Es war einmal eine Sexworkerin. Die lebte in Schweden und weil sie genug hatte von den vielen Verboten, beschloss sie fortzugehen. Sie twitterte manchmal und kannte deshalb den @beckstown78 und so sagte sie sich: "Bremen ist ok, da geh ich hin."
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Sie packte ihr rotes Bündel und zog los. Nach einer Weile sah sie eine traurige Gestalt am Wege liegen. "Was ist mit dir?" fragte sie? "Ach, weh. Meine Kantine ist geschlossen und ich bin so hungrig!". "Tja, Pech", antwortete sie und zog weiter.
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Nach ein paar Schritten seufzte sie, ging zurück und sagte: "In Bremen gibts Kantinen, hab ich gehört. Komm halt mit." Die Gestalt sprang freudig auf ihre kurzen Beine, wackelte mit den Hängeohren und lief los.
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Sie kamen nicht weit, da trafen sie auf eine weitere Gestalt. "Ja hallo, was ist mit dir?" "Ach, ich würde so gerne einen heißen Tee trinken, doch überall gibts nur Kaffee!". Da die Sexworkerin Geschmack hatte, mochte sie auch keinen Tee und lief rasch weiter.
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Doch kurz darauf saß schon wieder jemand im Graben. "Ja was ist denn das für eine Strecke hier?", fragte sie genervt. "Geh halt woanders lang", entgegnete die Person im Dino-Outfit und unterstrich das mit einem lauten Geräusch aus dem Analbereich.
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"Steh lieber auf und komm mit nach Bremen! Sowas wie du hat uns noch gefehlt!" Der Dino-Person war's egal und sie schloss sich den beiden an. Weiter ging es, doch, man ahnt es, der nächste tauchte schon auf.
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"Und wer bist du jetzt wieder?" "Küss d'Hand, ich komm aus einem Land wo Germ und Powidl fließen." Niemand verstand ihn, doch kam es jetzt auch nicht mehr darauf an und er wurde kurzerhand mit genommen. Auf nach Bremen.
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Es wurde unterdessen spät und weil sie ständig aufgehalten wurden, war es noch weit bis Bremen. So sagten sie sich, lasst uns rasten. In der Ferne leuchtete ein schwaches Licht und der stets hungrige Gefährte schnüffelte und rief: "Eine Waldkantine!"
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Besser eine Kantine als der Wald, dachten sie und gingen in die Richtung. Näher gekommen entpuppte es sich als heruntergekommenes Haus. "Lass uns hineinsehen", sprach die Sexworkerin und weil sie alle nicht groß gewachsen waren, stellten sie sich aufeinander.
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Die Sexworkerin ließ die Person im Dinokostüm auf ihre Schultern und diese wiederum den Handküsser. Auf ihn kletterte der drahtige kleine Kantinenfan und blickte durch das Fenster.
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"Was siehst du?", fragten die anderen. "Einen Tisch. Und finstere Gestalten. Abolis!" Vor Schreck fielen die vier um und machten entsetzlich Lärm. Dem Dino entwichen Darmwinde, der Handküsser rief schrill "Pedasüüüühh!", die Sexworkerin keuchte und der Kantinenfan knurrte.
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Die Abolis waren entsetzt von der Kakophonie und sie suchten rasch das Weite. Die vier Wanderer betraten die Hütte, heizten den Ofen mit einigen herumliegenden Büchern von Manfred Paulus und Postern von Leni Breymaier und legten sich schlafen.
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Die Abolis im Wald sahen, dass das Licht erlosch und meinten, sie hätten doch etwas überstürzt gehandelt und man sollte doch das schöne Versammlungshaus nicht so einfach aufgeben und überhaupt, wer erklärt jetzt den Frauen, dass sie befreit werden müssen und wovon?
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So fassten sie sich ein Herz und schickten ihre empörungsfreudigste Vertreterin los, die Lage zu erkundschaften. Diese betrat vorsichtig das Haus, stolperte aber im Dunkeln und hielt sich an einem Strick fest.
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Es war aber der Schwanz des Kantinenfetischisten und dieser wurde aus einem Traum über Jagdwurst gerissen und war so entrüstet, dass er aufsprang und ins abolitionistische Bein biss.
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Die Eindringende sprang weg, traf dabei den Handküsser, der sein "Pedasühh!" brüllte. Sich die Ohren zuhaltend versuchte sie wegzukommen, stand jedoch der Sexworkerin in roten Dessous gegenüber.
