Wo kommt die Auffassung der Grünen, dass man die Bevölkerung zu einem bescheideneren Lebensstil zwingen müsse, bzw. allgemeiner die Idee, dass Sparsamkeit und materielle Bescheidenheit Tugenden seien, eigentlich her?
Traditionell kommt die Ansicht, dass Sparsamkeit tugendhaft sei, meist in Kombination mit der Forderung nach Fleiß vor. "Spare und arbeite!"
Bei den Grünen ist die moralische Aufforderung zum Fleiß weniger präsent. Es zeichnet sich vielmehr ab, dass ihnen daran gelegen ist, dass die Menschen weniger konsumieren *und* weniger arbeiten. Doch dies ist eine neuartige Entwicklung.
Bis in die zweite Hälfte des XX. Jahrhunderts bildeten Sparsamkeit und Fleiß eine moralische Einheit. Es handelt sich um "protestantische Tugenden", die in Europa im Zuge der Reformation aufkamen. In Ostasien werden ähnliche Werte aus Konfuzius abgeleitet.
Insgesamt deutet wenig darauf hin, dass der Mensch "von sich aus" die Neigung hat, hart zu arbeiten oder zu sparen. (Hier liegt wahrscheinlich die Hauptfehlauffassung von Karl Marx.) Gefragt, welches Merkmal allen Völkern gemeinsam sei, antwortete Alexander von Humboldt...
-- "Faulheit! Fast alle Menschen arbeiten ungern."
Im europäischen Mittelalter galt übertriebener Fleiß ebenso wie übertriebene Sparsamkeit als Sünde (Geiz). Der antike Mensch zog es vor, unangenehme Tätigkeiten auf gefangene Barbaren abzuwälzen.
Dies brachte die erste Industrialisierung mit sich: Automatisierung mittels lebendiger Roboter. Die zweite Industrialisierung vollzog sich im 11. Jahrhundert mit Wind und Wasserkraft und mechanischer Kraftübertragung, die dritte im 19. Jh. mit Dampfkraft...
...und die vierte vollzieht sich momentan mittels elektronischer Computer und Roboter.
Man sieht, dass Fortschritt oft entstand, wenn Menschen etwas erfanden, was ihnen Arbeit abnahm. "Ich hatte keine Lust, lange Rechnungen per Hand durchzuführen!" -- Konrad Zuse, gefragt, was ihn zur Konstruktion des Digitalrechners inspiriert habe.
Jahrhunderttausendelang brauchten die Hominiden auch überhaupt nicht zu arbeiten: In den afrikanischen Ursprungsgegenden der Gattung Homo finden sich rund ums Jahr leicht erreichbare Nahrungsquellen -- Obst, Wurzelknollen, Kleinsäuger, u.ä.
Der Urmensch hatte daher ein kurzes und ungesundes, aber auch ziemlich entspanntes Dasein: Einige Stunden Nahrungssuche pro Tag, dann Dösen, psychoaktive Pflanzen+Pilze, Sex, Futtern, sich rumprügeln oder von den Heldentaten der Vorfahren erzählen.
Allerdings kam der Mensch auf diese Weise auch nie aus dem verzottelten Waldhippiezustand heraus. Erst, als die Gletscher vor 70.000 Jahren allmählich anfingen, zurückzugehen, und Eurasien offenstand, worauf Gebiete mit Jahreszeitenwechsel besiedelt wurden, wendete sich das Blatt
In Gegenden mit Winter ist Vorratshaltung überlebenswichtig. Nahrungssicherheit wurde zum ersten Mal zum Problem. Gegen 12.000 v. Chr. machte man im heutigen Irak eine Entdeckung, die das Problem revolutionär löste.
Es wird gelegentlich vermutet, dass die entscheidende Beobachtung auf dem Dorfdonnerbalken stattfand. Man entdeckte, dass in der Sickergrube genau jene Gräser gediehen, aus deren Samen man Fladenbrot gebacken hatte.
Dies mit Samen, die dem Reibestein entgangen waren und unzerkleinert hinten wieder aus den Menschen herauskamen, in Zusammenhang zu bringen, war der zentrale gedankliche Schritt.
Woraus die Landwirtschaft entstand, und mit dieser große permanente Siedlungen, die ersten Nationen und Kulturen.
Es gibt "Arbeit" im engeren Sinne also erst seit wenig mehr als 10.000 Jahren (1/30 der Existenzzeit unserer Spezies), und "Fleiß" als institutionalisierte Tugend seit etwas über 300 Jahren (1/1000 der Gesamtexistenzzeit).
Die Länder, in denen die Forderung nach Fleiß und Sparsamkeit am effektivsten verankert werden konnte -- Nordamerika, West- und Nordeuropa, China, Japan, Korea -- hatten bei der Industrialisierung die Nase vorn und sind heutzutage die reichsten und technisch fortschrittlichsten.
Interessanterweise fallen die USA dadurch aus dem Rahmen, dass in ihnen zwar die Forderung nach Fleiß verbreitet ist, nicht so sehr jedoch die nach Sparsamkeit. Eher ist es erwünscht, Reichtum durch mittelalterlich anmutende Opulenz und Prunk zur Schau zu stellen.
Die Grünen, bzw. allgemeiner die Mehrzahl der Umweltschutzbewegungen in Europa und Amerika, heben sich im Gegenzug dadurch ab, dass sie Sparsamkeit fordern, aber in der Regel keinen Fleiß.
