Thread by @mobilsicher

"Dürfen die das? Ist das nicht irgendwie verboten, ist das tatsächlich erlaubt?"
Das fragt ihr uns immer mal wieder, wenn wir eine #Datenschleuder-App an den Online-Pranger gestellt haben. Antwort: Für uns spielt es gar keine große Rolle, ob die das dürfen. Ein Thread.🧵⬇️1/15

Wenn wir die #Privatsphäre-Freundlichkeit einer App bewerten, steht am Anfang immer die Frage: Was ist für euch als Nutzer*innen das erwünschte und erwartbare Verhalten einer App – und wie nah kommt die App diesem Verhalten? 2/15

Daraus folgen Grundsätze wie:
-Eine Gesundheits-App muss vorsichtiger mit Daten umgehen, die euch identifizieren, als eine Spritpreis-App.
oder
-Eure Adresse sollte nur abgefragt werden, wenn der Anbieter euch etwas zuschicken oder die App euch nach Hause navigieren soll. 3/15

Egal, welche Daten über euch erhoben werden: In den meisten Fällen habt ihr dazu vorher auf die eine oder andere Weise eingewilligt. Durch das Wegklicken eines Cookie-Banners, indem ihr den Standortzugriff erlaubt – oder, indem ihr schlicht eure Kontaktdaten eingegeben habt. 4/15

Was ihr schwer ahnen könnt, ist, wer diese Daten außer dem App-Anbieter noch bekommt. In den Datenschutzerklärungen sind Drittanbieter nicht immer mit Namen aufgeführt. Meist heißt es nur, man arbeite mit „Partnern“ zusammen, um euch „das beste App-Erlebnis zu ermöglichen“. 5/15

So sah das jetzt zum Beispiel bei den Liefer-Apps von #Gorillas, #Flink, #foodpanda & Co. aus: Keine einzige der eingebundenen Marketing- und Analysefirmen war in den Datenschutzerklärungen zu finden – vom Datenverkehr ganz zu schweigen: mobilsicher.de/ratgeber/apps-… 6/15

An solchen Stellen setzen dann so tolle und wichtige Organisationen wie @NOYBeu an. Sie verklagen vor allem Riesenkonzerne wie #Facebook und #Google auf Basis der #DSGVO - mit dem Ziel, durch Gerichtsurteile langfristige gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. 7/15

Die Gerichtsprozesse von @NOYBeu & Co. dauern Jahre. Das Modell der Einwilligung durch den*die Nutzer*in ist ein zentraler Baustein der #DSGVO - dass eine Einwilligung wegen intransparenter Nutzungsbedingungen unwirksam war, ist schwer zu belegen. noyb.eu/de/stellungnah… 8/15

Wir sind überzeugt: Das #DSGVO-Modell der Einwilligung ist gescheitert. Nutzer*innen werden so lange mit Einwilligungsanfragen bombardiert, bis sie ohnehin alles abnicken. Die ursprünglich beabsichtigte Warnwirkung ist damit nicht mehr gegeben. zeit.de/digital/datens… 9/15

Niemandem kann zudem ernsthaft vermittelt werden, dass er*sie bei jedem weggeklickten Hinweisfenster davon ausgehen muss, dass seine*ihre Bewegungsprofile bspw. bei einem TV-Sender landen können, der so seinen*ihren Alltag bis ins Detail nachzeichnen kann. 10/15

Dass aber genau das passiert, zeigten vor kurzem Recherchen des dänischen TV-Senders @tv2newsdk am Beispiel des Datenhändlers #HuqIndustries: mobilsicher.de/aktuelles/das-… 11/15

Aktuell beobachten wir folgende Tendenz: Apps und Online-Dienste holen sich so viele Daten wie möglich, während sie im digitalen Alltag auf Gewöhnungseffekte hoffen o. schlicht davon ausgehen, dass Nutzer*innen zu genervt sind, um sich noch mit Datenschutz zu beschäftigen. 12/15

Deshalb ist unser Ansatz: So viel wie möglich sichtbar machen! Damit wir alle im Blick behalten können, wohin die Reise geht. Und natürlich, damit ihr Apps nutzen könnt, die eure #Privatsphäre respektieren. 13/15

Das soll hier übrigens kein DSGVO-Bashing sein. Die #DSGVO ist eine Errungenschaft. Sie ist noch nicht perfekt, aber als Ergebnis eines gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses ein guter Anfang. Aber da geht noch mehr! 14/15

Also: Weitermachen, Anbieter nerven, mit Freund*innen drüber reden, #Datenschutz als Thema mit in den digitalen Alltag nehmen. Man sieht ja: So staubig, wie man immer denkt, ist das Thema gar nicht. 15/15