Die Welt braucht mehr mRNA-Impfstoff! Jüngst startete die WHO ein Schulungszentrum in Südafrika: Hersteller aus aller Welt lernen hier, wie man mRNA-Impfstoff macht. WHO-Impfstoffforscher Martin Friede erklärt das Konzept – und wo Probleme anfangen… 1/26
„Wir haben Angebote von mindestens 12 Stellen erhalten, die bereit sind, ihre mRNA-Technologie mit der Welt zu teilen. Die Herausforderung ist: Keines dieser Angebote kam von Moderna oder Pfizer/BioNTech.“ 2/26
25 Hersteller möchten die Technologie erlernen und in den nächsten Jahren Entwicklung und Produktion von mRNA-Impfstoffen mit voranbringen. Sogar Drew Weissman, Miterfinder der von BioNTech und Moderna genutzten Technologie zur mRNA-Modifikation, unterstützt das Projekt. 3/26
Doch ohne ein Rezept von BioNTech oder Moderna kommt all das zu spät, um einen schnellen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie zu leisten. Die Impfstoffe müssen erst neu entwickelt werden und einen langwierigen neuen Zulassungsprozess durchmachen. 4/26
NGOs wie Ärzte ohne Grenzen und Public Citizenfordern von BioNTech und Moderna ihr Rezept dem Schulungszentrum zur Verfügung zu stellen. Für nur 8 Mrd. € könnten in einem Jahr 8 Mrd. zusätzliche BioNTech-Dosen hergestellt werden. 5/26
citizen.org/news/public-ci…
Beim Gipfeltreffen von Pharmaindustrie, Regierungsvertretern, WHO und WTO am 23. Juli wussten Pfizer/BioNTech und Moderna nichts zu sagen, warum sie sich nicht am Schulungszentrum beteiligen. Auch der Zeitung Politico verweigerten sie jeden Kommentar. 6/26
twn.my/title2/wto.inf…
Die Bundesregierung und die Pharmalobby behaupten, jetzt wäre es für Produktionsausbau eh zu spät. Nur noch ein Jahr warten, dann ist vielleicht sowieso genug Impfstoff da, um auch in ärmeren Ländern zumindest 60% der Bevölkerung zu impfen. 7/26
Die Erfahrung zeigt: Der einfache Produktionsprozess für mRNA-Impfstoffe erlaubt schnellen Aufbau zusätzlicher Anlagen. Lonza in der Schweiz hat ohne Erfahrung in der Impfstoffproduktion 4 Monate bis zum Produktionsstart für Moderna gebraucht. 8/26
Reiche Länder haben sich den Großteil der 3–4 Mrd. bis Jahresende produzierten Dosen reserviert und fangen jetzt schon wieder mit Drittimpfungen an – wegen nachlassender Wirkung und bald mit neuen Impfstoffen gegen Virusvarianten. Die Knappheit bleibt daher ein Problem. 9/26
Das Interesse an mRNA-Impfstoffproduktion ist groß: Anfang nächsten Jahres würden wir uns über jede zusätzliche Produktionsstätte freuen. Gerade einem ausreichenden Angebot an mRNA-Impfstoff könnte entscheidend sein, die Pandemie zu beenden. 10/26
Warum sehen WHO und Expert*innen in der mRNA-Technologie eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Pandemie? Drei Gründe: Die mRNA-Impfstoffe wirken besonders gut, bieten die besten Chancen für Produktionsausbau und haben eine Zukunftsperspektive auch gegen weitere Pandemien. 11/26
Thema Wirksamkeit: Viele ärmere Länder sind auf die Totimpfstoffe aus China angewiesen, die zwar auch gegen schwere Verläufe schützen, aber die Ausbreitung des Virus besonders schlecht verhindern. Nachhilfung mit mRNA kann helfen. 12/26
Auch Vektorimpfstoffe, AstraZeneca, J&J, wirkt gegen Infektion mit manchen Varianten sehr schlecht. Das Weltimpfprogramm COVAX und die Afrikanische Union haben bislang vor allem diese Impfstoffe erhalten. 13/26
Bei den Vektorimpfstoffen ist ungewiss, ob Booster-Impfungen wegen nachlassender Immunität oder wegen Mutationen überhaupt möglich sind. Der Körper könnte gegen die Adeno-Virusvektoren immun werden und so den Impfstoff abwehren, bevor er seine Wirkung entfaltet. 14/26