"Lebt bescheiden, macht Urlaub auf Hiddensee statt auf den Seychellen, esst vegan, fahrt Fahrrad statt Auto -- und arbeitet nicht mehr als 15 Stunden pro Woche."
Die amerikanische Auffassung ist in sich stimmig (arbeiten, dadurch Reichtum erwerben und diesen zur Schau stellen); die grüne Auffassung ebenso (weniger arbeiten dadurch weniger Reichtum).
Sprich, der Amerikaner belohnt Fleiß durch Opulenz, die Grünen belohnen Sparsamkeit durch Freizeit. Beides ergibt logisch Sinn. Paradox ist vielmehr die Kombination von Fleiß und Sparsamkeit, die klassische Kleinbürger+Proletarier-Moral Westeuropas.
Historisch interessant ist in diesem Zusammenhang die Auffassung bezüglich Arbeit vs. Freizeit und Sparsamkeit in den ehemaligen Ostblockstaaten.
In den 1950ern ging man dort davon aus, dass man zum einen durch technische und organisatorische Fortschritte die Arbeitsbelastung der Bevölkerung stark würde senken können (z. B. 15-Stunden-Woche); zum anderen würde die höhere Effizienz einer zentral geplanten Wirtschaft...
...rasch einen viel höheren Lebensstandard ermöglichen als im Kapitalismus.
Die Menschen würden wohlhabender, und zugleich mehr Freizeit genießen. Notabene würde der sozialistische Mensch ersteres nicht zur sinnlosen Opulenz, letzteres nicht zum herumgammeln nutzen...
...sondern um sich zu bilden, zu lesen, zu malen, Theater zu spielen, Leibesübungen zu treiben und sich insgesamt zu veredeln.
Und dann ging das ganze Politeia-LARP gründlich schief.
Heutzutage sind es vor allem Amerikaner, insbes. kalifornische Milliardäre, insbes. Shiba-Inu-liebende Milliardäre, die eine ähnliche Vision von sich geben: Durch technischen Fortschritt die Arbeitsbelastung drastisch senken, bei gleichzeitigem Anheben des Lebensstandards.
(D.h., im Endeffekt, sowohl Fleiß wie auch Sparsamkeit vom moralischen Thron stoßen!)
Allerdings soll dieses Resultat nicht durch den Sozialismus, sondern durch libertären Kapitalismus erreicht werden; und die Veredelung des Menschen soll nicht durch Mitwirken im Arbeitermalklub
...sondern durch eigenmächtiges Implantieren elektronischer Schaltkreise in den Körper und ähnliche technische und physiologische Veränderungen erfolgen.
Was ja zunächst einmal ganz basierte Ideen sind. Falls Muskrat sich allerdings als Monddiktator zu etablieren versucht, sollte man rechtzeitig die Shiba-Inu-Befreiungsweltraumflotte auf ihn loslassen.
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Gerade trendet #Wasserstoff!
Wir wollen mal ausrechnen, welches Volumen an Wasserstofftanks man bräuchte, um den deutschen Strombedarf durch drei Tage Regenwetter plus Windstille zu lupfen.
Warum findet man in der Natur eigentlich überall logarithmische Spiralen?
Hypothese: Aus dem gleichen Grunde, aus dem Fraktale in der Natur allgegenwärtig sind.
Fraktale bestehen auf identischen Strukturen, die alle den gleichen Algorithmus ausführen.
Z. B. entsteht der aus lauter V-Stücken bestehenden Baum links, indem man mit einem V anfängt, welches das Programm ausführt: Bilde an jedem deiner Enden eine kleinere Kopie deiner selbst.
Okay, rechnen wir's mal aus.
Annahmen:
** Auf allen vier Spuren je ein Auto alle 50 m.
** Die Autos fahren im Schnitt 120 km/h.
** Sie verbrauchen 8 l auf 100 km.
** Laut "Richtlinien für die Anlage von Autobahnen" sind vierspurige Autobahnen 31 m breit.
8 l auf 100 km entsprechen 0.08 cm³ Benzin pro Meter, bzw., bei einem Brennwert von 30 MJ/l, 2.4 kJ pro Meter.
120 km/h ~ 33 m/s. Bei fünfzig Meter Wagenabstand wird jeder 1 m breite Streifen Autobahn alle 1.5 s von vier Autos überrollt, bzw. 2.7 Autos pro Sekunde.
--> welche dabei 2.7 x 2.4 kJ Energie verbrauchen, d.h. W = 6.5 kJ, entsprechend einer Leistung P = 6.5 kW.
Die Leistungsdichte errechnet sich zu
rho = P / (31 m x 1 m) = 210 W / m².
Solarparks in Deutschland erzeugen jedoch weniger als 10 W / m² im Zeitmittel.
Wie bei der Kernspaltung wird bei ihr die Starke Kraft freigesetzt, die Protonen&Neutronen im Atomkern zusammenhält. Energiefreisetzung erfolgt dann, wenn ein weniger stabiles Isotop in ein stabileres transmutiert wird. Das stabilste Isotop ist Eisen-56.
Das bedeutet, dass schwere Elemente durch Spaltung (Verringerung des Atomgewichts) und leichte durch Fusion (Verschmelzung -- Steigerung des AG) Energie freisetzen können -- die "Bewegungsrichtung" erfolgt stets auf Fe-56 zu.