Thread by @zineworkshop

Der Fernsehfilm _Geliefert_[1] vermag #Lieferketten und ihre Glieder nicht zu zeigen, weil er Einen zeigt.
[1] Arte, in der Mediathek noch bis 25.09.2021

Kalkulierte Folge der Agenda 2010 (Regierung SPD und Grüne 1998-2005) ist ein Niedriglohnsektor und mehr, ein absenkender allgemeiner Lohndruck, der "Ungelernte" in körperlich und psychisch schwerste Dienstleistungen mit hohem Verschleiß presste. Jan Fehses Weinstück inszeniert

zwar "berührend" (arte), wie Reproduktionskonten gefälscht werden können, wie man dem Staat zufallendes Geld aufs eigene Konto umleitet, wie trotz Kündigungsangst und Reproduktionsstress, Drogen und Beziehungsverlust die Zuneigung wiedergefunden werden kann. Assoziation

läuft aber bestenfalls in der zerbrochenen Kleinfamilie und im Sportverein, für die gestorbene alte Frau, die Abzahlung von Mietschulden, die Kompensation der Einsamkeit. Diebstahl zum Überleben wird am Mann an sich selbst gesühnt, abgesegnet von der liebenden Ex. Die Moral, kein

Arschloch zu werden wird in der Schuld, Eigentum verletzt zu haben zum Porträt des von der Versuchung freizusprechenden kleinen Mannes.

Wie er Gebote kreativ umgeht, nicht kapituliert, der Gewerkschaftsrechtanwalt Tips gibt. Das Politische bleibt privat. Der Film ist eine subtile Zurückweisung der Arbeitskämpfe bei Amazon, DHL, Lieferdiensten. Der er bietet das Engagement, den fleissigen Verkannten, nur

ganz im Stillen gelobten Arbeiter-Helden, den Vergessenen in seiner Misere, die er dann doch Händchen haltend meistert. Die

Sozialologie (Strukturanalyse der Gesellschaft mit psychologisch-kulturalistischen sowie schichtensoziologischen Stichworten wie "regressive Moderne, Prekariat) würde diesen Typus des Deklassierten bestätigen. An ihm kann sie ihr Sozialstaatsdenken beweisen und akademisch

die kapitalistische Demokratie korrigieren.

Yelena Simc

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