Insbesondere AstraZeneca hat sehr seltene, aber nicht zu vernachlässigende tödliche Nebenwirkungen, besonders für junge Frauen. Dies führt auch zu geringerer Impfbereitschaft – in Europa, aber auch in ärmeren Ländern, auch wenn kein anderer Impfstoff verfügbar ist. 15/26
Zusammenfassend: Die mRNA-Impfstoffe sind hochwirksam, nebenwirkungsarm und schnell an Mutationen anpassbar. Moderna meldet bereits Erfolge mit Kandidaten für eine Impfauffrischung speziell gegen die Delta-Variante. 16/26
cnbc.com/2021/08/05/mod…
mRNA-Technologietransfer ist auch deshalb so wichtig, weil gerade hier die Potentiale für den Produktionsausbau noch nicht ausgeschöpft sind. Moderna und BioNTech/Pfizer haben anders als AstraZeneca oder SinoVac kaum Lizenzen an Schwellenländer gegeben. 17/26
Der einfache Produktionsprozess ist mit geringen Kosten schnell aufbaubar. Weil er ohne Zellkulturen auskommt, benötigt er weniger Reinigungsschritte und Kontrollen, während AstraZeneca, J&J und Sputnik V immer wieder Ausfälle wegen Qualitätsmängeln vermelden. 18/26
Wegen des chemischen Herstellungsprozesses ohne Zellkulturen kommen auch mehr Hersteller etwa aus der chemischen Industrie infrage und es entsteht weniger Konkurrenz etwa mit der Herstellung von Grippeimpfstoffen. 19/26
mRNA-Impfstoffproduktion braucht geringere Sicherheitsvorkehrungen. Die sind gerade bei den aus lebenden Coronaviren hergestellten Totimpfstoffen eine Herausforderung. Die unter Unterdruck stehenden Fabriken mit bio-safety level 3 gibt es bisher nur in Indien und China. 20/26
Der Produktionsprozess benötigt nur relativ kleine Mengen, ist nicht zu teuer und auch kleinere Anlagen sind für eine dezentralee Produktion verwendbar. Auch in Europa könnten mehr Kapazitäten genutzt werden. 21/26
Zum Potential der mRNA-Technologie für die Zukunft: Ohne Veränderung der Produktionslinie lassen sich auch Impfstoffe gegen andere Krankheiten herstellen. Fast wie bei einem 3D-Drucker muss nur die Vorlage für den mRNA-Code ausgetauscht werden. 22/26
WHO-Impfstoffforscher Friede glaubt, dass es gegen die Viren, für die es schon Impfungen gibt, in Zukunft auch hochwirksame mRNA-Impfstoffe geben wird. Auf alle Weltregionen verteilte Produktion könnte massiv Versorgung mit Impfstoff gegen Grippe, Gelbfieber … verbessern. 23/26
Wir wissen nicht, welche Erfolge es noch geben wird, doch erste Studienerfolge von mRNA-Impfstoffen gegen Tuberkulose, Malaria, HIV und für maßgeschneiderte Krebstherapien machen Hoffnung. 24/26
Der Nutzen gegen verschiedene Krankheiten lässt erwarten, dass Produktionsstandorte auch nach der Pandemie rentabel sind und für künftige Pandemien bereitstehen. Der Aufbau kann mutationsbedingte Pandemieverlängerung verhindern und läge auch im Interesse reicher Länder. 25/26
Verbreitung und Entwicklung der mRNA-Technologie, gestützt durchs WHO-Schulungszentrum, kann ein großer Schritt für die Menschheit sein. Um die Pandemie schneller zu beenden, müssen wir aber auch BioNTech & Moderna dazu bringen, ihre Technologie zu teilen! 26/26

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4 Aug
Nach öffentlichem Druck stellt KMK gestern still und heimlich Zwischenberichte der Studie zur Infektionsgefahr in Schulen von Januar und März online.
Sammeln wir mal, wie Kultusminister*innen uns seit Januar über die Gefahr bewusst täuschen. #SchwereSchuld #GebtDieStudieFrei 1/
Schon der Bericht von Januar wies darauf hin: Schulschließung zählen zu den wirksamsten Maßnahmen gegen die Pandemie. Was machten die Minister*innen mit dieser seitdem in weiteren Studien bestätigten Erkenntnis?
