Es erschreckt mich immer wieder, wie über Intensivstationen gesprochen wird. Als wäre alles in Ordnung, solange noch irgendwo ein Bett frei ist. Das Leiden während des Aufenthalts auf einer Intensivstation (und auch noch lange danach) wird völlig ausgeblendet. 1/14
Ich erinnere zum wiederholten Male an diesen wichtigen Kommentar von @Karl_Lauterbach: 2/14
Es werden zudem immer wieder irreführende Behauptungen zu Intensivstationen verbreitet.
No. 1: “Die Intensivstationen waren nie überlastet.” Bubendorf im #srfclub behauptete sogar, wir hätten jederzeit noch 20% Puffer gehabt. 3/14
Die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin meldete am 17. November 2020: "COVID-19: Vollständige Auslastung zertifizierter und anerkannter Intensivbettenkapazitäten" 4/14
b) Wahleingriffe wurden im grossen Stil verschoben. Trotz des euphemistischen Ausdrucks sind dies oftmals nicht Operationen, auf die man einfach verzichten kann. Auch hier sind Leben auf dem Spiel. 6/14
c) Patienten mussten aufgrund mangelnder Kapazitäten in andere Spitäler verlegt werden. Die Rega alleine transportierte bis Mitte Februar 456 COVID-Patienten. 7/14
Hätte nur einer der Faktoren a, b, c gefehlt, hätten Patienten abgewiesen werden müssen oder hätten nicht angemessen behandelt werden können. 8/14
No. 2: “Wir hätten ja einfach Intensivbettenkapazität erhöhen können.”
Abgesehen davon, dass diese Aussage erneut das Leiden dieser Patienten und ihrer Angehörigen sowie die Belastung des Pflegepersonals völlig ignoriert, ist sie auch schlicht falsch. 9/14
Es fehlte uns nicht an Möbeln. Sondern an ausgebildetem Personal. Das kann man nicht auf die Schnelle herbeizaubern. Mit linearen Massnahmen kommt man zudem nicht gegen exponentielles Wachstum an. 10/14
Wenn sich Fallzahlen alle zwei Wochen verdoppeln, dann kaufen wir uns mit einer Verdoppelung der Anzahl Spitalbetten (die schon äusserst schwierig zu bewerkstelligen wäre) zwei zusätzliche Wochen Puffer. 11/14
Auf Massnahmen zur Senkung der Fallzahlen könnten wir trotzdem nicht verzichten. Denn zwei weitere Wochen später bräuchten wir schon viermal mehr Spitalbetten. Und in einem Monat achtmal mehr. Und das heisst achtmal mehr ausgebildetes Personal und achtmal mehr Geräte. 12/14
Besonders schockierend fand ich im #srfclub, dass es Frau Würgler nicht zu stören scheint, dass andere auf Intensivstationen leiden und sterben. Aber sich das “in ihrer Stube, wo sie sich eigentlich wohlfühlen möchte” am Fernsehen anzusehen, das “tut sie sich nicht an”. 13/14
Ihre faktenfernen Aussagen dürfen nicht unwidersprochen bleiben.
Und man sollte nicht den Eindruck erwecken, dass abstruse Theorien von Menschen ohne jegliche Fachkompetenz gleiches oder gar höheres Gewicht haben als der wissenschaftliche Konsens. 2/14
Sind wahre Experten deutlich untervertreten, so schafft das falsche Eindrücke. Bubendorfs Aussagen (z.B. sein Votum gegen Massnahmen, selbst wenn 80% der Bevölkerung sterben) repräsentieren einen klitzekleinen Teil der Bevölkerung, nicht 20% - wie die Runde suggeriert. 3/14
Wer jetzt sagt “Es sind ja nur noch Ungeimpfte von der Pandemie betroffen und die sind selbst schuld.”, macht einige Annahmen, die fragwürdig sind.
Annahme 1: “Wer doppelt geimpft ist, ist ausser Gefahr.” 1/11
Das ist leider nicht der Fall. Erstens schützt keine Impfung zu 100%. Sowohl in Spitälern als auch auf Friedhöfen sind doppelt Geimpfte zu finden, die angesteckt wurden.
Was stimmt, ist, dass Geimpfte deutlich bessere Chancen haben, Corona unbeschadet zu überstehen. 2/11
Zweitens ist noch unklar, wie lange der Impfschutz anhält. Zu dem Thema gibt es bereits einige Fragezeichen aus Israel.
Und drittens werden die aktuell bekannten nicht die letzten “Variants of Concern” bleiben. Das griechische Alphabet hat noch einige ungenutzte Buchstaben. 3/11
Massnahmengegner wie Bubendorf im #srfclub behaupten häufig, die Massnahmen seien unnötig. Sie hätten keinen Einfluss auf die Virusverbreitung.
Und dann zitieren sie "Studien", die sich dann als falsch verstanden oder problematisch entpuppen. 1/5
Etliche seriöse Studien zeigen den Effekt von Massnahmen deutlich. Aber vergessen wir die Studien mal und schauen uns die Behauptung und ihre Konsequenzen genauer an. 2/5
Die Massnahmen reduzieren in erster Linie Kontakte. Bubendorf & Co. behaupten also, dass es gleich viele Ansteckungen gibt, auch wenn Leute gar nicht in Kontakt kommen. 3/5
Täglich gemeldete Corona-Fälle in der Schweiz, Sommer 2021 im Vergleich mit Sommer 2020.
Die Aussichten bereiten mir Sorge, vor allem in Hinblick auf den Herbst.
Ist das alles halb so schlimm, weil wir jetzt Impfungen haben? 1/6
Bei den Ansteckungen ist der Effekt der Impfungen schon mit drin. Diese Ansteckungen finden statt, obwohl fast die Hälfte der Bevölkerung schon vollständig geimpft ist. Ohne Impfungen würden die Fälle noch schneller ansteigen. 2/6
Bei den Hospitalisierungen und Todesfällen können wir uns darauf verlassen, dass die dank der Impfungen weniger stark ansteigen als in früheren Wellen. Gehen Fälle deutlich hoch, werden Hospitalisierungen und Todesfälle aber auch zunehmen - mit dem gewohnten Zeitverzug. 3/6
Die “Schutzphase” zeichnet sich dadurch aus, dass der Schutz teilweise aufgehoben wird. In der “Stabilisierungsphase” lässt man eine stärkere Virusausbreitung zu. Und in der “Normalisierungsphase” macht man alle Ungeimpften (inklusive aller Kinder) gegen ihren Willen krank. 2/15
Der Bundesrat macht damit "1984" Konkurrenz. Wie auch @PankersPeter richtig erkannt hat: 3/15
Wird mehr getestet, so sagen die Verharmloser “Es gibt ja nur mehr Fälle, weil mehr getestet wird.”.
Was sagen sie, wenn weniger getestet wird? “Es gibt ja nur weniger Fälle, weil weniger getestet wird.”? - Nein!
“Ansteckungen gehen zurück. Die Pandemie schwächt sich ab.” 1/5
Das ist nicht nur inkonsistent, sonder widerspricht auch jeder Logik.
Schaut sich der Ornithologe mehr Bäume an, so findet er tendenziell mehr Vögel. Die sind aber nicht nur da, weil er hinschaut. Die waren sowieso schon im Wald. Er kann nur Vögel finden, die da sind. 2/5
Und schaut er sich weniger Bäume an, so findet er vermutlich weniger Vögel. Das heisst aber nicht, dass deswegen weniger Vögel im Wald sind insgesamt. Denn die sind auch da, wenn er nicht hinschaut. 3/5