Oft kommt pro Sexwork das Argument, dass es ohne unsere Dienstleistung mehr Übergriffe und Vergewaltigungen gäbe.
Das finde ich grundfalsch.
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Erstmal sehe ich mich und meine Kolleg*innen nicht als legales "Ventil" für Triebtäter, sondern als Anbieter der Dienstleistung Sex auf Augenhöhe.
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Des weiteren sind die meisten unserer Kunden ganz normale Männer (gelegentlich auch w/d), die sich nicht auf die nächste Person im Park stürzen würden, wenn sie keinen Paysex bekämen.
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Dieses Argument ist herabsetzend, weil es uns auf eine Stufe mit einem Objekt stellt, welches man mal fix nebenbei benutzt. Und damit werden beide Seiten stigmatisiert.
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Die Dienstleister, da sie es ja letztlich nach dieser Logik mit jedem machen. Die Kunden, da sie es nötig haben, diese Dienste zu nutzen, um sich nicht im Park hinters Gebüsch legen zu müssen.
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Der Klientel, die für Übergriffe in den Kriminalstatistiken verantwortlich ist, geht es eher nicht um Sex. Sie wollen Macht ausüben, mit Erniedrigung und Gewalt. Dienstleistungen auf Augenhöhe suchen sie nicht.
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Kunden mit solchen Wünschen werden im Normalfall auch abgelehnt.
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Daher: Es gibt sehr viele gute Argumente pro Sexwork. Dieses ist keins, sondern beleidigt Anbieter und Kunden. Ich würde euch bitten, es nicht mehr zu verwenden.
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2/14
Geht mal nicht um mich, nicht ums Sexwork, nicht um was aktuelles. Einfach mal ein Blick in die Vergangenheit. Man denkt ja immer, so übel wie jetzt waren Medien und Internet noch nie. Aber auch die Zeit vor dem Internet konnte sehr abscheulich sein.
3/14
Ich bin vor einigen Tagen durch Zufall und Zappen in der Wikipedia auf einen Fall gestoßen, der es wirklich in sich hatte, vor allem wenn man da unvorbereitet nach Einträgen über die Geschichte der englischen Eisenbahn oder des Hutes landet.
Mein Outing im persönlichen Umfeld habe ich ja soweit abgeschlossen. Ich ziehe mal Bilanz.
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2/14
Zuerst habe ich meine beste Freundin eingeweiht und das lief unspektakulär ab. Nicht, dass sie es schulterzuckend zur Kenntnis genommen hätte, aber mehr als ein paar interessierte Fragen und Sorgen um meine Sicherheit waren da nicht.
3/14
Später, im Freundeskreis war das nicht ganz so. Zwar kamen die meisten auch gut klar damit, aber eben nicht alle. Zwei brachen den Kontakt mehr oder weniger ab, interessanterweise die, bei denen ich es nicht erwartet hatte.
Stellt euch noch mal vor, es ist kein Corona, ich bin wieder die Vanessa, hab einen Freund und ein kleines Kind und ich möchte ins Sexwork einsteigen. Diesmal in einem Land mit „nordischem Modell“. 1/14
2/14
Ich bin gesetzestreu und das ist erstmal einfacher als in Deutschland, denn anmelden muss ich mich nicht. Sex verkaufen darf ich, blöd ist nur, dass es für den Kunden strafbar ist, das Angebot anzunehmen.
3/14
Aber ist ja sein Problem, denke ich mir und Nachfrage gibt es ja immer. Also, dann kanns losgehen. Wieder fragt sich, wo und wie. Ein Bordell? Nein, gibt es nicht legal, das fällt ja unter das Verbot.
Stellt euch mal vor, es ist kein Corona, ich bin jetzt die Vanessa, hab einen Freund und ein kleines Kind und ich möchte ins Sexwork einsteigen. Okay? Gut. 1/15
2/15
Ich halte mich an die Gesetze, deshalb besorg ich mir erstmal einen Termin auf dem Amt. Dort gibt es zwei Gespräche, bei denen ich allein erscheinen muss, mein Freund darf nicht mit.
3/15
Im ersten geht es darum, ob ich es freiwillig mache, ob ich weiß was mich so erwartet und welche Rechte und Pflichten so bestehen. Wenn ich Glück habe, ist der Mitarbeiter kompetent, mit Pech wurde er vom Chef dazu verdonnert und hat wenig Bock darauf.
Ich will mal noch was zum Thema #lovemobil sagen. Wer es nicht mitbekommen hat, das ist eine Doku, in der Prostituierte im Wohnwagen porträtiert und begleitet werden und die vor allem von Abolis gern empfohlen wurde. 1/15
2/15
War halt alles drin, Elend, unangenehme Freier, Zuhälterin, Osteuropa und Afrika... Die Doku wurde mehrfach ausgezeichnet und gerade für den Grimmepreis nominiert. Dummerweise waren die Mitwirkenden aber großteils Darsteller und sehr vieles inszeniert.
3/15
Wenn sich bei RTL2 eine vermeintliche Doku als scripted reality herausstellt, dann wundert man sich kaum. Aber wenn wie hier der NDR dahintersteht, dann schon. Das stört mich mit am meisten, denn das ist manipulativ. Als gäbe es nicht schon genug Klischees über uns.