Im Zusammenhang mit dem perfiden Wunsch eines linken Journalisten nach mehr Abo-Kündigungen bei der @Welt wurde ich am Freitag von einer ÖRR-Journalistin belehrt, wie schlimm diese Zeitung und deren Redaktion seien.
In zwei Tweets bezeichnete die Journalistin @FrankaWelz die Journalistinnen und Journalisten der @Welt pauschal als »Demagogen« mit dem »Geschäftsmodell Flächenbrand«.
Zwei Beispiele, die für viele andere stehen: Die @WELT steht unter dem Beschuss von Leuten, die sie weder lesen noch kennen.
Ich möchte für @FrankaWelz und andere Gegner der WELT die heutige Ausgabe der @WELTAMSONNTAG und generell die @Welt ein wenig analysieren.
Die WELT-Gruppe, sehr geehrte @FrankaWelz, ist generell durch ein großes Maß an Binnenpluralismus gekennzeichnet. Es kommen Stimmen zu Wort, die es gemäß dem Vorurteil der WELT–Gegner niemals ins Blatt schaffen dürften: linke, sozialdemokratische, grüne, feministische Stimmen …
Eine feministische Stimme ist etwa @if_rebecca von @FrauenfFreiheit. Interviews und Streitgespräche werden auch mit Vertreterinnen und Vertretern der Linken und Grünen geführt. Der Gastbeitrag des sozialliberalen Charité-Personalrats @EichholtzAlex ist in der WELT erschienen.
Nicht nur heute (am 15.08.2021) ist das Motiv der Freiheit in der WamS an vielen Stellen direkt oder indirekt sichtbar: Am Bild eines jungen Volkspolizisten, der 1961 aus der DDR floh, in der Kolumne »Recht behalten« zur freien Meinungsäußerung usw.
Traditionell zieht sich durch viele Artikel und Kommentare der @Welt die Unterstützung für Israel, der Kampf gegen den Antisemitismus, die Aufklärung gegen die Leugnung des Holocaust.
Zum Thema Klima und Reaktion auf den Klimawandel: Ja, die WELT-Gruppe warnt vor Alarmismus, kritisiert die deutsche Energiewende und diskutiert Kernenergie. Aber ich lese keine »Klimaleugnung«. Die Kritik ist legitim. Kernenergie ist richtigerweise nicht Tabu, sondern Option.
In der heutigen Ausgabe lenkt @Axel_Bojanowski auf den Seiten 2/3 den Blick weit über die deutsche Debatte hinaus: Wie reagieren eigentlich andere Staaten auf den IPCC-Bericht? Andere Autorinnen und Autoren zeigen es beispielhaft für Brasilien, China, Nigeria usw.
Ein umfassender Beitrag mit Interview in einem eigenständigen Themenblock ist der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer zum bevorstehenden 100. Geburtstag gewidmet.
Natürlich werden im Politikteil die Grünen kritisiert. Aber Kritik an den Mächtigen zu üben ist ein Teil der Aufgabe aller Medien. Vor einigen Wochen wurde die CDU nicht geschont, als ein Auszug aus dem neuen Buch von @robinalexander_ vorgestellt wurde …
Was ich mit all diesen Beispielen sagen will: Die WELT-Gruppe ist ein Teil der pluralistischen deutschen Medienlandschaft. Niemand sollte sie diffamieren oder ihr den Schwund der Abo-Nachfrage wünschen.
Seien Sie bitte neugierig und unvoreingenommen, geben Sie der großen Bandbreite deutscher Medien mehr ökonomische Nachfrage und Chancen. Auch der WELT ;-)
Auch wenn dabei immer eingepreist ist, dass Medien Fehler machen und dass uns nie jeder Meinungsbeitrag gefallen kann.
Letzter Hinweis: Ich habe mit der WELT-Gruppe beruflich/wirtschaftlich keinerlei Kontakt, bin regelmäßiger Käufer der Papierausgaben, auch Nutzer der digitalen Ausgaben und Podcasts. Ich bin ein Freund des Medienpluralismus und möchte Vielfalt erhalten.
Nachdem mich die Journalistin @FrankaWelz sofort nach dem Zitieren ihrer Tweets geblockt hat: Die Zitate aus ihren Tweets können ggf. in einem privaten/geschützten Fenster oder in einem Browser ohne Twitter-Anmeldung gelesen werden.
Lassen Sie mich bitte noch zwei Dinge ergänzen, weil es im Thread »nur« um Politik ging.
Zum einen die Kooperation #FreeThemAll der WELT mit »Reporter ohne Grenzen«.
»Seit der @Welt-Korrespondent Deniz Yücel im Februar 2018 aus dem Gefängnis in der Türkei entlassen wurde, erinnert die Zeitung täglich in ihrer Rubrik #FreeThemAll daran, wie viele andere Journalistinnen und Journalisten weiter in Haft sind.«
Und zum anderen: In den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur, Sport gibt es natürlich ebenfalls lesenswerte Artikel. Mein Thread bezog sich aus guten Gründen zuerst auf das Feld der Politik, aber das wollte ich unbedingt noch sagen. Danke.