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Hysterisch rannte sie aus dem Haus und zu ihren Gefährt*innen. "Was war, so sprich!" "Oh, es war entsetzlich. Ein schmaler Gnom sitzt dort, der zusticht, wenn man ein Seil betätigt. Dazu ein Dämon, der schreckliche Flüche ruft."
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"Oh weh!" "Doch noch nicht genug, ein Drache speit fürchterliche Gase und wenn man das übersteht wartet eine Vertreterin der Prostitutionslobby!" Die ohnehin schon fahlen Abolis erbleichten.
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Sie erkannten, dass dies kein guter Ort mehr für sie war und beschlossen, noch in der gleichen Nacht zurückzukehren nach Baden Württemberg.
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Die vier Gesellen jedoch sahen am nächsten Tag, welch gute Lage das Objekt hat und verzichteten auf Bremen. Statt dessen eröffneten sie einen Erotiksalon mit angeschlossener Kantine und lebten glücklich bis an ihr ENDE.
(Falls jemand nicht genug hat und den ersten Teil nochmal nachlesen möchte, bitte:
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Geht mal nicht um mich, nicht ums Sexwork, nicht um was aktuelles. Einfach mal ein Blick in die Vergangenheit. Man denkt ja immer, so übel wie jetzt waren Medien und Internet noch nie. Aber auch die Zeit vor dem Internet konnte sehr abscheulich sein.
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Ich bin vor einigen Tagen durch Zufall und Zappen in der Wikipedia auf einen Fall gestoßen, der es wirklich in sich hatte, vor allem wenn man da unvorbereitet nach Einträgen über die Geschichte der englischen Eisenbahn oder des Hutes landet.
Oft kommt pro Sexwork das Argument, dass es ohne unsere Dienstleistung mehr Übergriffe und Vergewaltigungen gäbe.
Das finde ich grundfalsch.
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Erstmal sehe ich mich und meine Kolleg*innen nicht als legales "Ventil" für Triebtäter, sondern als Anbieter der Dienstleistung Sex auf Augenhöhe.
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Des weiteren sind die meisten unserer Kunden ganz normale Männer (gelegentlich auch w/d), die sich nicht auf die nächste Person im Park stürzen würden, wenn sie keinen Paysex bekämen.
Mein Outing im persönlichen Umfeld habe ich ja soweit abgeschlossen. Ich ziehe mal Bilanz.
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Zuerst habe ich meine beste Freundin eingeweiht und das lief unspektakulär ab. Nicht, dass sie es schulterzuckend zur Kenntnis genommen hätte, aber mehr als ein paar interessierte Fragen und Sorgen um meine Sicherheit waren da nicht.
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Später, im Freundeskreis war das nicht ganz so. Zwar kamen die meisten auch gut klar damit, aber eben nicht alle. Zwei brachen den Kontakt mehr oder weniger ab, interessanterweise die, bei denen ich es nicht erwartet hatte.
Stellt euch noch mal vor, es ist kein Corona, ich bin wieder die Vanessa, hab einen Freund und ein kleines Kind und ich möchte ins Sexwork einsteigen. Diesmal in einem Land mit „nordischem Modell“. 1/14
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Ich bin gesetzestreu und das ist erstmal einfacher als in Deutschland, denn anmelden muss ich mich nicht. Sex verkaufen darf ich, blöd ist nur, dass es für den Kunden strafbar ist, das Angebot anzunehmen.
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Aber ist ja sein Problem, denke ich mir und Nachfrage gibt es ja immer. Also, dann kanns losgehen. Wieder fragt sich, wo und wie. Ein Bordell? Nein, gibt es nicht legal, das fällt ja unter das Verbot.
Stellt euch mal vor, es ist kein Corona, ich bin jetzt die Vanessa, hab einen Freund und ein kleines Kind und ich möchte ins Sexwork einsteigen. Okay? Gut. 1/15
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Ich halte mich an die Gesetze, deshalb besorg ich mir erstmal einen Termin auf dem Amt. Dort gibt es zwei Gespräche, bei denen ich allein erscheinen muss, mein Freund darf nicht mit.
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Im ersten geht es darum, ob ich es freiwillig mache, ob ich weiß was mich so erwartet und welche Rechte und Pflichten so bestehen. Wenn ich Glück habe, ist der Mitarbeiter kompetent, mit Pech wurde er vom Chef dazu verdonnert und hat wenig Bock darauf.