#STIKO hat ihre (nicht) Empfehlung von gestern ausführlich begründet (danke @HInerle für den Hinweis) - ein paar Gedanken dazu (wird ein langer Thread, werde nach & nach ergänzen).
Disclaimer: persönliche Einschätzung, KEINE Handlungsempfehlung!!
Vorab und sehr allgemein: #STIKO stuft die Impfung von 12-17 Jährigen grundsätzlich als sowohl sicher und wirksam ein, empfiehlt aber ZUM JETZIGEN Zeitpunkt noch nicht für alle.
(3/n)
Beim "jetzigen Zeitpunkt" wird abgewogen, dass es vorrangig zu Impfende gibt - denke das streitet kaum jemand ab & es gibt Hoffnung, dass die Empfehlung bald anders aussehen wird.
Warum #STIKO für eine neue Einordnung nur Daten aus D verwenden will, ist mir schleierhaft.
(4/n)
Soweit so gut und aus der Vogelperspektive recht ausgewogen - jetzt kommen ein paar ABERs ... das größte "aber" der ganzen Begründung.
Viele Daten zum Wildttyp (kaum #B117, kein #B16172), viele Daten (Schule zB) aus niedrig Inzidenz Studien & mit Hybrid/Schulschluss ...
(5/n)
Wie man das erwartet, ordnet die #STIKO ein - scheint sich aber auf deutsche Daten zu konzentrieren: 1,3% Hospitalisierung (ECDC Daten), 0,001% Letaliät. Bei der Impfung tritt ziemlich sicher nicht 1% Hospitalisierung auf, das wäre in Israel/ USA längst aufgefallen.
(6/n)
Kapitel 2.3 ist imho SEHR einseitig.
Neue Drosten Studie wird ignoriert: "Mein [...] Eindruck einer ungefähr gleich großen Infektiosität aller Altersgruppen hat sich bestätigt ...“ - sollte man bei einer so wichtigen Einschätzung schon erwarten.
Es geht weiter mit einer wackeligen Studie aus Sachsen und geht dann auf Daten aus RLP ein, die ich schon vor Wochen eingeordnet hatte - übrigens sagt diese Studie was keiner hören will: Beitrag R(t) Schule/Kita über den Zeitraum = 0.4!
Die #STIKO erkennt selbst, dass die Daten zur Transmission von Kindern und Jugendlichen wenig aussagekräftig sind - man muss sich fragen, warum aktuelle Daten aus UK keinerlei Berücksichtigung finden.
Es geht weiter, und es ist verzerrend - wir wissen schlicht nicht, wo die allermeisten Infektionen stattfinden. Probleme bei der Datenselektion?
(10/n)
Wie ist die Einordnung der Infektionsgefahr bei der #STIKO? Soweit OK, Symptome werden beschrieben, Risikofaktoren ermittelt. Erinnerung: 1,3% Hospitalisierung reichen nicht für eine Empfehlung?
#STIKO weiß, dass es auch ohne Vorerkrankungen zu schweren Verläufen kommt.
(11/n)
Gleiches gilt für PIMS - der #STIKO ist bekannt, dass die Hälfte der PIMS erkrankten Kinder & Jugendlichen keine Vorerkrankungen hat, dass 71% intensivmedizinische Behandlung benötigen, auch wenn es in D bislang keine Toten gab, ist die Sterblichkeit 1,7%.
(12/n)
Ja, #LongCovidKids ist sehr schwer einzuordnen, keine Frage, aber eine Studie als "Gegenargument" aus Sachsen zu zitieren, die sich explizit MENTALE Gesundheit ansieht, finde ich fragwürdig.
Experten gehen von hohen Zahlen aus, auch bei niedrigst angenommener Prävalenz.
(13/n)
Die #STIKO erkennt auch, dass Jugendliche relativ häufig infiziert waren. Ob dies in die Betrachtung eingeflossen ist?
(14/n)
Verglichen wird dann mit Influenza - Einschränkungen dabei erkannt - wie sehr der Vergleich hinkt, sieht man hier (cc @JesseVentura86):
Es wird nochmals PIMS aufgegriffen - die #STIKO kommt zu einer Prävalenz von 0,04% - bei 4,5 Mio 12-17 Jährigen in D und anzunehmender mittelfristiger Durchseuchung sind das 1800 Fälle.
(16/n)
Über das Zwischenfazit der #STIKO dürft ihr selbst entscheiden, einige Argument hatte ich oben erwähnt. Die unsäglichen & falschen Haushaltsinfektionen werden wiederholt.