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Einleitung dramatisch: Alle Länder der Welt müssten jetzt und sofort gegen den Klimawandel handeln.
Dafür wird die Sendezeit wohl nicht reichen.
@Axel_Bojanowski wird als erster vorgestellt. Petra Pinzler, Bernhard Pötter und Alina Schadwinkel komplettieren die Runde.
@Axel_Bojanowski In der Eingangsrunde weist Axel Bojanowski auf den langsamen Anstieg des Meeresspiegels an. Auch die anderen drei Beteiligten beziehen sich auf die für sie wichtigen Teile des IPCC-Berichts.
In der heutigen @WeltAmSonntag befasst sich @ArndDiringer in »Recht behalten!« mit dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) zum Sperren von Nutzerkonten und zum Löschen von Äußerungen in sozialen Netzwerken.
Für mich neu und überraschend:
Das NetzDG schreibt schon seit Juni ein Gegenvorstellungsverfahren vor, in dem von Sperrung oder Löschung betroffene Nutzer ihre Argumente vorlegen können.
Prof. @ArndDiringer zitiert den Rechtswissenschaftler Prof. @PLiesching mit einer Präzisierung zum BGH-Urteil: Auch bei der Löschung von Konten muss es für Social-Media-User ein geordnetes Anhörungsverfahren geben
Kanzlerkandidatin Baerbock (Grüne) macht Energiepolitik:
»Wir haben Grundlast durch Biomasse und – das ist neu – das ist auch interessant für Start-Ups und Unternehmen, zum Beispiel Rechenzentren und große Supermärkte, die dann als Energieerzeuger(!) in den Markt reinkommen.«
»Wenn eine Kühlung bei einem riesengroßen Produzenten von minus 22 Grad in Zukunft dann dann auf minus 20 Grad runterkühlt, dann ist das Hühnchen immer noch kalt, aber wir können an der Grundlast das Netz stabilisieren.«
Das sind aber keine Energieerzeuger. Es sind Energieverbraucher, die ihren Verbrauch zeitweise etwas reduzieren.
In der @WELTAMSONNTAG erinnert man heute an die Reaktionen der SED-Propagandisten auf die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Und ich dachte: Das ist doch übertrieben.
Bis ich auf diese Petition aufmerksam gemacht wurde:
Dort tragen »diese Schauspieler/innen aktiv zur Spaltung und Entsolidarisierung der Gesellschaft bei, indem sie höchst verwerfliche sozialdarwinistische und nationalsozialistische Narrative adaptieren.«
Das ist nahe an den Faschismusvorwürfen der SED gegenüber Dissidenten …
… und den Medien des freien Westens. Aber es kommt noch besser. Die Initiatoren holen ihren inneren Stalinisten heraus:
»Die an dieser Aktion beteiligten Schauspieler/innen dürfen nicht durch den von uns allen finanzierten Rundfunkbeitrag für ihre "Haltung" belohnt werden.«
Nachdenken über die Schlagzeile »46% fordern härtere Corona-Maßnahmen«.
Stellen Sie sich vor, dass man Sie fragt: »Gehen Ihnen die ›Maßnahmen‹ zu weit, sind sie angemessen, gehen sie nicht weit genug?«
Rückfragen sind nicht erlaubt.
Würden Sie diese in sich geschlossene Frage beantworten und das Gespräch weiterführen? Ich könnte es nicht.
Was sind denn »Maßnahmen«?
Stärkung des Gesundheitswesens? Beschaffung und Verabreichung von Impfstoffen? Schnelltests, Masken, Hygiene, Abstands- und Anstandsregeln?
Oder: Die Schließung fast aller Kultureinrichtungen, Geschäfte, Gaststätten und Freizeiteinrichtungen? Die Ausgangssperre als neuer Normalfall? Gar das Verbot des einsamen Sitzens auf einer Bank im Freien?
Ein Gespenst geht um in den sozialen Netzwerken. Das Gespenst der freien Meinungsäußerung prominenter Personen aus dem Fernsehen.
Mit ihren künstlerischen Mitteln sagen sie satirische, ironische, sarkastische Dinge, die manche gut und andere schlecht finden.
Das muss so sein. Das soll so sein. Es sind Stimmen wie Ihre Stimme und meine Stimme. Es sind Menschen, die ähnliche oder andere Erfahrungen als wir gemacht haben.
Können wir bitte diesen Menschen zuhören oder nicht zuhören, ohne ihnen das Schlimmste zu unterstellen?
Sie dürfen mit ihren künstlerischen Mitteln und Werkzeugen eine Meinung äußern.
Das ist völlig unabhängig davon, ob sie als Schauspielerinnen und Schauspieler aus Fernsehbeiträgen, Tantiemen, Honoraren oder Subventionen bezahlt werden.