blog
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Die Pandemie geht nicht einfach weg.
Und zwar aus vier Gründen:
1. Im September läuft die “Saisonalität” aus, die uns im Sommer eine abgesenkte Ansteckungsrate schenkt (siehe Lexikon der Pandemie: “Saisonalität”). dirkpaessler.blog/2021/05/02/lex…
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2. Zu Schulbeginn treffen Millionen von ungeimpften U16 aufeinander (bis dahin ist keiner unter 16 wirksam geimpft), das sind ca. 20% der Bevölkerung!
3. 40-50% der Erwachsenen unter 50 wollen sich (zumindest z.Zt.) nicht impfen lassen.
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Was man sich klar machen muss: Wenn die Erwachsenen im Herbst zu 60-70% geimpft sind, dann sind die Kinder und Jugendlichen die letzte homogene Gruppe, die normalerweise viele soziale Interaktionen hat und dabei immer noch immun-naiv sind.
Threat 1/x
Da könnte das Virus so richtig loslegen – Corona-Party im Klassenzimmer. In meinem Modell ergeben sich in versch. Szenarien Inzidenzen von 500-700 für die Gruppe der unter-12-Jährigen (die 12-16 Jährigen würden in meinem Modell ab August geimpft).
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Bei Inzidenz von 700 ist an keinen normalen Unterricht zu denken, denn ständig sind Klassen in Quarantäne/Isolation.
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Zeit sich mit der Saisonalität zu beschäftigen: Ein Threat.
Die Saisonalität kann eine erheblichen Verlauf auf die Fallzahlenentwicklung der Pandemie haben — aber nur dann, wenn der durch das Verhalten bzw. die Maßnahmen „erzeugte“ R-Wert bereits im Bereich um 1 liegt: ...
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...dann können im Frühling aus steigenden Zahlen wie von Geisterhand sinkende Zahlen entstehen, ohne dass sich das Verhalten geändert hat. Wir laufen seit Monaten beim R-Wert um die eins herum.
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Jetzt sinken die Zahlen schneller als die Impfungen das alleine geschafft hätten, und im blödesten Fall entsteht bei den Entscheidern der Eindruck: ach, guck mal, die Pandemie läuft aus…. Oder – noch schlimmer – man öffnet auch noch dies&das.
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@erlangen_de rutscht gerade in diesen Tagen nochmal unter die 100, das würde in meinem Modell die Notbremse nochmal öffnen, und zwar zu früh (die Impfungen und die Saisonalität können das nicht auffangen), sodass dann nochmal die Inzidenz ansteigen müsste...
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... und der Peak erst im Mai erreicht wird. Alle anderen sind noch über 100 und haben ihren Peak jetzt oder gerade gehabt.
Über den Sommer liegen die Landkreise und Städte zwischen 25 und 50 und am Ende des Sommers laufen alle in einen Jojolockdown.
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