Thread by @FabioDeMasi

Die aus meiner Sicht zwei zentralen Missverständnisse und Widersprüche bei Debatten um #Bitcoin 1) Dass Banken Geld aus dem Nichts schöpfen kann zu Probleme führen (zB wenn Geldschöpfung Finanzblasen unterstützt) Geld- bzw Kreditschöpfung kann aber auch Investitionen finanzieren.

Es kommt daher darauf an wie man Geldschöpfung so steuert (Regulierung, Kreditlenkung, höhere Asset Mindestreserven für bestimmte Kredite o.ä) dass sie nicht zB Finanzblasen befeuert. Bsp. zu viele Hauskredite, die gleichzeitig Hauspreise und damit Wert der Sicherheiten treiben!

Genau hier gab es grosse Probleme mit der Entfesselung der Finanzmärkte. Auf jegliche Kreditschöpfung zu verzichten, hiesse jedoch auch auf die wirtschaftliche Dynamik zu verzichten, dass wir Investitionen finanzieren können bevor die Gewinne da sind. Es würde zum Kollaps führen

Die Alternative hiesse noch mehr Druck auf Löhne, um Gewinne zu erhöhen und so Investitionen zu finanzieren. Das wäre Manchester-Kapitalismus auf Stereoiden,

2) Bitcoin ist für mich kein effizientes Zahlungsmittel (ich weiss es soll alles viel effizienter werden, grössere Blöcke, umweltfreundlicheres Mining, Lightning Netzwerk). Aber wozu? Wozu ineffizientes Mining mit dem Stromverbrauch ganzer Länder für 7 Transaktionen pro Sek?

Jeder Straßenhändler in Neapel ist effizienter. Die Blockchain kann grossen Sinn machen, um Prozesse zu automatisieren ohne menschliche Arbeitskraft. Und es kann sein, dass es noch grosse technologische Sprünge gibt. Algorithmen können Kreditausfallrisiken abschätzen etc

Aber die Systeme der Banken, die auch Strom verbrauchen, und dazu noch andere Dienstleistungen anbieten, sind derzeit noch um ein Vielfaches effizienter! Es gibt viel an den Banken zu kritisieren. Aber das Problem mit den Banken ist doch nicht, dass sie den ledger

(das Kontensystem) manipulieren (mal abgelesen von versteckten Gebühren). Was soll das also bringen selbst wenn es effizienter wäre? Wollen wir in Zeiten des Klimawandels wirklich unsere Energie darauf verwenden? Und warum dann nicht die Blockchain für boring banking nutzen?

3) Wenn Bitcoin ein so toller Wertspeicher ist, der nur nach oben geht, ist es ohnehin keine Transaktionswährung. Denn warum soll ich Bitcoin ausgeben die immer wertvoller werden? ich werde sie horten.

Genau das begünstigt Deflation. Deswegen hat ein Dorf (ich glaube es war in Österreich während einer Wirtschaftskrise) Tauschgeld eingeführt, das täglich an Wert verliert (eine Art Negativzins) und die Arbeitslosigkeit so bekämpft, weil alle shoppen gingen wie die Luzie.

Nicht dass ich sowas befürworte. Aber nur um das Prinzip zu verdeutlichen 4) Dann wäre es doch schon sinnvoller die Blockchain für digitale Anwendungen von Zentralbanken zu nutzen (als Ergänzung und keinesfalls Ersatz für Bargeld) damit es von der Zentralbank garantiert ist

und ein höheres Datenschutzniveau genießt als digitale Bezahlsysteme. 5) Was passiert eigentlich wenn die Leute, die Bitcoin spekulativ halten (zB wegen Ausschöpfung des Mining Limits oder in einer Panik oder weil es bessere technologische Alternativen gibt) Bitcoin abstoßen?

Wenn die dann tatsächlich damit shoppen wollen und es in das so verpöhnte FIAT-Geld umtauschen (womit ja sogar Teile der BTC Community prahlt, wir steigen rechtzeitig aus etc pp.) Dann kommen Kurse unter Druck und ist es nicht mehr als ein Pyramidenschema. Das erklärt natürlich

die Aggression von Teilen der BTC Community dahinter. Denn nur wenn ich jeden Zweifel an BTC zerstreue gibt es noch genug Deppen, die auf den Hype reinfallen und meine eigene Wette bestätigen. Wie ein Kettenbrief. Den Letzten beißen die Hunde.

6) Zuletzt ist es nicht widersprüchlich „Asset Price Inflation“ durch billiges Geld zu beklagen, aber Bitcoin zu feiern! Asset Preise von knappen Gütern & Ressourcen (Gold, Öl, Land) steigen weil sie knapp sind & hohe Nachfrage bei knappen Angebot die Preise treibt! Wie Bitcoin!