Mir wurde vorgeworfen, die Wetterereignisse der letzten Tage für Wahlkampf zu instrumentalisieren. Ich kann sogar nachvollziehen, dass dieser Eindruck entsteht und möchte deswegen so konstruktiv wie möglich drauf eingehen:
Ich weiß, es wirkt auf manche bestimmt so, als würde die Klimabubble vor dem Fernseher sitzen und hoffen, dass das Wetter mal so richtig verrückt spielt, aber dann wären wir wie die AfD, die zu Gunsten von Stimmanteilen auf Terroranschläge hofft.
Im Gegenteil, ich finde es ganz bitter, wenn in Rheinland-Pfalz ein Feuerwehrmann nicht zu seiner Familie nach Hause kommt, weil er beim Einsatz umgekommen ist und es macht mir Angst, dass zukünftige Prognosen mit noch viel mehr solcher Ereignisse rechnen.
Nein, ich freue mich sicher nicht. Der Grund für solche Tweets ist ein tiefsitzender Cassandra-Komplex, da sich die Klimaforschung seit 30 Jahren den Mund fusselig redet, dass genau solche Dinge passieren werden und Warnungen dennoch als Panikmache und Alarmismus abgetan werden.
Und jetzt passieren diese Dinge. Nicht irgendwann irgendwo, sondern hier und jetzt. Der Wetterbericht der letzten Wochen sieht aus als hätte Roland Emmerich daran mitgewirkt und das macht mir einfach große Sorgen, denn es wird ja aufgrund unser Emissionen erst mal noch schlimmer.
Meine naive Hoffnung: Wer die Prognosen nicht geglaubt hat, der glaubt vielleicht der Realität? Die Berechnungen haben euch nicht überzeugt, okay, aber wenn die Prognosen gruselig genau eintreffen und der Jetstream sich benimmt wie Onkel Hubert auf LSD, überzeugt euch das evtl.?
Wenn Ihr 20 Jahre lang vor den Körperfressern warnt, es von viel zu wenig Leuten ernst genommen wird und den Leuten dann echt Parasiten aus den Ohren fallen, was macht ihr dann? Sagt ihr dann "ok, alles halb so wild" oder "Seht ihr, ich hab's euch doch gesagt!"?
Genau. Und das sage ich nicht um gesellschaftlichen Status zu erlangen oder politische Macht, sondern damit etwas unternommen wird. Das mag als Wahlkampf empfunden werden, aber für wen denn? Laut Interviews nehmen doch alle Parteien die Klimakrise hammer-ernst.
Der Vorwurf ist natürlich, ich würde automatisch für die Grünen Wahlkampf machen. Aber wenn ihr das denkt, dann kennt ihr die Wahlprogramme einfach nicht. Auch die Grünen haben Sachen im Programm stehen, die ich nicht teile. Hey, wäre ich Energieminister und hätte freie Hand, ...
...ich würde in der Reihenfolge Kohle- gegen Atomausstieg tauschen, nicht gerade eine grüne Position.
Ideal wäre in meinen Augen, wenn die Klimakrise von allen Parteien wirklich ernst genommen wird, und es bei Wahlen um andere Dinge geht, weil Klimaschutz selbstverständlich ist.
Wenn ihr euch also mit Grün, Links, Klimaliste oder Humanisten nicht anfreunden könnt, dann macht doch innerhalb eurer Parteien und Bubbles was. Ansätze gibt es viele.
Dem Überbringer der schlechten Nachrichten Wahlkampf vorwerfen gehört nicht dazu, das wirkt ertappt.
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Wow. @lgbeutin von der Linke und @JensKoeppen von der CDU debattieren hier gerade live zur Energiewende.
Unglaublich, was da vom CDU-Mann kommt:
"Gott sei Dank stagniert die Anzahl der Anlagen" (bezogen auf Windkraft), er begründet das mit dem Gesundheitsschutz (Infraschall).
Verbrenner-Verbot der EU sei falsch, denn auch Wasserstoffautos seien ja Verbrenner und Diesel-Autos könnten ja auch so klimafreundlich unterwegs sein. Und überhaupt Umweltschutz in Chile und dem Kongo.
