Der neue industrielle Schub zur Absicherung a) der Kapitalverwertung und b) der dafür nötigen Naturressourcen inklusive Recyclingstoffe wird auf einen
»Mikroöko Census« hinauslaufen. Das industrielle Kapital hat bereits, oder entwickelt seit der kybernetischen Revolution die
Mittel (Medien und Regulations- und Steuersysteme) dafür.
Die Abbildung (Copyright VW IAA 2021, Ausschnitt, sw) verdeutlicht das "holistische" und tatsächlich weltumspannende Vorhaben, das unausweichlich, nur in anderer Form, wird, will "man" Konsumtion und Produktion jenseits fantastischer Prosumentenideologie rückkoppeln.
Die Rückkopplung und Berechnung (Bilanzierung, Extrapolation, Echtzeit) auch kleinster Teile, bis hin zu quasi unsichtbarer Emission, wird zwingend, wenn "Klimabilanzen" in der Produktion, die Mehrwertabschöpfung auf Basis lebendiger (menschlicher) Arbeit stofflich nachhaltig
situieren sollen.
Die Konsistenz einer einheitlichen industriellen Plattform (VW) ist kein Scifi mehr, war es genaugenommen nie. Denn Science Fiction kommt gewissermaßen wie die Extrapolation der Extrapolation. Das zeitigt Futurismen, die Elektroindustrie als Ganze und eben nicht nur das Auto, und
halb-ludditische Bewegungen (Ende Gelände u.a.) und antifaschistische Proteste (gegen die Automobilausstellung). Industrie als Kapital hat ungeschlossen, i.e. in gegenseitiger Konkurrenz und nicht "Wettbewerb", im ökonomischen "Krieg", immer Interesse an Profiten, die nie
nur kurzfristig sind. Der Vergleich des aktuellen Nachhaltigkeitsmodells mit dem eines von Carlowitz geht fehl. Carlowitz handelte als Mitglied einer absolutistisch höfischen Intelligenzija noch weit vor einem in Mitteleuropa bzw. Deutschland durchgesetzten Kapitalverhältnis.
Seine aus Sicht im Diskurs der utopisch/dystopischen Scifi von ihm verfasste "Nicht-Science Fiction" meinte eine wörtlich hausherrische Naturbehandlung. An dieser, und wohl nur an dieser Stelle, deckt sich seine _Sylvicultura oeconomica_ und "Haußwirthlich"-keit mit Plänen der
industriellen Kapitalien. Ökonomie und Ökologie sind carlowitzisch ähnlich der Formel Spinozas ("Gott oder Natur, das ist dasselbe") mit einem inklusiven _oder_ Ökonomie oder Ökologie.
Theoretisierte von Carlowitz hauswirtschaftlich, ökologisch oder (= und) ökonomisch, um vorkapitalistisch die Pfründe Sachsens zu sichern, projektiert Industriekapital sylvikulturell, um Zukünfte der Ressourcenausbeutung privat-kreislaufwirtschaftlich zu sichern.
Sie betreibt eine negative (weil asoziale) Vergesellschaftung und muss dies auch im futur, da nur so überhaupt Mehrwert, der zu Profit werden kann, enteignet werden kann bzw. anders: Die unbezahlte Ware Arbeitskraft und die preislose Natur ermöglichen Profit. Jeder künstliche
Preia für Natur(ressourcen) muss daher sozial umgelegt werden oder wieder eingepreist werden.
Alle faux frais, alle Betriebskosten, die Profit schmälern müssen entweder aus der produzierenden Industrie ausgelagert werden oder in engmaschigen Verwertungssystemen aufgefangen werden.
Volkswagen im Speziellen wird seine Wertrealisierung, die schon immer identifikatorisch in Milieus stattfand in die Plattform verwandeln, die eine technologische Bindung des Warenkäufers nie wieder fixes Endprodukt kaufen lässt. Alle Updates und jeder umweltschützende Kostenpunkt
werden Datamining und Sozialstrukturierung, sagen wir technopolitisch erfordern über das Phantasma des individuellen Individuums hinaus.
Die Cloud-Metapher wird auch im Konjunktiv alternativer Produktionsweise virulent. Keine Maschenweite würde hochrechenbar messbare Ergebnisse liefern ohne Messung, Aufzeichnung, Kalkulation in sylviökologisch oder -nomischen Gesamtplan und seiner Schemen.
Clouds sind im Mikrobereich gemascht. Teilmengen werden aus großen Figurationen erhoben und wieder zusammengesetzt, profiliert, modelliert. Appelle, die darauf abzielen, die diversifizierte Gesellschaft möge einen pro-klimatischen Gesellschaftsvertrag erarbeiten, eine Bewegung,
die alternatives Haushalten anmahnt, müsste sich zu dieser Technologie, die ebenso soziale Technik darstellt, verhalten, ohne sie in eine post-industrielle zu biegen.
Hier beginnt das politische Moment, welches von der Kapitalseite längst ergriffen worden ist. Der metabolische Riss, die Kluft zwischen Produktions-/Konsumtionsweise und dem ressourcengebundenen Zusammenhang im "Ganzen" der Verstoffwechselung läuft auf die Produktionsweise als
Frage hinaus. Beschränkt auf die Antwort der nachhaltigen Ware in der gesellschaftlichen "Transformation" vernachlässigt tödlich den wahrscheinlichen Verschub der Effekte der synthetischen Stoffe, verengt auf erneuerbare Energien ohne deren Konsequenzen des Abbaus an anderem
Platz und vernachlässigt das Gewaltmonopol, das kulturell (cultura als Habitus und Moral, statt als materialistisches Verhälrnis) nicht erklärt werden kann. Kapital kämpft, politisch, um seine Herrschaft, und das mit allen Mitteln.
Matze Schmidt
Wir publizieren in Serie _Ökoscifi_ von Matze Schmidt, erste Skizzen, Abteilungen und Überlegungen.

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14 Sep
(Notiz und link aus der Pause:) "Die Produktivkraft der Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter anderen durch den Durchschnittsgrad des Geschickes der Arbeiter, die Entwicklungsstufe der Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit,
die gesellschaftliche Kombination des Produktionsprozesses, den Umfang und die Wirkungsfähigkeit der Produktionsmittel, und durch Naturverhältnisse". Und weiter: "Wie die geschichtlich entwickelten gesellschaftlichen, so erscheinen die naturbedingten Produktivkräfte der Arbeit
als Produktivkräfte des Kapitals". "Naturelemente, die in die Produktion als Agentien eingehen ohne zu kosten, welche Rolle sie immer in der Produktion spielen mögen, gehen nicht als Bestandteil des Kapitals in sie ein, sondern als Gratisnaturproduktivkräfte des Kapitals, d. h.
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10 Sep
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10 Sep
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8 Sep
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