Dass die CDU fordert, den #Liminski-Clip „zurückzuziehen“ und die SPD dem nun „nachkommt“, sagt eigentlich alles aus über die Digitalkompetenz und das Verständnis von Social Media.
(Weil man es anscheinend doch dazuschreiben muss: Man kann nichts „zurückziehen“, was einmal unterwegs ist und das wissen natürlich auch alle Verantwortlichen.)
Okay friends, weil es hier anscheinend doch mehr Klärungsbedarf gibt als erwartet, hier mein 00:09 Hot Take zu diesem Ereignis von Weltrang:
Entgegen anscheinend weit verbreiteter Meinung machen nicht nur Dummköpfe Politik, sondern Leute, die sehr genau wissen, was sie tun.
Also. SPD zeigt diesen Spot bei ihrer Kampagnenpräsentation.
Womöglich in Absprache mit reichweitenstarken Parteisoldaten, sicher aber zumindest im Wissen darum, dass er durch sie seinen Weg in die Twittersphäre findet und ob des schon deutlichen Angriffes auch steil gehen wird.
Es passiert das Erwartete, der politische Gegner stürzt sich darauf und gibt Contra, einige aus dem progressiven Lager (sie sog. „Surrogates“) springen bei, die Medien beginnen, darüber zu schreiben, die katholische Kirche schaltet sich ein, zack - alle reden darüber.
Liebe Frettchengemeinde, nicht vielleicht, natürlich war das kalkuliert, come on. Dass ernsthaft darüber diskutiert wird, OB das nicht doch so gewollt war, zeigt auch ein bisschen, wie wenig die Allgemeinheit von PR-Leuten hält ☺️
Die Offensichtlichkeit dieses Manövers und wie leicht es ist, das Gespräch durch kalkulierte Eskalation zu bestimmen, sollte übrigens vielleicht mal einige Leute zum Nachdenken anregen, dass die Rechten so regelmäßig bestimmen, worüber wir (auf Twitter) sprechen.
Das eigentlich Interessante hier ist, wie die CDU-Spindoktoren diese Geschichte gedreht haben. Hatte überlegt, ob ich dazu was schreibe, aber heute leidet keine Energie mehr. Wenn das jemanden interessiert, gerne melden, vielleicht hole ich es nach.
Nun also Auftritt CDU: Die SPD soll das Video zurückziehen.
Auch hier: Natürlich wissen sie, dass das gar nicht möglich ist. Was sie wollen, ist politischen Druck aufbauen und ggf. eine Entschuldigung / Distanzierung herbeiführen.
Konter SPD: Video war nie Teil der Kampagne und soll nicht weiter benutzt werden.
Das heißt halt gar nichts, denn natürlich wird es nicht jeden Tag neu auf Social gestreut, es ist im Orbit und tut seinen Job, durch die Medienberichte darüber noch verstärkt.
Aber: Die Geschichte ist dadurch abgeräumt, übermorgen redet niemand mehr darüber, das Rad dreht sich weiter.
Darum, ja: PR-handwerklich einfach und gut gemacht und für Buzz auf Social Media gesorgt.
Ob sowas aber real Punkte bringt? Ich weiß nicht. Hier auf Twitter muss / kann quasi niemand überzeugt werden, außerhalb dieser Blase kommt das an, was die Medien darüber schreiben.
Und deren Echo finde ich gar nicht so klar, vor allem weil es nun heißt, die SPD hätte das Video „zurückgezogen“, was meines Wissens niemand gesagt hat. (u.a.darum schrieb ich auch eingangs, dass der eigentliche Coup die Reaktion bzw. der Spin der CDU war).
Thank you for coming to my TED talk.
Nicht vergessen: Ich habe hier absichtlich keine Wertung zu besagtem Video abgegeben, sondern nur die Kommunikation drum herum angeschaut.
Ansonsten: Folgt der großartigen @berivan_aymaz für gute Politik und bleibt gesund. Gute Nacht.
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Markus Söder hat die Windkraft in Bayern komplett zerstört.
Die sogenannte 10h Regelung bedeutet, dass Windräder 10x so weit weg von Häusern sein müssen wie sie hoch sind. Bei einem 200m Windrad sind das 2km. Damit ist die Windkraft in Bayern faktisch tot.
Hier nun sein Statement auf Instagram dazu. Wie auch im Fall Augusta Intelligence sprachlich sehr geschickt, wie sie diese Geschichte zu spinnen versuchen.
Zunächst einmal: 4 unverfängliche Bilder von der Veranstaltung, die keinen Bezug zu den Vorwürfen haben (wichtig!)
(Analyse seines AI Statements vergangenes Jahr von @shengfui hier:)
„Wie soll das gehen: Autos, die mit Benzin betrieben werden, das wir weit weg fördern, verarbeiten & mit noch größeren Autos zu Stationen fahren, an denen es aus der Erde gepumpt wird. Diese Stationen bilden ein Netz so dicht, dass man um die Welt fahren kann?“
Niemals. Mein Pferd hingegen kann überall fressen. Das Auto wird sich nie durchsetzen.“
Heute: „Was die Ladeinfrastruktur von e-Autos angeht bin ich aber skeptisch, wie soll das funktionieren, wo sollen die Ladesäulen überhaupt stehen, wie kann die Batterie lang genug halten?“
Niemals. Meinen Diesel hingegen kann ich überall tanken. e-Autos werden sich nie durchsetzen.“
Lese gerade mehrfach “die CDU/CSU ist eben keine Programmpartei” als Entschuldigung für diesen Witz von einem Programm & vielleicht ist das ja das Problem, dass uns die Scheuers, Spahns, Seehofers, Klöckners, Karliczeks, Altmaiers in Bundesministerien beschert.
Im Kern ist das ein absichtlich unkonkretes Dokument, in dem auf 140 Seiten so getan wird, als gehe alles auf einmal: Steuergeschenke für Unternehmen, Steuersenkungen für alle, massive Investitionen und ein Klimaschutz, der sich quasi von selbst erledigt.
Schon interessant zu sehen, wie die konservative Online-Maschinerie gerade alles tut, um @TiloJung und @rezomusik als ungeeignete Gesprächspartner zu diskreditieren, um zu kaschieren, dass ihr Kandidat sich in ein für ihn möglicherweise schwierigeres Format schlicht nicht traut.
Natürlich kann man beide kritisieren (wie alle anderen potentiellen Gesprächspartner*innen auch, es gibt keine Neutralität, auch wenn Konservative das ständig suggerieren), aber ich kenne 1. kein journalistisches Format, in dem man so konsequent ausreden darf wie bei @JungNaiv
und Tilo Jung fasst keine seiner Gäste mit Samthandschuhen an. Nicht umsonst kursieren zahlreiche Videos von progressiven Politiker*innen bei Jung & Naiv. Konservative trauen sich eben seltener hin, vielleicht mal selbstkritisch fragen, warum das so ist.