Um zu berechnen, welche Inzidenz wir uns "leisten" könnten, braucht man Hospitalisierungsrate und CFR, die auf Fallzahlen basiert. Diese Daten sind seit 6 Wochen sehr seltsam. Beim Vergleich verschiedener Quellen liegen die Quoten um Faktor 2 und 4 auseinander (!).
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Zur Hospitalisierungsrate und zur Case-Fatality-Rate (CFR) habe ich Daten aus 2 Quellen zusammengestellt, einmal die Standard-Zahlen vom RKI und dazu die wöchentlichen Sterbefälle von @risklayer und die wöchentlichen Hospitalisierungen der @DieDgina Notaufnahme Ampel.
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Neu seit 19.7. gibt es die Hospitalisierungen aus dem RKI Tagesbericht. Hinzu kommen dann noch die Quoten aus meinem Prognose-Modell, das so getrimmt ist, dass es die offiziellen und bisher verfügbaren Zahlen möglichst gut "nachfährt".
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In der Grafik sehen wir, dass bis Anfang Mai und im Juni die jeweils 3 Linien pro Metrik übereinander liegen, dann laufen die Werte deutlich auseinander, die Quoten der RKI-Zahlen (durchgezogene Linien) gehen deutlich nach unten, während...
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.... während die Quoten die auf den @risklayer und den Notaufnahme-Ampel Daten beruhen deutlich nach oben ausschlagen. Mein Modell versucht "den Mittelweg" zu gehen.
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Im Juli scheinen sich die 3 Quoten für Hospitalisierungsrate immerhin in einem Band zwischen 6% und 11% anzunähern (was bedeuten könnte, dass die "Gewinne" durch die Impfungen komplett oder teilweise verloren wären, auf diesem Niveau waren wir mit Alpha schon im Januar).
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Die CFR-Quoten öffnen ein noch viel größeres Fenster der Unklarheit, zwischen 0,4% und 1,8%, bleiben aber immerhin noch besser als am Anfang des Jahres. Hier werden erst die nächsten 3-4 Wochen Klarheit bringen.
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Diese große Unsicherheit bedeutet aber ein großes Problem für unsere Planung für den Herbst: Wer denkt, wir könnten uns jetzt die 4-fache Inzidenz leisten, der könnte sich angesichts dieser Zahlen verrechnet haben.
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Hier noch der Vergleich der Hospitalisierungen aus der Notaufnahme-Ampel mit den anderen öffentlich verfügbaren Quellen. Diese Werte liegen klar höher und treffen sich genau mit den Zahlen aus dem RKI-Tagesbericht von letzter Woche. 9/x
Ich denke ja immer noch, dass wir im Mai/Juni/Juli eine deutliche "Unterzählung" der Covid-Fälle und Hospitalisierungen hatten, und auch die Sterbezahlen des RKI und von Risklayer passen nicht zusammen. Irgendwas stimmt da nicht.
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Zusammenfassend: Die für Deutschland vorliegenden Zahlen sind immer noch erschreckend unklar, ebenso wie die Wirkungs-Quoten der Impfungen, und wir täten sehr gut daran auch mit Worst-Case Zahlen zu planen, so wie man das tut wenn man vorsichtig plant...
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... und das schlimmste vermeiden will. Davon ganz abgesehen wäre es für uns als Gesellschaft sowieso viel klüger, nicht auf eine bestimmte ITS-Belegung hinzuplanen, sondern möglichst viele Infektionsfälle ganz zu vermeiden, dann würden diese Zahlenspiele völlig unnötig.
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Auch neue Daten aus dieser Woche machen nur noch deutlicher, dass um grau markierten Bereich die Zahlen "stinken". Entweder unsere Fallzahlen in Deutschland sind um ca. 50% zu niedrig, oder die Delta-Variante macht 100% kränker.
Einige Beobachtungen: Thread 1/x
Seit Montag meldet das RKI im Tagesbericht die Hospitalisierungen, wenn ich die Summe der vergangenen 5 Tage auf 7 Tage hochrechne (x/5*7, oranger Knubbel im Graph), liegt dieser Wert genau auf meiner Modell-Hospitalisierungsrate für die aktuelle Kalenderwoche.
