Sehr geehrter Herr @SHomburg, vielen Dank für Ihren Versuch, die Übersterblichkeit durch Covid-19 in der Altersgruppe der Über-80-jährigens darzustellen.
Leider ist die von Ihnen gewählte Sterberate als Mass hierfür nur sehr bedingt geeignet, da sie zum einen in der (1/12)
betrachteten Altersgruppe relativ hoch ist und zudem ab 80 Jahren dramatisch zunimmt.
Diese Betrachtung einer hohen Sterberate einer inhomogenen Gruppe, in der zudem der Anteil der sehr Alten mit besonders hoher Sterberate in Deutschland zunimmt, ist daher statistischen (2/n)
Schwankungen unterworfen, die nicht intuitiv erfassbar sind.
Außerdem besteht bei der Betrachtung der Sterberate die Gefahr, die Übersterblichkeit zu unterschätzen, da kleine Veränderungen in einer Rate zu großen Veränderungen in absoluten Zahlen führen. (So würde z.B. bei (3/n)
einem Ansteigen einer konstanten Sterberate von 10% auf 11% die verbleibende Lebenserwartung von 6,6 auf 5,9 Jahre, also um ganze 8 Monate oder 10,6% sinken!)
Das vielleicht größte Risiko in Ihrer Darstellung ist aber sicher das Übersehen des langjährigen Trands einer (4/n)
steigenden Lebenserwartung: Eine Nicht-Abnahme der Sterberate entspricht daher schon einer über der Erwartung liegenden Sterblichkeit, also einer Übersterblichkeit.
Unsere Grafikabteilung hat einmal versucht, ihre Abbildung durch Einzeichnen einer linearen Trendlinie, (5/n)
basierend auf den Daten 2015-19, und Einfärben der darüber liegenden Bereiche für das Grippejahr 2018 und das Covid-Jahr 2020 anschaulicher zu gestalten. Wie Sie unschwer erkennen dürften, wird hierdurch die deutliche Übersterblichkeit in diesen Jahren gut sichtbar und auch (6/n)
der größere Effekt 2020.
Natürlich wäre eine Betrachtung des noch längeren Trends noch aussagekräftiger, allerdings müsste man dann auch die steigende Komponente der Sterberate durch Zunahme des Anteils sehr alter Menschen in der von Ihnen betrachteten Altersgruppe stärker (7/n)
berücksichtigen. Besser wäre auf jeden Fall eine Betrachtung kleinerer Altersintervalle (z.B. 80-85, 86-90 oder sogar einzelner Jahrgänge).
Natürlich ist uns auch bewusst, dass Sie mit einer eingeschränkten Datenlage arbeiten mussten, da 2/3 der Covid-19-Todesfälle erst im (8/n)
Jahr 2021 auftraten, für das natürlich noch keine vollständigen Daten vorliegen. Die 2020er-Übersterblichkeit müsste für einen korrekten Vergleich mit der Grippewelle 2017/18 daher eher mit der nur leichten Übersterblichkeit 2017 verglichen werden, aber das ist Ihnen sicher (9/n)
bewusst - um die Dramatik der Situation seriös an Laien zu vermitteln, sollte dieser Punkt aber unbedingt kommuniziert werden.
Ein letzter Rat: Sie können Diagramme aus Excel direkt anwählen und per "Strg+C" als Grafik in den Arbeitsspeicher übernehmen und dann auch in (10/n)
Tweets einfügen. Nicht nur spart Ihnen das etwas Arbeit, auch solche unschönen typischen Screenshotfehler wie das beim Mouse-Over eingeblendete "Diagrammtitel" mitzunehmen, lassen sich so vermeiden.
Das mögen jetzt viele Hinweise auf einmal sein, aber bitte lassen Sie sich (11/n)
nicht unterkriegen - aller Anfang ist schwer und weder die Darstellung statistischer Daten, noch das Erstellen von guten Abbildungen fallen einem in den Schoß!
Mäuschen Out 🐭 (12/12)
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Stichwort #Multiplex-PCR - die CDC empfiehlt inzwischen "The CDC Influenza SARS-CoV-2 (Flu SC2) Multiplex Assay is a real-time reverse-transcription polymerase chain reaction (RT-PCR) test that detects and differentiates RNA from SARS-CoV-2, influenza A virus, and (1/7)
influenza B virus in upper or lower respiratory specimens." - und manche lesen das als "Eingeständnis", dass die bisherige Corona-PCR das Virus nicht von Influenza unterscheiden könne. Das ist aber ein Mißverständnis (bei manchen wohl auch böswillige (2/7) cdc.gov/coronavirus/20…
Täuschung.