Thread wird ggf. fortgesetzt, wir freuen uns über Ergänzungen. 2/
Der niedersächsische Kultusminister @gtonne (SPD) sah am 18. Februar keine Anhaltspunkte für „maßgebliche“ Weiterverbreitung des Virus in den Schulen. Na wenns nicht maßgeblich ist, dann gern weiter mit Infizierten in geschlossenen Räumen sitzen, was könnte schon schiefgehen? 3/
Read 9 tweets
4 Aug
Vorschlag: Für jede AstraZeneca-Dosis, die Deutschland an ärmere Länder spendet, um sie vor dem Müll zu retten, gibt es eine BioNTech-Dosis mit dazu. Kreuzimpfung erlaubt besten Schutz + keine Verschwendung von Dosen + Glaubwürdigkeit statt Impfung 2. Klasse. 1/4
Wen wunderts, wenn es auch in Ländern Zentralasiens oder Afrikas begründete Skepsis (seltene tödliche Nebenwirkungen, geringerer Schutz) gegen AstraZeneca gibt, während Europa & die USA den Impfstoff der eigenen Bevölkerung nicht zumuten? (Kongos Präsident z.B. verweigert AZ) 2/4
Jüngste Laborstudien weisen auf bessere oder gleich gute Wirkung der Kreuzimpfung im Vergleich mit 2× BioNTech und bessere Wirkung im Vergleich mit 2× AstraZeneca hin – sowohl bei Antikörpern als auch bei T-Zellen. 3/4
nature.com/articles/s4159…
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3 Aug
Deutschland will langsam anfangen, vergammelnde AstraZeneca-Dosen zu spenden, die den Deutschen nicht gut genug sind.
Soll das die einzige Antwort sein aufs Massensterben in Botswana, Tunesien, Burma, wo alte Menschen mangels Impfstoff dem Virus schutzlos ausgeliefert sind??? 1/4
Selbst noch die AstraZeneca-Spenden bekommt Deutschland nicht hin. Sie laufen viel zu langsam. In Baden-Württemberg sind soeben 4.000 Dosen im Müll gelandet. Der Bund plant mit bis zu zwei Monaten Verzögerung bis zur Verimpfung. @ChanasitJonas @TaskforceCorona 2/4
Größte logistische Anstrengung und Kreativität sind gefragt, damit rettende Impfdosen nicht im Müll landen (man denke an den Privatjet des zwischen Bangkok und München pendelnden thailändischen Königs, der ja auch einmal zu etwas nütze sein könnte). 3/4
Read 4 tweets
2 Aug
Delta ist schon 2× ansteckender und 2× tödlicher als der Wildtyp. Mit SARS-CoV-1 (Fallsterblichkeit 10%) und MERS (35%) kennen wir noch deutlich tödlichere Coronaviren.
Wird auch Covid-19 noch gefährlicher werden? Die Berater*innen der UK-Regierung diskutieren Szenarien: 1/16 Image
Szenario 1: Durch Punktmutationen oder durch Kombination verschiedener Varianten (z.B. hoch ansteckendes Delta und Immunisierung umgehendes Beta) entsteht ein Virus, das noch häufiger schwere oder tödliche Verläufe hervorruft. 2/16
assets.publishing.service.gov.uk/government/upl…
Das SAGE-Gremium sieht hierin eine realistische Möglichkeit. Zwar wäre es wahrscheinlich, dass bisherige Impfstoffe zu einem gewissen Grad weiter gegen schwere Verläufe schützen, doch auch Geimpfte würden wieder häufiger sterben. 3/16
Read 16 tweets
27 Jul
"Ebola nicht vergessen:
Massensterben in Afrika stoppen"
- ein Hilferuf aus Liberia:

"Während ich schreibe, hat in Afrika das Massensterben durch COVID-19 begonnen. Insgesamt haben nur 1,1 % der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen mind. 1 Impfung erhalten" (1/x)
"In meinem Heimatland Liberia liegt der Anteil der Menschen, die beide Dosen erhalten haben, bei nur 0,18 %. Zwischen dem 1.6. und dem 21.7. stieg die Zahl der gemeldeten Fälle in dem Land um 144%. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eine Unterzählung." (2/x)
"Die Krankheit verläuft hier tödlicher als anderswo: Die derzeitige Sterblichkeitsrate in Afrika liegt 18% über d. weltweiten Schnitt. Bei den Schwerstkranken ist die Rate noch höher. Etwa die Hälfte derjenigen, die in die Intensivstation eingeliefert werden, stirbt ..."(3/x)
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27 Jul
1/ Heute und morgen wird erneut die #Patentfreigabe in der Welthandelsorganisation verhandelt. Der Antrag ist 9 Monate alt. Wenn Deutschland jetzt weiter blockiert, ist eine Entscheidung wahrscheinlich erst wieder im September möglich. Diese Verzögerungstaktik kostet Leben!
2/ Oft vergessen: Bei der Patentaussetzung gehts nicht nur um Impfstoff. Schon im November hat Südafrika vorgelegt, welche Patente den Zugang zu Medikamenten, Beatmungsgeräten & Masken blockieren. Die Bundesregierung tut so, als wüsste sie von nichts.
docs.wto.org/dol2fe/Pages/S…
3/ Mit auf der Liste: Der IL-6 blockierende monoklonale Antikörper Tocilizumab, der vor drei Wochen als zweites Medikament überhaupt von der WHO gegen Covid-19 empfohlen wurde. Die Therapie reduziert das Risiko beatmet werden zu müssen um 28%.
who.int/news/item/06-0…
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