Woher der Wasserstoff ohne WKW-Zubau kommen soll? Aus der Steckdose...
Jetzt erklärt @lgbeutin von der Linken dem Mann von der Union, wo der Vorteil von batterieelektrischen Autos liegt. Irgendwie verrückt.
Wäre ich in der Automobilindustrie angestellt, würde ich mir sehr gut überlegen, wie weit es mit der Wirtschaftskompetenz der Union her ist.
Habt ihr auch Leute im Bekanntenkreis, die mit dem Begriff Klimakrise so gar nichts anfangen können und denken, das sei nur ein Thema für Bäume umarmende Hippies mit Blumen im Jahr und Batik-Klamotten? Fragt ihr euch, wie ihr ihnen vermitteln könnt, dass das Thema alle... (1/6)
...betrifft? Einen ganz cleveren Ansatz fährt gerade mein guter Internetkumpel @ralphruthe, der hierzu eine Podcast-Folge aufgenommen hat. Die kommt 'ne ganze Ecke lockerer daher als die meisten Beiträge in diese Richtung, ohne dass der Inhalt zu kurz kommt. (2/6)
Wichtigster Punkt: Was machen wir jetzt? Viele Dokus zu dem Thema lassen uns ja mit einem frustrierenden Gefühl von "Wie soll ich kleines Würmchen was dagegen tun?" zurück. Das ist hier anders und genau so sollten in meinem Augen alle Formate zu dem Thema funktionieren. (3/6)
Letzten Freitag war die neoliberale Bubble ziemlich von diesem Tweet getriggert und empört, mit was für unsachlichen Methoden ich Wahlkampf für die Grünen machte. Witzig: Ich erwähne die Grünen an keiner Stelle und bin auch nicht bei den Grünen. Das lässt tief blicken... (1/11)
Das reine Berichten über Extremwetterereignisse ist Wahlkampf für die Grünen? Sorry, aber das kann es ja nur sein, wenn die Programme eurer Parteien auf dem Klimaauge komplett blind sind. Sorry, aber das ist nicht mein Problem. War ja lange genug Zeit für ein Konzept. (2/11)
Vorwurf 2: Die CDU alleine kann das Weltklima nicht stabilisieren. Ja, stimmt, aber die Politik des bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Staates der EU hat großen Einfluss und es wäre für alle anderen Staaten eine prima Ausrede, selbst weniger zu machen. (3/11)
Seit die Klimakrise endlich in die öffentliche Debatte gelangt ist, gibt es dieses immer wiederkehrende Scheinargument gegen Klimaschutz in Deutschland. Es lautet: "Aber China!" bzw. „Deutschland allein kann das Klima nicht retten!“
1. Klimaschutz ist längst ein weltweites Thema. Weltweit versuchen Staaten von Chile bis Thailand, sich aus dem Griff der Fossillobby zu befreien. 2. Geht die Nutzung von Kohlekraft weltweit zurück. Selbst in China stagniert der Kohleverbrauch auf hohem Niveau
3. Wächst der Ausbau von Wind- und Solarkraft rasant, insbesondere in China, das die weltweit höchsten Kapazitäten und Zubauraten vorweisen kann.
Ich weiß, der Text ist für stumpfe Forentrolle zu lang, aber vielleicht hilft er euch ja für eure WhatsApp-Gruppe oder den Bürochat.
Solltet ihr gerade vermehrt Warnungen vor Langzeitwirkungen durch mRNA-Impfstoffe hören und euch fragen, woher das nun wieder kommt: Vermutlich aus Clemens Arvays @CGArvay (Spiegel-Bestsellerautor) neuestem Video.
Er unterstellt den Medien, über diese Studie bewusst nicht zu berichten und sie zu unterschlagen, weil darin Hinweise auf Langzeitfolgen thematisiert werden würden. (2/12)
Was nicht der Fall ist. In der Studie wurden Menschen untersucht, deren erste Impfdosis 3 Wochen zurücklag oder deren zweite Dosis 2 Wochen zurücklag. Am Immunsystem konnten zu diesem Zeitpunkt Veränderungen festgestellt werden, das nennt Arvay "Langzeitfolgen" (3/12)