Eine Multiplex-PCR ist im Prinzip nicht anderes, als eine Reaktion, in der mehrere PCRs gleichzeitig ablaufen. Durch verschiedenfarbig fluoreszierende Sonden kann man am Ende immernoch die verschiedenen Produkte auseinanderhalten und so (3/7) de.wikipedia.org/wiki/Multiplex…
Astra Zeneca mit einer neuen Pressemitteilung zu AZD7442: Anscheinend reduziert der Mix aus zwei monoklonalen Antikörpern (gewonnen ursprünglich aus Serum von Covid-Genesenen) früh nach Symptomeinsatz gegeben das Risiko eines schweren Verlaufs oder (1/5)
Todes deutlich. Die Antikörper sind so modifiziert, dass sie lange stabil bleiben und schlechter an Körperzellen binden, was ADE (antibody-dependend enhancement) verhindern soll. Tests, ob das Präparat auch bei bereits vorhandenen schweren Symptomen hilft, laufen noch. (2/5)
Im Prinzip ist das eine Form der passiven Immunisierung, hier angewandt als Postexpositionsprophylaxe und damit vor allem für Risikopatienten interessant, auch da monoklonale Antikörper meist nicht ohne weiteres günstig in großen Mengen hergestellt werden können (auch wenn (3/5)
Nein, es können sich eben nicht einfach "alle, die das wollen impfen lassen" und damit ist es gut...
Es gibt Kinder
Es gibt Menschen mit unschönen Reaktionen auf Impfstoffe
Es gibt Menschen mit Vorerkrankungen, die keinen impfenden Arzt finden
Es gibt Menschen, die sich aus (1/8)
sozialem Druck nicht Impfen lassen oder Ängste (egal wie rational) nicht überwinden können
Es ist auch egal, ob das relativ gesehen "ein paar wenige" sind. Am Ende sind es eine Menge Menschen und jede und jeder Einzelne davon ist wertvoll!
Ich persönlich kann mich geimpft (2/8)
relativ sicher fühlen und mir ein paar mehr Freiheiten erlauben - und ja, das braucht unsere Gesellschaft zum Funktionieren sogar - ABER vorbei ist es, wenn es für ALLE vorbei ist - wenn wir so viel wie möglich geimpft haben, die Inzidenzen so weit wie möglich nach unten (3/8)
Ein Kinderimpfstoff gegen Malaria wurde heute von der WHO empfohlen. Das ist groß, vielleicht im weltweiten Bild sogar wichtiger als die SARS-CoV-2-Impfkampagne. Bei breiter Anwendung könnte das jedes Jahr Millionen Erkrankungen und zehntausende (1/3)
Todesfälle in Afrika verhindern. Es handelt sich um einen "klassischen" Proteinimpfstoff - und nicht nur den ersten vielversprechenden Malariaimpfstoff, sondern den ersten erfolgreichen Impfstoff gegen einen eukaryotischen Parasiten, also einen (2/3)
mit Kern überhaupt - das macht das zu einem Durchbruch in der Impfstoffentwicklung über Malaria hinaus, denn damit steigt auch die Hoffnung bei anderen Parasiten irgendwann effektive Immunantworten per Vakzin auslösen zu können. (3/3)
Stefan Homburg möchte unsere Großeltern beruhigen, indem er aufzeigt, dass 2020 gar nicht auffällig viele über 80-jährige gestorben sein. Nur dank sich verändernder Lebenserwartung und sehr stark variierender Sterberaten in der Gruppe über 80 (über 85-jährige haben eine (1/5)
etwa doppelt so hohe Sterberate wie 80-jährige!), ist ein so trivialer Vergleich gar nicht aussagekräftig (Simpsonparadox für die Statistiker unter Euch)!
Was man alles beachten müsste hat @JohnTal6 hier schon einmal schön zusammengefasst. (2/5)
Ich hatte gerade ein größeres Excelfile vorbereitet, um zu zeigen, dass die Gruppe 85+ mit hohen und nicht auffällig erhöhten Sterberaten den Vergleich ziemlich verzerrt und in den anderen Altersgruppen sehr wohl eine im Trend der letzten 10 Jahre unerwartet hohe (3/5)