🇦🇹 übersetzt: Vertraute von Kanzler Kurz sollen zu dessen Zeit als Außenminister 1) Umfragen aus öffentlichen Geldern bezahlt haben, mittels denen 2) Kurz als neue Nr 1 gepusht worden sei und die 3) als Gegengeschäft für Inserate breit in einem Boulevardmedium gepusht worden sein
Gegen Kurz und Finanzminister Blümel laufen außerdem Verfahren wegen Bestechung, Bestechlichkeit und Untreue: dabei geht es im Kern um den Vorwurf, ein Unternehmer habe eine Spende gegen Kurz‘ Intervention in Italien für Steuerbegünstigungen angeboten. Daneben sind im Zuge der
Ermittlungen zur Ibiza-Affäre der FPÖ zahlreiche Dokumente aufgetaucht, die ausufernden Postenschacher für Parteifreunde und fragwürdige Parteispenden unter Umgehung der öffentlichen Berichtspflicht über parteinahe Vereine nahe legen. Oder knapper: über Spenden sollen sich Kurz
und Co das Kanzleramt erkauft, die gesetzliche Wahlkampfkostenhöchstgrenze und die Berichtspflicht umgangen und im Sinne einiger der finanzkräftigsten Spender Gesetze entworfen haben. Erinnert sei hier an den ÖVP-Großspender Pierer, der zunächst eine Verschlechterung der
Arbeitszeitgrenzen für Angestellte öffentlich verlangt und dann an Kurz gespendet habe, kurz bevor dessen Regierung die Arbeitszeitgrenzen für ArbeitnehmerInnen verschlechtert habe. Jetzt liegen diese möglichen Straffälle dank Sicherstellung der Kommunikationsmittel offen und es
liegt für alle, die 1+1 zusammenzählen können und den Bericht der KorruptionsstaatsanwältInnen sinnerfassend lesen können, klar da, wer der Hintermann und Profiteur all dieser mutmaßlich illegalen Aktivitäten war: der Kanzler selbst. Die Summe an Vorwürfen und die aktuelle
Umfragen-Inseraten-Steuergeldmissbrauchscausa führt dazu, dass der Druck zu hoch ist, als dass sich die Kurz sonst anpassenden anderen Parlamentsfraktionen noch länger in Zurückhaltung üben und dem Kanzler als aktuellem oder möglicher nächster Koalitionspartner die Mauer machen.
Der grüne Koalitionspartner samt Bundespräsidenten ist Dreh- und Angelpunkt der Frage, ob Kurz bleiben kann oder ob er zum zweiten Mal vom Parlament abgewählt wird. Kurz Taktik ist klar: er inszeniert sich im Stil eines Trump und Berlusconi als Justizopfer: in der Hoffnung, damit
für Neuwahlen eine gute Geschichte zu erzählen zu haben. Die anderen Parlamentsfraktionen könnten Kurz ganz einfach enttarnen und entlassen. Die mediale Welle geht gerade inkl den eigentlichen konservativen Haus- und Hofmedien der ÖVP gegen Kurz. Bis zum am Dienstag erfolgenden
Misstrauenssantrag in einer Sondersitzung des Parlaments gibt es öffentlich jedes Verständnis für eine Regierung ohne Kurz oder ohne die ÖVP. Die versucht da mittels der Unschuldsvermutung eine juristische Verantwortung zu konstruieren, um die es aber eigentlich nicht geht: statt
dessen steht die politische Verantwortung zur Diskussion. Und bis zu den Kurz-Groupies wissen alle, dass es kaum ein Land geben würde, in dem ein Regierungschef mehrere gegen ihn als Amtsträger laufende Verfahren, politisch durchstehen könnte.

Also was tun: eine Übergangs-
Regierung aus den vier anderen Fraktionen unter Führung einer vom Präsidenten ernannten Bundeskanzlerin würde die Kurz-Partie von der Macht entfernen: das ist angesichts der Gefahr, die von Kurz&Co für Justiz und Rechtsstaat bedeutet, ein Rettungsanker für Demokratie und für die
Gewaltenteilung in 🇦🇹. Und dann ginge es bei Neuwahlen binnen eines Jahres darum, die Mehrheit von Ibiza-FPÖ
und Ibiza2-ÖVP zu brechen. Das ist seit den 70ern nicht mehr gelungen: jetzt wäre die genau richtige Zeit dafür.

Was es braucht: nach der Abwahl Kurz eine prononcierte
Politik, die die Frage nach oben und unten fair stellt, die beweisen kann, dass die Rettung des Rechtsstaats Vorrang vor allem anderen hat und die gemeinsam Regeln einzieht, die einen fairen und gesetzeskonformen Wahlablauf bei der 2022 kommenden Neuwahl garantiert. Ja und dann
wird’s jedenfalls knapp zwischen Schwarz-blau und den anderen um die Mehrheit. Aber man muss den BürgerInnen Macht geben, in Kenntnis aller Fakten richtig zu entscheiden. Eine Mehrheit gegen Schwarzblau war nie wahrscheinlicher wie jetzt. Lasst uns das jetzt tun. Bevor die Truppe
diesen Wahnsinn politisch überlebt und damit die Legitimation abholt, noch Ärgeres zu tun. 🇦🇹
Pls unroll @threadreaderapp
Die Inseraten-Vorwürfe gg Kurz&Co: orf.at/stories/323147…

Italien-Connection: derstandard.at/story/20001268…

Wahlkampfkosten: m.faz.net/aktuell/politi…

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8 Oct
🇦🇹 Ich weiß nicht, was Kurz erzählen will, das die Geschichte noch ändert. Heute nicht, in 1 Woche nicht, in 1 Jahr nicht. Er hat zu besten Zeiten knapp unter 40% gehabt, davon ist er Lichtjahre entfernt. Zwei Drittel der Bevölkerung lehnen in aus unterschiedlichen Gründen meist
sehr vehement ab. In den anderen Parteien sind er und seine Partie verhasst - das Land bekommt in diesen Tagen tiefe Einsichten, warum das so ist. Die persönlichen An- und Untergriffe, die Falschheit und Hinterlistigkeit, das auf den eigenen Parteifreund Mitterlehner letztklassig
losgehen - das alles geht nicht weg. Kurz kann die ÖVP-Kernstimmen sicher über ein halbes Jahr halten, aber das sind wahrscheinlich keine 30%. Er ist moralisch, politisch und strategisch Galaxien weit weg von einer neuerlichen Kanzlerschaft. Und da reden wir noch gar nicht davon
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7 Oct
(Thread) Wie Kurz gehen kann

2022 findet keine überregionale Wahl in Österreich statt, außer die Bundespräsidentenwahl. Die nächsten regulären Wahlen sind im Frühjahr 2023 die Landtagswahlen in Tirol und in NÖ. Kein einziges ÖVP-Mandat ist in den nächsten 500 Tagen
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6 Oct
Das ist ein Gespräch, das ein Kabinettsmitarbeiter mit einem IPO-Redakteur führt, in einem Kaffeehaus. Und dann leise. Dass das der Kanzler in der #zib2 vor 500.000 Menschen machen muss, beschädigt das Amt. Er muss weg. Es ist Zeit.
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