Weiteres, langes Telefonat mit Freunden aus dem Ort Schuld. Die als Selbstständige noch Glück hatten im Gegensatz zu denen, deren berufliche Existenz/Laden/Firma vor Ort zerstört wurde. (1/10)
Die Menschen sind am Ende. Der Wiederaufbau wird mindestens Monate dauern, und es ist fraglich, wer das alles machen soll. Handwerker*innen sind eh rar, man erwartet sehr teuren Handwerkstourismus aus ganz Europa. (Der Markt regelt, Angebot/Nachfrage, ihr wisst schon.) (2/10)
Die Solidarität unter den Menschen vor Ort ist enorm und rührt zu Tränen, wenn plötzlich Fremde vor deiner Tür stehen und Hilfe anbieten, obwohl sie selbst ihr Hab und Gut oder sogar Angehörige verloren haben. Das ist das umwerfend großartig Private. (3/10)
Öffentliche Hilfskräfte hingegen scheinen unkoordiniert, es gibt offenbar keinen Plan, keinen Leitungskontakt zwischen den Organisationen. Fahrzeuge der BW kamen nicht mehr voran: Kein Diesel. „Katastrophenschutz in Deutschland kannste vergessen.“ (4/10)
Es gibt unzählige dramatische und erschütternde Geschichten. Obwohl Schuld in den Medien so präsent ist, hat es Orte stromabwärts aber noch sehr viel härter getroffen. (5/10)
Dazu kommt das sehr Private. Kinder, die traumatisiert sind und nie wieder in ihre alten Häuser zurück wollen. Menschen, deren Angehörige ertrunken sind, oder die ihre gesamte Existenzgrundlage verloren haben und die keinerlei Zukunft sehen. (6/10)
Ich wäre längst vor Ort, wenn es Unterkünfte gäbe. Unsere Freund*innen sind erstmal gut bei Bekannten untergekommen und derzeit helfen sich alle gegenseitig, aber in den kommenden Wochen werden wir wohl selbst mit anpacken. (7/10)
Die Klimakrise ist übrigens kein Gesprächsthema bei unseren Telefonaten, für die man aus dem Dorf herausfahren muss (kein Mobilnetz im Ort, allein das ist ein Skandal). Weil die Ursachen für die Menschen vor Ort erstmal nicht das Entscheidende sind. (8/10)
Sehr entscheidend aber: Die Tatsache, dass mindestens die vielen Toten hätten verhindert wegen können. Vor Ort hat kaum jemand Zeit für TV/News, aber sowas kommt durch: tagesspiegel.de/politik/wissen… (9/10)
Diese Regierung hat versagt. Seit Jahren in Sachen Klimakrise. In Fragen der Sicherheit solcher Orte. Und aktuell offenbar auch in Fragen der Frühwarnung und Hilfskoordination. Wir sind ziemlich am Arsch. Also müssen wir noch mehr zusammenhalten. (10/10)
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Sorry, langer Thread, zu wirr für einen Blogpost. Ich musste trotzdem mal ein paar Gedanken aufschreiben. Ein paar Links und ein Bonustrack am Ende des Threads. (1/20)
Das hier ist eine Anzeige, die man auf der Website eines Axel-Springer-Mediums zu sehen bekommt (war vor der Buch-„Diskussion“). Sie führt überraschenderweise zu einem eher unsachlichen Anti-Baerbock-Artikel auf einer anderen „konservativen“ Website. (2/20)
Über die Homepage ist der verlinkte Artikel für mich nicht auf der Site zu finden (nur über den Werbelink), aber „Artikel“ ist eh übertrieben. Und auch in anderen Texten arbeitet sich die Site an Baerbock ab, die Richtung ist klar. Fast nie geht es dabei um Inhalte. (3/20)
Ich hasse Amtsschreiben so sehr. Diese Formatierung, die Tonalität, dieses immer Bedrohliche, selbst wenn es gute Nachrichten sind (als ob), das alles macht mir sofort körperliche Schmerzen und nimmt jede Motivation, mich damit auseinanderzusetzen. (1/4)
Und dabei verstehe ich den Kram meistens sprachlich. Wie muss es Menschen gehen, die von solchen Schreiben überfordert sind? Inhaltlich, oder weil sie vlt. nicht so gut Deutsch sprechen? (2/4)
Die Art, wie die Verwaltung des Landes mit Bürger:innen kommuniziert, prägt mMn die Gesellschaft stärker, als wir das vermuten. Das ist einer der Punkte, die sich ganz schnell ändern müssen. Dieser Paragraphenwust. Der latent militärische Ton. Das Papier. Layout. Alles. (3/4)
Es ist doch auch verrückt, dass niemand darüber nachdenkt, den Schulbetrieb vlt auch einfach mal 3-6 Monate runterzufahren. Ja, das ist Mist aus vielen Gründen. Aber die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen, ist noch viel schlimmer. (Thread, vier Tweets.)
Es braucht dafür massive Unterstützung der Eltern, in erster Linie finanziell und vor Arbeitgebenden. Mieten übernehmen, Gehaltsfortzahlungen. Das kostet nicht annähernd so viel wie die Rettung von Banken und Fluggesellschaften.
Was die Sorge um häusliche Gewalt angeht: Es ist erschütternd genug, dass wir offenbar Fußball und Schulen brauchen, damit Väter ihre Kinder nicht misshandeln. Und es ist ein Problem, dass wir generell lösen müssen, aber nicht durch erzwungene Schulöffnungen in einer Pandemie.
Seid nicht böse, wenn ich im Moment wegen viel Arbeit nicht dazu komme, Fragen zu beantworten oder dazu zu bloggen, aber: Wir sind zum zweiten Mal in Quarantäne. Der Sohn, der Mitte Okt positiv war, ist es wieder. Oder noch. Diesmal mit leichten Symptomen. Kurzer Thread. (1/x)
Vor über einer Woche traten Symptome auf (Halsschmerzen, kompletter Verlust des Geruchssinns, bisher soweit alles stabil). Schnelltest und folgender PCR: Positiv. Der arme K. sitzt also erneut isoliert in seinem Zimmer. Rest der Familie negativ (lt. Schnelltest). (2/x)
Der Arzt nimmt an, dass K.s Virenlast nie weg war. Kann sein, denn nach der ersten Quarantäne gab es für ihn ja keinen Test, weil angeblich nach zwei Wochen alles ok ist. Aber manchmal eben vielleicht nicht. (3/x)