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Ich habe in Grafik zusätzlich als neue Datenquelle "Anzahl der Hospitalisierungen" der @DieDgina Notaufnahme Ampel mit reingenommen (rote Linie), eine Metrik die tägliche tagesaktuell von den teilnehmenden Kliniken abgefragt wird (hochgerechnet auf ganz D).
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Suche noch nach Indizien, aus denen sich der unerwartete Bruch in Fallzahlen vs. Hospitalsierungszahlen (und am Ende der ITS-Belegung und den Sterbezahlen) seit Mai erklären/deuten lassen. Hier Vergleich "stationären Covid Aufnahmen" der @DieDgina Corona Notaufnahme Ampel... 1/x
...mit den wöchentlichen RKI-Hospitalisierungszahlen und den Fallzahlen. Die Ampel deckt zwar nur ca. 12% der Bevölkerung ab, hat aber bisher den Verlauf der gesamtdeutschen Zahlen gut wieder gespiegelt (rechte y-Achse!). Seit Ende Mai laufen die aber deutlich auseinander.
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Wobei die Zahlen der @DieDgina-Notfallampel sehr zeitnah erfasst werden (i.d.R. am nächsten Werktag), sodass diese Daten wahrscheinlich "schneller" sind, als die Daten vom RKI. Das liefert auch erst seit Montag neu je eine tägliche Hosp.-Zahl, aktuell >200 Patienten pro Tag.
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Müssen wir uns evtl. mit dem Gedanken anfreunden, dass die Rate der schweren Verläufe und Verstorbenen pro Fall bei einer Delta-Infektion deutlich höher ist als mit Alpha?
Ich meine 2-4 mal so hoch? Was einen Großteil der statist. Impfwirkung zunichte machen würde?
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Von vorne: Mir war aufgefallen, dass mein Modell in den letzten Wochen die ITS-Belegung und die Sterbezahlen immer mehr untertrieben hat, d.h. zu gute Werte berechnet hat. DIVI meldete viel mehr Fälle als mein Modell. 2/x
Der Unterschied wurde immer größer je größer der Delta-Anteil an den Infektionen wurde. Erst als ich die mit-delta-infizierten ITS-Patienten mit einer um den Faktor 4 höheren ITS-Quote berechnet habe (also 4x der Quote von Alpha), passten die Zahlen zueinander. 3/x
Seit März entwickle ich ein Berechnungsmodell, das versucht, den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie für einige Wochen in die Zukunft abzuschätzen und das inzwischen in Version 11 vorliegt.
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Die Quelldateien des sich ständig verändernden Berechnungsmodells stelle ich als Google Sheet hier in diesem Blog zur Einsicht zur Verfügung.
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Das RKI hat Modellrechnungen für die Delta-Welle veröffentlicht, die zu bemerkenswert ähnlichen Ergebnissen wie meine Amateur-Modellrechnungen vom Wochenende kommen.
Key Learning: Wir müssen mehr Leute dazu bringen sich impfen zu lassen!!!
Kurzer Vergleichs-Thread
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Im Basisszenario rechnet RKI mit 90% Impfquote bei den ≥60-Jährigen, 65% Impfquote bei den 12–59-Jährigen, Dominanz der Delta-Variante und Verhaltensänderung bei steigender ITS-Auslastung. Ergebnis: maximale Inzidenz von ca. 400 und maximale ITS-Auslastung von ca. 6.000.
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Das entspricht fast exakt allen Eingangsparametern meines Szenario A (leider das "aggressivsten" Szenario), das als höchste Inzidenz 340 und einen Bedarf von 11.000 ITS Betten berechnet, allerdings tritt diese Spitze bei mir 2 Monate früher ein als beim RKI. 3/x
Unser Problem: Datenbasis zu Delta sehr schlecht im Moment. Es bleibt m.E. vorerst noch für mind. 1-3 Wochen unklar, was aktueller Stand von Ausbreitung und Ausbreitungsgeschwindigkeit ist - das wäre aber die Voraussetzung, um das zuverlässig weiter zu schreiben.
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Sechs Szenarien mit leicht unterschiedlichen Delta-R0 und Lockerungsstrategien zeigen, dass noch fast alles möglich ist, inklusive ein Ausbleiben der Welle, wenn wir uns entscheiden würden, gegen den Anstieg was zu machen. Es wäre gar nicht mal so viel nötig! 3/x