Und ja, man kann PIMS immer besser behandeln, aber Prävention wäre besser. Kein Argument für mich.
(17/n)
Es werden (zu recht) fehlende Daten angesprochen, allerdings ohne nach Israel oder US zu sehen. Wir haben 1.3% Hospitalisierung, 0,004% PIMS, vielleicht 2-3% #LongCovidKids - Myokarditis bei Impfung ist sicher ein Problem, Israel gibt 0,0029% an.
Die #STIKO schließt (s. Screenshot) mit sich widersprechenden Aussagen, möge man davon halten, was man möchte.
Der Fokus liegt auf Toten, keiner wünscht irgendeinem Kind eine Hospitalisierung oder Schlimmeres.
(19/n)
Zum Glück kommen andere Fachgesellschaften (und natürlich eine ganze Reihe anderer Länder) zu ganz anderen Empfehlungen als die #STIKO. Danke dafür !!
Schließen möchte ich mit der Einschätzung eines Virologen, die ich zu 100% teile: was ein definierter Teil eines Virus mittels einer Impfung unter kontrollierten Bedingungen tut, ist sicher weniger problematisch als eine Infektion mit demselben.
Status-Quo-Bias: unbewusste, kognitive Voreingenommenheit, die dazu führt, dass wir Veränderungen vermeiden, Dinge so belassen, wie sie sind.
bekanntes Beispiel:New Coke, das 1985 mit „The New Taste of Coca Cola“ beworben wurde.
Marketingdesaster.
Was passierte?
🧵Status-Quo-Bias 2/10
Das sog. New Coke wurde 1985 mit „The New Taste of Coca Cola“ beworben. Es wurde nach wenigen Wochen wieder vom Markt genommen. In Blindvertestungen wurde das neue Coke besser eingeschätzt, die Verbraucher wollten dennoch das traditionelle Getränk.
🧵3/10
Es gibt natürlich viele Studien zum Status-Quo-Bias:
Samuelson & Zeckhauser zeigen z.B. (mit Fragebögen):
Je mehr Optionen enthalten waren Je größer die Auswahl war, desto stärker war die relative Ausrichtung auf den Status quo. link.springer.com/article/10.100…
Überlastung Gesundheitswesen wird im UK mit 300-500 zusätzlichen Toten/Woche beziffert - warten auf Behandlung kostet Leben. Bei uns auch, nur sicher nicht so viele, aber sicher auch ein Beitrag.
Gab es 2022 immer wieder, gerade in 12/22 mit Peak in der Sterblichkeit.
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2021 sind auch hier starke Abweichungen über die 2019er Basislinie zu beobachten.
Starke Streuung: Anstieg korreliert mit Impfungen & gleichzeitigen Öffnungen: insgesamt sind es 2021 etwa 184 (10-15J) bzw. 153 (16-17J) Fälle mehr als 2019.
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2021 sind starke Abweichungen über die 2019er Basislinie zu beobachten, Anstieg korreliert mit Impfungen und gleichzeitigen Öffnungen - insgesamt sind es 2021 gut ~225 Fälle mehr als es 2019 waren.
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Vergleicht man die 3. Welle (1.6.-30.9.) mit der 4. Welle (1.11.-31.12) [wo starten/enden Wellen? Variation der Daten hat wenig Einfluss auf die Auswertung] beobachten man in der 4. Welle nur ~67% der erwarteten Hospitalisierung (Achtung, immer noch Nachmeldungen!).
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🧵3/x
Ist #Omicron also 33% milder bezogen auf Hospitaliserungen als #Delta?
So einfach ist es nicht!
Wir müssen INTRINSISCHE & BEOBACHTETE #Krankheitsschwere unterscheiden.
Ein Einstieg aus 05/2021:
"The risk works out to about 6.5 additional diabetes cases for every 1,000 Covid patients who don’t end up in the hospital. For those who do, the probability jumps to 37 per 1,000 "
⬇️⬇️ fortune.com/2021/05/05/dia…
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Es wurden auch andere mögliche Gründe als eine Infektion diskutiert.
"Chao sees other plausible drivers related to Covid-19. The pandemic itself has also resulted in lifestyle changes that may be putting kids at risk of diabetes."
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In 🇩🇪 scheint die Pandemie kein Grund für stark erhöhte Diabetes bei Kindern zu sein.
"The incidence in 2020 [...] was 23.4 [21.5–25.5] and did not differ significantly from the prediction (22.1 [20.4–23.9]) (Fig. 1)."
⬇️⬇️ care.diabetesjournals.org/content/43/11/…